Geesthacht. Der Klönschnack am Diek ist gefährdet. Und es wird spannend. Denn ob noch einmal gefeiert werden kann, entscheiden zwei Gutachter.
„Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“, lautet der Titel des Songs von Tiktoker „Balkonultra“, der während der Fußball-EM zum Sommerhit in den Stadien wurde. „Wir werden dafür kämpfen und lassen Emotionen freien Lauf“, heißt es weiter im Text. Der Protestsong der Fans erschallte nun auch am Sonnabend im Geesthachter Ortsteil Grünhof-Tesperhude beim Teichfest der Feuerwehr.
Rund 3000 Besucher kamen zum beliebten Klönschnack am Diek. Damit war die Veranstaltung erneut ein voller Erfolg. Doch vielleicht zum letzten Mal. Denn auch in Grünhof-Tesperhude könnte das Feuerwerk verboten werden und damit dem Fest, zumindest in der gewohnten Form, für immer ein Ende setzen. Die Organisatoren setzten mit dem Lied ein Zeichen, am Ende der Veranstaltung bedankten sie sich mit einem Lichteffekt: „Danke für 39 Jahre“ leuchtete im Nachthimmel. Ob eine 40. Auflage gefeiert werden darf, wird erst in einigen Wochen entschieden.
Teichfest in Grünhof-Tesperhude: Besucher stimmten Protestsong an
Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises hatte Bedenken angemeldet, da auf der anderen Seite am Steinberg das Naturschutzgebiet Hohes Elbufer zwischen Tesperhude und Lauenburg beginnt. Zudem hatte sich der Teich von einem Regenrückhaltebecken zum geschützten Biotop entwickelt. Aus diesen Gründen stand das Fest Anfang des Jahres erstmalig auf der Kippe. Es gab einen Ortstermin, und die Veranstalter bekamen Auflagen. Beispielsweise durfte das Höhenfeuerwerk nicht abgebrannt werden. Ein flaches Barockfeuerwerk war aber erlaubt.
Die Stadt ist dann mit in den Ring gestiegen, beauftragte die Biologin Astrid Jaschke und den selbstständigen Diplom-Biologen Björn Leupolt damit, bei der Veranstaltung ein Gutachten zu erstellen. Das soll der UNB vorgelegt werden. Die ermittelten Daten sollen dokumentieren, ob die Tiere am Teich und in der Nähe durch das Fest beeinträchtigt werden oder nicht. Die Entscheidung, ob das Fest noch einmal stattfinden kann oder nicht, hängt davon ab, was die beiden Gutachter ermitteln.
Aufnahmegeräte für Fledermäuse hängen insgesamt vier Wochen
Astrid Jaschke bezog auf dem Steg am Elbkantinchen Position. Von dort machte sie eine Bestandsaufnahme der Wasservögel. Björn Leupolt ist wiederum auf Fledermäuse spezialisiert. Für ein Monitoring hatte er an zwei Bäumen am Teich spezielle Aufnahmegeräte für ein Sonogramm installiert. Die Geräte wurden bereits zwei Wochen vor der Veranstaltung aufgehängt. Sie bleiben noch weitere 14 Tage vor Ort. Dieser Zeitraum soll genaue Aufschlüsse bringen.
„Wir sind heilfroh, dass die Stadt die Gutachterkosten übernimmt. Unsere Wehr hätte die Kosten nicht stemmen können“, sagt Hauptbrandmeister Jan Andersen. „Da nicht genügend Polizeikräfte abrufbar waren, trug die Stadt auch die Kosten für zwei zusätzliche Security-Kräfte“, berichtet der Wehrführer.
Trotz der Auflagen: Fest war wieder ein voller Erfolg
Auch, wenn die Veranstalter einen ganzen Katalog an Auflagen aufgebrummt bekamen, war das Fest ein voller Erfolg. Zum Gelingen steuerte ein gut durchdachtes Konzept bei, wie die Versorgungsstände aufgereiht wurden. So konnten Pfandbecher wahlweise am Getränkewagen oder an einem separaten Stand abgegebenen werden. Es gab daher kaum Wartezeiten.
Zweites Standbein des Erfolgs war das große Kameradschaftsgefühl der Retter. Rund 70 Menschen arbeiteten Hand in Hand. Es waren Feuerwehrleute, aber auch deren Angehörige, die mitanpackten. Die Neuerungen schienen niemanden der Besucher zu stören. Am Hang wurden Decken ausgebreitet und mitgebrachte Stühle aufgestellt. An den Ständen gab es eine bunte Auswahl an Getränken und Speisen. Von Popcorn bis zur Currywurst und von der Limo bis zum Caipirinha war alles zu haben.
Auch die flach gehaltenen Lichterspiele sorgten für Staunen
Die Lichterspiele, auch wenn sie 20 Prozent kleiner an Equipment waren als sonst, entlockten den Zuschauern immer wieder staunende Rufe und Applaus. Der etwas provokante Schlusstitel brachte den einen oder anderen dann sogar zum Mitsingen.
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Für Marion Brandt war es das erste Mal, dass sie mitfeierte. „Letztes Jahr habe ich noch in Ostfriesland gelebt, mein Freund Björn hat mich damals per Videochat ,mitgenommen‘, ich war so lange dabei, bis der Akku platt war“, berichtet die 52-Jährige. Ihr Lebensgefährte Björn Behncke (49) kennt das Fest schon seit Kindertagen. „Es sind eine Menge schöne Erinnerungen. Hier trifft man auch immer Bekannte, es wäre jammerschade, wenn es den Klönschnack am Diek nicht mehr geben würde“, sagt der Wahllauenburger.
Linda (45) und Marcel Potthof sehen es ebenso. „Das Fest stärkt die Dorfgemeinschaft. Wir leben hier seit 13 Jahren und wollen es nicht mehr missen. Es gibt hier sowieso kaum Veranstaltungen, es fehlt hier auch an Flächen, um etwas auf die Beine zu stellen“, sagt der 47-Jährige. Maren (38) und Paula Beolter (6) hoffen ebenfalls auf ein gutes Ende. „Ich wäre ganz schön traurig, wenn das Fest verboten würde. Es ist immer so schön mit den ganzen Lichtern“, sagt die Sechsjährige.