Lauenburg. Die Flutwelle aus Sachsen wird die Stadt weniger hoch erreichen, als teilweise befürchtet worden war. Es bleibt bei Vorsichtsmaßnahmen.

Die Situation in Lauenburg wird durch das Elbe-Hochwasser in Sachsen nicht großartig gestört. Die Vermutung von Stadtplanungschef Christian Asboe vom Wochenanfang hat sich inzwischen bestätigt. „Wir holen den Schiffsanleger herein und räumen die Uferpromenade frei, das wird es für Lauenburg sein“, sagte Asboe am Mittwoch auf Anfrage unserer Redaktion.

Nach derzeitigem Stand hat sich die Überzeugung verfestigt, dass die Hochwasserlage in Tschechien und Sachsen nicht dazu führen wird, dass das Wasser der Elbe in Lauenburg auch nur die erste von vier Warnstufen erreicht, sagte der Amtsleiter. „7,60 Meter werden wir Anfang nächster Woche nicht erreichen“, ist er überzeugt.

Elbehochwasser: Flutwelle wird Lauenburg voraussichtlich verschonen

In Dresden hat die Elbe am Mittwochmorgen den Richtwert für die Alarmstufe 3 überschritten. Das bedeutet, dass bebaute Fläche, überörtliche Straßen und Schienenwege überschwemmt werden können. Nach Vorhersagen soll der Wasserstand im Laufe des Mittwochs weiter steigen, bevor er in der Nacht auf Donnerstag wieder leicht sinkt. Die höchste Alarmstufe 4 ab sieben Metern wird demnach dort nicht erreicht. 

In Lauenburg sind nach dem Treffen am Dienstag weitere Zusammenkünfte mit anderen, in der Gefahrenabwehr tätigen Organisationen derzeit nicht im Gespräch. Das Treffen mit dem Wasser- und Bodenverband sei einfach nur deswegen angesetzt worden, weil die Vertreter sowieso turnusmäßig zusammenkamen, erklärte Asboe.

Sanierung des abgerutschten Butterbergs an der B209 kann beginnen

Da die Flutwelle in Lauenburg nicht so hoch auflaufen soll, bleibe es auch voraussichtlich dabei, dass mit der Sanierung des abgerutschten Butterberges über der B209 Anfang Oktober begonnen werden könne. Und das sei auch gut so, meint Asboe mit Blick auf den engen Zeitplan. Der sehe schließlich den Abschluss der Arbeiten noch im laufenden Jahr vor – wenn denn das Wetter in den kommenden Wochen mitspiele.

Juni 2013 in Lauenburg: Ein Feuerwehrmann geht durch die überflutete Unterstadt.
Juni 2013 in Lauenburg: Ein Feuerwehrmann geht durch die überflutete Unterstadt. © picture alliance / dpa | Marcus Brandt

Mit einer Mischung aus Besonnenheit und Befürchtungen hatten die Verantwortlichen in Lauenburg Anfang der Woche auf das Herannahen des Elbehochwassers geschaut. Ein Wiederholen der Flut von vor elf Jahren werde sich nicht einstellen, so viel schien sicher. Doch wie stark die Hochwasserwelle der Elbe den äußersten Südosten Schleswig-Holsteins treffen würde, war noch nicht klar.   

Flutwelle auf der Elbe: Über Hochwasser inzwischen besser informiert

„Wir sind besser informiert als noch vor wenigen Jahren“, zeigte sich Reinhard Nieberg vom Wasser- und Bodenverband überzeugt. Der Kenntnisstand von der herannahenden Flutwelle sei erheblich besser, als es noch vor einer Handvoll Jahren möglich war. „Die Talsperren haben die vergangenen Tage eine große Menge Wasser abgelassen, mit Blick auf Dresden das getan, was möglich war“, erläuterte der frühere Leiter von Bau- und Stadtplanungsabteilung im Lauenburger Rathaus.

Die Häuser des Luftkurortes Rathen spiegeln sich im Hochwasser der Elbe. Die Pegelstände steigen in Sachsen weiter an.
Die Häuser des Luftkurortes Rathen spiegeln sich im Hochwasser der Elbe. Die Pegelstände steigen in Sachsen weiter an. © dpa-tmn | Jan Woitas

Als Nächstes seien nun die Havelpolder an der Reihe. Sie würden mit Blick auf die Lage an der weiteren Elbe gefahren. Reparatur und Neubau an der Elbe seien in den vergangenen Jahren vorangekommen: Niemand dürfe mehr hoffen, dass nach dem Beispiel des Jahres 2013 erneut Deiche den Weg freigeben, sodass Wasser den Flusslauf verlässt, Nebenflächen ungesteuert überflutet würden.

Verschieben sich die Niederschlagsgebiete, könnte das Folgen haben

Dazu komme höhere angewandte Mathematik, ist Nieberg überzeugt. Er hat sich erst kürzlich einen Überblick über die Vorkehrungen im Verlauf der Elbe verschafft. Nach derzeitigem Stand geht er davon aus, dass die Wassermassen den Hauptstrom nicht verlassen.

Ein Foto von 2022: Reinhard Nieberg (l.) hat die Geschäftsführung der Hochwasserpatenschaft der Elbanrainer übernommen. Rechts der Vorsitzende Frank Mehr.
Ein Foto von 2022: Reinhard Nieberg (l.) hat die Geschäftsführung der Hochwasserpatenschaft der Elbanrainer übernommen. Rechts der Vorsitzende Frank Mehr. © Landeshauptstadt Magdeburg | Landeshauptstadt Magdeburg

Sollte es jedoch dazu kommen, dass sich Niederschlagsgebiete nur um 100 bis 200 Kilometer anders entwickeln als jüngst vorhergesagt, könne das Folgen haben. „Dann fließt möglicherweise das neue Wasser, das wir aktuell Richtung Balkan abfließen sehen, doch weiter Richtung Elbe. Dann werden die Karten möglicherweise neu gemischt.“

Hochwasserwelle: Erst ab 7,60 Meter gilt in Lauenburg Alarmstufe 1

Christian Asboe ließen die Mitteilungen vermuten, dass die Elbe auf dem Scheitelpunkt der Flutwelle in der Schifferstadt 6 bis 6,50 Meter erreichen würde. „Erst ab 7 Meter hätten wir erste Probleme. Und erst ab 7,60 Meter würden wir die Höhe erreichen, die Alarmstufe 1 bei uns auslöst“, sagte er.

Ein Bootsanleger schwimmt in der Hochwasser führenden Elbe. In Ostsachsen wird zur Wochenmitte der höchste Wasserstand  erreicht.
Ein Bootsanleger schwimmt in der Hochwasser führenden Elbe. In Ostsachsen wird zur Wochenmitte der höchste Wasserstand erreicht. © DPA Images | Jan Woitas

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Problematischer würde es, sollte der Wasserstand 8 Meter erreichen, mithin 1,5 Meter mehr als vorhergesagt, so Asboe. Die Vorhersagen zeigten jedoch eine andere Entwicklung.  „Es regnet zwar weiter, doch das Niederschlagsgebiet zieht weiter Richtung Österreich. Sollte sich daran nichts ändern, wird der Großteil der Regenmenge Richtung Süd-Osten, also Richtung Balkan abließen.“