Börnsen. Ende August sollte Schluss sein mit der Vollsperrung der Zufahrtsstraße zu ihrer Siedlung. Daraus wurde nichts, es kommt schlimmer.
Am 31. August hätten die Probleme durch die Vollsperrung des Hamfelderedder in Börnsen vorbei sein sollen für die Anwohner der Wohnsiedlung am Ende der Straße. So wurde es ihnen vorab kommuniziert über Hauswurfsendungen, über ein Poster im Aushang des Informationskastens, und so war es auch im Internet zu lesen. Die Sperrung schneidet ihre Siedlung vom Dorf ab.
Doch der Termin ist längst gerissen, und es kommt für die Betroffenen in Börnsen noch schlimmer. „Eine absolute Fehlplanung, alles ist nicht eingehalten worden, alle Angaben waren zu hundert Prozent falsch“, ärgert sich eine Anwohnerin des Viertels rund um den Waldkamp, die ihren Namen nicht veröffentlicht sehen möchte.
Börnsen: Siedlung am Hamfelderedder noch Monate abgeschnitten
Das Durchfahrtsverbot auf dem Hamfelderedder soll nun plötzlich vier Monate länger dauern, bis zum 20. Dezember. Im Oktober wandert die Baustelle zwar nordwärts bis auf Höhe der Schule, geöffnet aber wird die Straße nicht. Dann ist auch die Zufahrt zum Parkplatz der Sportanlage von Norden nicht mehr möglich.
Zudem nerven neuerdings schwere Baustellenfahrzeuge, die in den Straßen der Siedlung abgestellt werden, die Anwohner. Zudem sollen neben den Erschließungsarbeiten für das Baugebiet auf dem ehemaligen Grandplatz am Hamfelderedder nun auch noch Löcher im Asphalt von Feldkamp und Waldkamp geflickt werden.
Baulärm und Dieselabgase, Anwohner lassen Fenster geschlossen
Die Baumaschinen sorgten für schlechte Luft, weil sie ihre Motoren warmlaufen ließen, es stinke nach Dieselabgasen und sie produzierten einen Höllenlärm, berichtet die Anwohnerin. „Die Fenster können wir nicht mehr aufmachen, und die Teller klirren im Schrank. Im Homeoffice zu arbeiten, ist gar nicht möglich“, klagt sie. Zudem blockierten die Fahrzeuge Zufahrten zu Grundstücken. So wusste sich eine Anwohnerin kürzlich nicht anders zu helfen, als mit dem Auto quer über eine Wiese zu fahren, um fortzukommen.
Ein Rätsel ist, warum nun eine Verlängerung der Vollsperrung ansteht. „Aufgrund von Erschließungsarbeiten des neuen B-Planes wird es im Zeitraum vom 01.07.2024 bis 31.08.2024 im Bereich des Hamfelderedders zu erheblichen Verkehrseinschränkungen kommen. Der Bereich Hamfelderedder wird zwischen Sportplatz und Einmündung Feldkamp/Waldkamp voll gesperrt“, diese ursprüngliche Mitteilung, von der die Anwohner annahmen, sie sei weiterhin relevant, war am vergangenen Mittwoch immer noch auf der Seite des Amtes Hohe Elbgeest zu finden.
Weitere Vollsperrungen nach August wurden nicht angekündigt
Der Hamfelderedder ist enorm wichtig für die Siedlung südlich des Sportplatzes. Die Anwohner sind über ihn wie mit einer Nabelschnur an den oberen Ortsteil angebunden. Eine zweite Zufahrt gibt es nur noch über den Dänenweg von der K80 aus. Was momentan zum Teil mit großen Umwegen über Kröppelshagen oder die A25 verbunden ist, weil auch dort auf Höhe der Kreissparkasse bis Ende September unter einer Vollsperrung gebaut wird.
