Geesthacht. Ministerpräsident Daniel Günther traf sich mit Forschern des Helmholtz-Zentrums Hereon. Thema: Klimawandel und Extremwetterereignisse.
Wenn Daniel Günther im Kieler Landtag sitzt, könne er gut über die Förde bis zum Geomar Helmholtz-Zentrum in Kiel-Wellingdorf gucken. Ganz bis nach Geesthacht zum Schwester-Institut reicht der Blick des Ministerpräsidenten allerdings nicht. Deshalb besuchte der CDU-Politiker jetzt während seiner Sommerreise durch Schleswig-Holstein das Helmholtz-Zentrum Hereon in der Elbestadt. Warme Worte hatte er im Gepäck: „Wir wissen in Kiel, welchen Schatz wir in Geesthacht haben.“
Die dreitägige Reise Günthers durch Schleswig-Holstein steht im Zeichen der Jahrhundertflut im vergangenen Jahr. Im ganzen Bundesland trifft er sich mit Opfern der Sturmflut, aber auch mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die zum Hochwasserschutz und zum Klimawandel forschen. Einen Schaden von rund 250 Millionen Euro haben laut dem Ministerpräsidenten die Wassermassen im nördlichsten Bundesland angerichtet. Zukünftig gehe es darum, Schäden zu vermeiden.
Lauenburg und Geesthacht müssen mehr Hochwasser erwarten
Dass es zur Schadensvermeidung mehrere Wege gibt, zeigt die Reiseroute Günthers am Mittwoch. Vor seinem Aufenthalt in Geesthacht besichtigte der Ministerpräsident das Unternehmen Mobildeich in Henstedt-Ulzburg, das mit seiner Erfindung kurzfristig auf Hochwasser reagieren kann.
Einen Schritt früher setzt die Forschung des Helmholtz-Zentrums Hereon an: Die Professorinnen Daniela Jacob und Corinna Schrum gaben Einblicke in ihre Forschung zum Klimawandel und zur Früherkennung von Extremwetterereignissen. „Wir werden ihre Expertise in den kommen Jahren brauchen“, sagte der Ministerpräsident.
Immer mehr unerwartete Wetterphänome und Extremwetterereignisse
Denn dass der Klimawandel die Menschheit vor existenzielle Probleme stellt, zeigte eine Darstellung von Daniela Jacob. Sie erklärte: „Ich bin um 1960 geboren. Da konnte man sich 40 Jahre auf das Wetter verlassen.“ Junge Menschen hingegen würden in Zukunft immer mehr mit unerwarteten Wetterphänomenen und Extremwetterereignissen zu kämpfen haben. Stellvertretend hierfür sei die Sturmflut im vergangenen Jahr gewesen.
„Das war ein Peak“, sagte Corinna Schrum vom Institut für Küstensysteme. Die schlechte Nachricht: Zu solchen Unwettern wird es in Zukunft nicht nur häufiger kommen, sie werden auch heftiger ausfallen. Betroffen sein werden davon auch Geesthacht und vor allem Lauenburg, wenn Starkregen die Elbe flussabwärts füllt und von der Nordsee Wassermassen zeitgleich in die Elbe gedrückt werden.
Schleswig-Holsteiner müssen beim Klimaschutz mitgenommen werden
Wie also das Problem lösen? Wichtig sei – das wissen Landesregierung und Wissenschaft – dass die Menschen im Land beim Klimaschutz mitgenommen werden. In Schleswig-Holstein, wo Windenergie erzeugt wird, dürfe der Strom nicht teurer sein als an anderen Orten der Republik. „Die Netzentgelte sind in ihrer jetzigen Form kontraproduktiv“, sagte Günther. Immerhin würden Kommunen, die Windkraftwerke errichten, finanziell davon profitieren.
Den Besuch des Ministerpräsidenten nutzte auch Hereon-Geschäftsführer Prof. Dr. Matthias Rehahn: „Ich bin optimistisch, dass sich Gelder für die Forschung akquirieren lassen.“ Doch eine Zusage von Günther blieb mit Verweis auf die bekannt angespannte Haushaltslage aus: „Ich laufe bei meiner Sommertour nicht durch das Land und frage, wer noch Geld braucht.“