Lauenburg. Zweimal hat die Stadt Pech gehabt bei der Vergabe von Fördermitteln. Weshalb der Umbau der Fachkabinette jetzt trotzdem begonnen hat.

Chemieunterricht ohne Experimente ist doch eigentlich so, als würde man auf dem Trockenen Schwimmen lernen. In der Albinus-Gemeinschaftsschule gibt es seit Jahren nur theoretischen Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern. Nach einem missglückten Experiment im Jahre 2017, bei dem ein Schüler schwer verletzt wurde, durften an der Schule keine derartigen Versuche mehr ausgeführt werden.

Die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards können nicht eingehalten werden. Doch das ist bald Geschichte: Derzeit werden die naturwissenschaftlichen Fachkabinette der Albinus-Gemeinschaftsschule komplett umgebaut. 1,3 Millionen Euro lässt sich die Stadt Lauenburg das Projekt kosten.

Trotz Förderpleite: Lauenburg investiert in neue Schullabore

Für die mangelhafte Ausstattung des naturwissenschaftlichen Unterrichts hatte sich bereits vor sechs Jahren eine mögliche Lösung abgezeichnet. Die Stadt hatte sich damals für das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen“ beworben. Geplant war, einen Teil der Schule durch einen Neubau zu ersetzen. Hier sollten Ganztagsbereich und Naturwissenschaftsräume Platz finden. Doch der Plan ging nicht auf: Zu viele Kommunen hatten sich deutschlandweit beworben. Lauenburg ging leer aus.

Dann die zweite Förderpleite: In einer abgespeckten Variante hatte die Stadt geplant, die vorhandenen Fachkabinette umzurüsten. Auch dafür hatte die Verwaltung einen Fördertopf aufgespürt. Zunächst sah auch alles gut aus. 550.000 Euro aus dem Schulbauprogramm Impuls 2030II sollten nach Lauenburg fließen. Damit wäre gut die Hälfte der damals kalkulierten Kosten abgedeckt gewesen. Doch dann erneut eine Enttäuschung. Die Expertise des Kreises über den Förderantrag der Stadt hatte nicht rechtzeitig vorgelegen.

Ohne Schülerexperimente stehen Abiturprüfungen auf der Kippe

Wie die Sache letztlich ausgeht, ist noch offen. „Wir hoffen, dass wir uns mit dem Kreis außergerichtlich einigen können, wägen allerdings auch ab, ob wir Klage erheben“, sagt Bürgermeister Thorben Brackmann. Doch die Politik war sich schon vorher einig: Die Umrüstung der naturwissenschaftlichen Fachräume an der Albinus-Gemeinschaftsschule dürfe nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden. Im schlimmsten Fall wäre es künftig sogar möglich, dass Abiturienten in den jeweiligen Fächern nicht mehr zu den Prüfungen zugelassen werden.

Dieses Risiko will in Lauenburg niemand eingehen. Unabhängig von der klammen Haushaltslage der Stadt sind im Haushalt für dieses Jahr 500.000 Euro für den Umbau der Fachräume eingeplant, der Rest schlägt im nächsten Jahr zu Buche.

Albinus-Gemeinschaftsschule
Visualisierung der neuen naturwissenschaftlichen Räume an der Albinus-Gemeinschaftsschule. Die Medienschiene über den Schülerarbeitsplätzen kann per Knopfdruck abgesenkt werden. © Wesemann GmbH | Wesemann GmbH

Hohe Sicherheitsstandards bei Ausstattung von Schülerlaboren  

Die Anforderungen an naturwissenschaftliche Unterrichtsräume an Schulen sind hoch. Es müssen zahlreiche Vorschriften unter anderem zu Fluchtwegen, Brandschutz, Gasinstallation, Lüftungsmöglichkeiten beachtet werden. Außerdem müssen Chemikalien entsprechend der gültigen Richtlinien verwaltet, gelagert und entsorgt werden können. Immer wieder kommt es bei Nichteinhaltung zu schwerwiegenden Zwischenfällen.

Schüler- und Lehrerexperimente dürfen nur unter Einhaltung von hohen Sicherheitsstandards in den Unterricht einbezogen werden. Für die Ausstattung der künftigen Fachkabinette hat die Verwaltung die Firma Wesemann aus Syke in Niedersachsen beauftragt. Das Unternehmen für Laboreinrichtungen ist unter anderem darauf spezialisiert, naturwissenschaftliche Räume in Schulen nach den gesetzlichen Standards auszustatten.

Schullabor: Höhenverstellbare Medienschiene über jeden Arbeitsplatz

Wo früher Schüler chemische Formeln ausgeglichen oder im Biologieunterricht Fische seziert haben, herrscht jetzt eine andere Betriebsamkeit. Die ehemaligen naturwissenschaftlichen Fachkabinette sind bereits komplett entkernt. Bauarbeiter sind damit beschäftigt, Wände für die neuen Leitungen aufzustemmen.

Die Firma Wesemann kann mit einigen Erfahrungen in Sachen naturwissenschaftlicher Schulausstattung aufwarten. Zum Einsatz kommt dabei immer – so auch in Lauenburg – eine im Unternehmen entwickelte höhenverstellbare Medienschiene, welche die Strom-, Wasser- und Gasversorgung zur Durchführung von Experimenten und Versuchen, über die Decke sicher an die einzelnen Schülerplätze führt.

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Neue Fachkabinette: Fertigstellung nach den Osterferien

Zum Standard naturwissenschaftlicher Lernkabinette gehört heute auch, dass Chemikalien, Präparate und andere Unterrichtsmaterialien sicher verschlossen werden können. Auch dafür sowie für die Unterrichtsvorbereitung gibt es im neuen naturwissenschaftlichen Bereich der Albinus-Gemeinschaftsschule entsprechende Räumlichkeiten.

Noch braucht man eine ganze Menge Fantasie, um sich das alles vorzustellen. Martina Wulf-Junge vom Stadtentwicklungsamt Lauenburg informiert sich regelmäßig vor Ort über den Baufortschritt. Das Ziel ist ehrgeizig. „Wir wollen die Räume im nächsten Jahr nach den Osterferien an die Schule übergeben“, sagt sie.