Zum 31. August sollte die Zeit der Entbehrungen für die Anwohner eigentlich vorbei sein. Weitere Bauarbeiten sollte es zwar geben, aber keine weiteren Vollsperrungen, so hat es Bauamtsleiter Marco Haralambous Ende Juli unserer Zeitung auf Anfrage mitgeteilt. „Danach ist für längere Zeit keine Einschränkung mehr geplant“, hieß es. Marco Haralambous kann zurzeit nicht befragt werden, er ist im Urlaub.
Verwirrung: Mitarbeiter der Baufirma ging immer von Dezember aus
„Von diesem Datum habe ein Mitarbeiter der Firma, die bei den Bauarbeiten tätig ist, nichts wissen wollen, als ich ihn wegen der Verzögerung gefragt habe“, berichtet die Anwohnerin. „Der 31. August war aus seiner Sicht nie der richtige Termin“. Der Mann wird auf der Börnsener Webseite offiziell als Ansprechpartner angegeben. „Dass es damit bis Dezember dauere, sei der Gemeinde von vornherein bekannt gewesen“, hat er mir gegenüber gesagt“, berichtet die Anwohnerin. Der Mitarbeiter selbst lehnte es ab, unserer Zeitung gegenüber Auskünfte zu geben.
Simone Kelling vom Amt Hohe Elbgeest indes spricht sehr wohl von einer Verlängerung. „Wir sind nur die Ordnungsbehörde, die die verkehrsrechtliche Anordnung erteilt und eben nicht die Projekte koordiniert“, erklärt sie. „Wir hatten einen Antrag auf verkehrsrechtliche Anordnung bis zum 31. August und haben einen Verlängerungsantrag dazu bekommen. Die Bitte um Verlängerung ist kurzfristig eingegangen“, berichtet die Leiterin des Ordnungsamtes.
Baufirmen können Verlängerung der Vollsperrung ohne Begründung beantragen
Warum es den Wunsch nach Verlängerung gegeben habe, könne sie nicht nachvollziehen. „Das beantragen die am Bau beteiligten Firmen selbständig, auch ohne Angabe von Gründen. Sie sind momentan offensichtlich nicht in der Lage, da Verkehr durchfahren zu lassen. Sie müssen uns gegenüber nicht begründen, warum sich das verzögert hat“, sagt Simone Kelling.
Auch die Anwohnerin konnte nicht erfahren, warum sich die Arbeiten so lange hinziehen. „Einer schiebt es dem anderen zu“, sagt sie und vermisst Transparenz. „Da muss etwas Unverhältnismäßiges passiert sein“, spekuliert die Börnsenerin. „Der Hamfelderedder ist eine der ältesten Straßen in der Gemeinde. Jeder hier weiß, wenn man hier etwas anfängt, kann man immer zwei weitere Sachen gleich mit einplanen“.
Auch Börnsens Bürgermeisterin ging von Ende der Vollsperrung im August aus
„Die baurechtliche Anordnung wurde immer neu erstellt, weil die Baustelle ja wandert, deswegen sind das wohl einzelne Genehmigungsabschnitte, so wurde mir das erklärt“, gibt Börnsens Bürgermeisterin Monique Hoops ihren Teil am Wissen über die Vorgänge weiter.
„Die Vollsperrung soll in der Form wohl die ganze Zeit bestehen bleiben. Die Arbeitsfläche, die benötigt wird, um Schmutzwasser, Regenwasser und die ganzen anderen Zuleitungen wie Fernwärme zu verlegen, ist halt so breit, dass die Firma keine halbseitige Sperrung hinbekommen. Auch aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht. Ich persönlich bin auch zuerst von Ende August ausgegangen. In der Baubesprechung wurde mir das dann so vermittelt“, sagt sie.
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Die Anwohnerin indes fühlt sich auch von ihrer Gemeinde im Stick gelassen. „Warum sind die Anwohner diesmal nicht informiert worden? Im Sommer wurden wir ja auch informiert. Es war keiner erreichbar, für uns ist niemand ansprechbar“, macht sie ihrem Ärger Luft. Eine ältere Nachbarin glaube schon nicht mehr, dass selbst der Termin im Dezember zu halten sei. „Sie hat gesagt: ,Ich glaube, ich sterbe vorher, als bis das hier fertig ist‘“.