Schwarzenbek. Rund 700 Menschen besuchten das Konzert, das Zeichen gegen rechts setzen will, in Schwarzenbek. Auch Vertreter der AfD waren vor Ort.

Als sich unter der Brücke im Stadtpark von Schwarzenbek am Sonnabendmittag die ersten Menschen versammelten, linsten einige Neugierige vom Penny-Parkplatz runter auf den stadtbekannten Veranstaltungsort. „Was da wohl los ist?“, dürfte sich der ein oder andere gedacht haben. Die Antwort: Die erste Ausgabe des Pegasus Festivals in der Europastadt.

Eher verhalten näherten sich die Menschen aus Schwarzenbek und umliegenden Orten dem ersten Pegasus Festival in Schwarzenbek, das unter dem Slogan „Gemeinsam solidarisch“ lief und ein Zeichen gegen den Rechtsruck der Gesellschaft setzen will. Doch gegen 15 Uhr hatte sich der Festivalort, an dem seit vielen Jahren das Aral Open Air stattfindet, etwas gefüllt. Rund 150 Menschen verfolgten das Konzert der Bremer Punk-Band Fuckin Fiona.

Pegasus Festival: Organisatoren schützen Gäste vor Angriffen

Wie die Veranstalter mitteilen, haben insgesamt rund 700 Menschen das Pegasus Festival besucht. „In der Spitze hatten wir ungefähr 350 Gäste“, sagt Joost Hagen aus dem Organisationsteam. Besonders gefreut habe ihn, dass das Fest verschiedene Generationen zusammengebracht hat. „Es war schön, wie die Omas mit 20-Jährigen zu Hip-Hop getanzt haben“, sagt er.

In der Spitze versammelten sich 350 Menschen unter der Brücke. 
In der Spitze versammelten sich 350 Menschen unter der Brücke.  © Pegasus Waterkant | Pegasus Waterkant

Auch wenn er mit dem Zuspruch nicht unzufrieden ist, sieht er dennoch Luft nach oben. „Wir haben in die Rechnung nicht mit einbezogen, dass wir hier das erste Mal waren. Wir haben kein Stammpublikum“, sagt er. Andere traditionsreiche Events wie das Aral Open Air können dagegen auf jahrelange Stammgäste zählen. Zudem seien durch Veranstaltungen in Geesthacht und Büchen und durch den Christopher Street Day in Wismar viele potenzielle Gäste woanders gewesen. Insgesamt seien die Organisatoren aber zufrieden, ein solches Event auf die Beine gestellt zu haben.

Farbe bekennen nach Wahlen in Thüringen und Sachsen

Begleitet wurde der zehnstündige Festivaltag von Informationsangeboten unterschiedlicher Initiativen. Omas gegen rechts, Resqsuip, der Kinderschutzbund und das Bündnis „Das Herzogtum bleibt nazifrei“ als Mitveranstalter informierten über politische Projekte im Kreis Herzogtum Lauenburg. „Ich bin heute hier, um ein Zeichen zu setzen und fühle mich mit dem Aktionstag verbunden“, sagt Ellen Ancot von den Omas gegen rechts.

Gerade nach den Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen, wo jeder Dritte die Alternative für Deutschland wählte, sei es ihr wichtig, Farbe zu bekennen. Gleichzeitig zweifelte sie, ob man mit einem solchen Festivaltag Menschen zu einem Meinungsumschwung bewegen könnte. „Die meisten Menschen hier sind wohl Gleichgesinnte“, sagte Ancot.

Eröffnet wurde das Pegasus Festival in Schwarzenbek von der Punk-Band Fuckin Fiona. 
Eröffnet wurde das Pegasus Festival in Schwarzenbek von der Punk-Band Fuckin Fiona.  © Marc Nasner | Marc Nasner

Den Veranstaltungsort hatten die Initiatoren nicht ganz zufällig gewählt. In der Vergangenheit soll es unter der Brücke zu Übergriffen auf Jugendlichen gekommen sein. Wie ein Sprecher der Initiative „Das Herzogtum bleibt nazifrei“ erklärte, gebe es in Schwarzenbek lose rechtsradikale Strukturen. Im April war eine Frau mit Kinderwagen aus mutmaßlich fremdenfeindlichen Motiv von Unbekannten angegriffen worden. Auch gegen solche Übergriffe will das Festival Zeichen setzen. Bisher waren nur Orte im Norden des Herzogtums sowie einmal Geesthacht Austragungsort des Pegasus Festivals.

AfD guckt wieder interessiert zu

Wie schon bei der Demo auf dem Ritter-Wulf-Platz gegen die sogenannten Remigrationspläne von Rechtsextremen sollen auch beim Pegasus Festival AfD-Politiker das Geschehen beobachtet haben. Da sich rund um den Veranstaltungsort Personen aus dem rechten Spektrum aufgehalten haben sollen, habe man einen Sammelpunkt für Gäste eingerichtet, damit diese ohne Gefahr gemeinsam bis zum Bahnhof gehen können.

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Ob das Festival künftig auch in Schwarzenbek stattfinden soll, lässt Joost Hagen zum jetzigen Zeitpunkt offen. „Da wird es jetzt eine Feedback-Runde geben. Prinzipiell aber ja“, sagt er. Man habe große Unterstützung von der Verwaltung bei der Organisation erhalten. „Ganz besonders möchte ich hier den Bürgermeister hervorheben. Der hat sich sehr stark für uns eingesetzt.“