Lauenburg. Lauenburg. Experiment gerät außer Kontrolle. Stichflamme verletzt Jungen an Gesicht und Händen.
Ein Experiment im Chemieunterricht ist in der Albinus-Gemeinschaftsschule außer Kontrolle geraten. Dabei erlitt der 16-jährige Lucas B. an Gesicht und Händen so starke Verbrennungen, dass er in die Boberger Unfallklinik eingeliefert werden musste.
Das Experiment nennt sich „Schlangen des Pharao“ und gehört zu den beliebtesten Versuchsanordnungen im Chemieunterricht der neunten Klassen. Dabei werden Hustenpastillen mit Spiritus getränkt und angezündet. Nach der chemischen Reaktion bleiben schwarze Schlangen aus Kohlenstoff übrig. Das anschauliche Experiment wird unter anderem auf der Seite für Pädagogen www.chemieunterricht.de empfohlen und ausführlich beschrieben.
Stichflamme trifft Schüler in der ersten Reihe
Warum der Chemielehrer den Versuch am vergangenen Freitag nicht unter Kontrolle behielt, wird derzeit von der Polizei ermittelt. Fest steht: An den Pastillen, die eigentlich mit kleinen blauen Flammen abbrennen sollten, entzündete sich eine Stichflamme, die den Jungen in der ersten Reihe voll traf.
„Hätte er nicht zufällig seine dicke Jacke anbehalten, wäre es vermutlich noch schlimmer ausgegangen“, sagt sein Vater. Mitschüler berichteten gestern gegenüber unserer Zeitung, dass der Lehrer während des Experimentes noch einmal die brennbare Flüssigkeit nachgegossen haben soll. Davor wird in den Anleitungen zu dem Versuch ausdrücklich gewarnt.
Bei Schulexperimenten strenge Vorschriften
Schulleiterin Dr. Britta Ahnfeld, die nach eigenen Angaben am Freitag nicht in der Schule war, kann sich den Unfallhergang nicht erklären. „Es gelten bei Schulexperimenten strenge Vorschriften. Unter anderem ist der Sicherheitsabstand zwischen dem Versuchsaufbau und den Schülerbänken genau festgelegt. Wir haben kein Versäumnis feststellen können“, versichert sie.
Nach dem Unfall seien der Rettungsdienst und die Eltern des Jungen sofort informiert worden. Über den schulpsychologischen Dienst würden derzeit Schülerinnen und Schüler betreut, die den Vorfall mit ansehen mussten.
Polizei hat Ermittlungen aufgenommen
Lauenburgs Polizeichef Ulf Clasen bestätigt die in den sozialen Netzwerken kursierenden Gerüchte nicht, dass die Schule den Vorfall am liebsten unter den Teppich kehren wolle. „Wir haben die Ermittlungen aufgenommen und stehen im kooperativen Austausch mit der Schulleitung“, sagt er.
Wie schwer die Verletzungen des 16-Jährigen tatsächlich sind, ist derzeit noch nicht absehbar. „Lucas hat starke Schmerzen und muss etliche Torturen über sich ergehen lassen. Aber es besteht Hoffnung, dass er keine bleibenden Narben zurück behält“, sagt sein Vater.
Bereits in Berlin ein Schüler verletzt
Der Lauenburger Vorfall bei dem im Unterricht oft angewandten Versuchsaufbau „Schlangen des Pharao“ ist offenbar kein Einzelfall: Im Februar 2015 erlitt ein 17-jähriger Schüler am Berliner Schliemann-Gymnasium bei diesem Experiment ebenfalls schwere Verbrennungen.