Schwarzenbek. Während der Streckensperrung Hamburg-Berlin wird die Station umgebaut. Doch die Pläne stoßen nicht überall auf Begeisterung.
Es ist am Freitagmittag, 16. August, eine der letzten Abfahrten des RE1 vor der langen Sperrung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin, als ein älterer Herr auf dem Schwarzenbeker Bahnhof kopfschüttelnd vor einem Wartehäuschen steht. Ihm missfällt, dass dort keine Bänke angebracht sind. Was nach einem Mangel aussieht, ist in Wahrheit jedoch der Beginn der Umgestaltung des Bahnhofs. Die alten Bänke liegen bereits auf der anderen Seite der Schienen in der Böschung. Das Grollen eines Presslufthammers ist im Bahnhofsumfeld zu hören, an den Fahrradhäuschen neben dem Imbiss wurden Sandhaufen aufgetürmt.
Während der langen Sperrung und dem mehrwöchigen Ausfall der Linie RE1 baut die Bahn die Station in Teilen um. Doch an den Plänen der Bahn gibt es auch Kritik. Diese seien nicht mehr als die Pflichtaufgabe der DB, stellt Benedikt Nyqvist vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), ein Interessensvertreter von Fahrgästen, klar.
Schwarzenbek: Wie der Bahnhof nach dem Umbau aussehen wird
Einer der wichtigsten Änderungen ist die Verlängerung der Bahnsteige an den Gleisen 1 sowie 4 und 5, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilt. Diese sollen von 166 Metern auf 220 Meter ausgebaut werden. „Die längeren Bahnsteige sind Voraussetzung für das neue Fahrplankonzept der Linie RE1 mit längeren Zügen zwischen Hamburg und Büchen“, so die Sprecherin weiter.
Der Bahnsteig für Gleis 1 werde allerdings erst im kommenden Jahr bei der zweiten geplanten Sperrung ausgebaut. Das neue Konzept soll ab Dezember 2026 greifen und mehr Fahrgästen Platz bieten, da zu Kernzeiten die Züge häufig sehr voll sind.
Im Zuge des Ausbaus soll auch das Blindenleitsystem überarbeitet werden. Geplant sei außerdem, auf dem Mittelbahnsteig zwischen den Gleisen 4 und 5 eine durchgängie Überdachung zu bauen. Bisher stehen dort nur kleine Häuschen, die Schutz vor der Witterung bieten. Für den Bahnsteig am Gleis 1, von wo aus Züge Richtung Schwerin und Rostock fahren, sei vorerst keine Überdachung geplant. Eine Entscheidung, die Benedikt Nyqvist vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), nachvollziehen kann. „Die meisten Fahrgäste steigen in die Züge nach Hamburg. Daher ist die Entscheidung verständlich“, sagt Nyqvist, der Koordinator für den Kreis Herzogtum Lauenburg ist.
Keine zweite Unterführung und kein DB-Servicestore
Weniger Verständnis hat Nyqvist für die Entscheidung, keine zweite Unterführung im Ostbereich des Bahnhofs zu bauen. Fahrgäste aus Schwarzenbek hatten den Wunsch nach einem zweiten Tunnel geäußert. Kommen Züge an, würden sehr viele Bahnkunden in die Unterführung am Imbiss strömen, wodurch sich die Abreise verzögert.
Während einer Online-Infoveranstaltung zur Bahnsperrung äußerten einige Teilnehmer den Wunsch nach einem DB-Servicestore, wie es ihn zum Beispiel am Bergedorfer Bahnhof gibt. Dem erteilte Christoph Hösch, Projektleiter DB-Personenbahnhöfe, jedoch eine Absage. Speisen und Getränke gebe es schließlich schon am griechischen Imbiss.
Kein Geld für schöneres Bahnhofsumfeld
Dass der Schwarzenbeker Bahnhof eine richtige Eingangshalle bekommt, hält Benedikt Nyqvist für illusorisch. „Bei solchen Projekten hält die Bahn mit die Hand auf“, sagt er. Der Stadt fehle es schlicht an Geld, um sich an einem solchen Projekt zu beteiligen. Allerdings sei auch der Nutzen einer Halle überschaubar, da es in Schwarzenbek keine Umstiege auf andere Bahnlinien gebe.
Apropos Geld: Als die Umgestaltung des Bahnhofsumfelds in der Stadtpolitik diskutiert wurde, sei vom Kreis vorgeschlagen worden, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Doch die Anregung vom ÖPNV-Fachdienstleiter Andrew Yomi wurde von den Stadtverordneten abgelehnt, da man dafür hätte Geld ausgeben müssen, wie Nyqvist berichtet. Doch eine Aufwertung des Bahnhofumfelds wäre sowohl auf der Seite der Buschkoppel als auch an den Busstationen dringend notwendig, wie Nyqvist betont.
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Belebung führt zu mehr Sicherheit
„Wo soll man sich am Bahnhof aufhalten, wenn man mal warten muss?“, fragt der VCD-Koordinator. An den Bushaltestellen am Bahnhof gebe es überhaupt keine Unterstellmöglichkeiten. „Das kann während des Schienenersatzverkehrs noch spaßig werden“, sagt er deshalb. Zumal die Sperrung, die im August 2025 beginnt, für neun Monate geplant ist und so bis in die Wintermonate hineinreicht.
Wünschenswert wäre für Nyqvist auch ein Nahversorger. So würde nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit in einem Stadtbereich geschaffen, wo es an Supermärkten mangelt, sondern auch die Sicherheit erhöht. Denn Orte, die höher frequentiert sind, seien für die Menschen auch sicherer.