Schwarzenbek. Seit Jahren steht das Shoppingcenter am Verbrüderungsring leer. Das lockt Jugendgruppen und Trinker an. Welches Areal auch verfällt.
Vor 60 Jahren war es das größte Bauprojekt, das Schwarzenbek jemals hatte. Jetzt wird es immer mehr zum Sorgenkind. Gemeint ist der Stadtteil Nordost mit mehr als Tausend Wohnungen und einem ehemaligen Einkaufszentrum, das eine sehr wechselhafte Geschichte hinter sich hat und nun immer mehr verfällt.
Die Ruine lockt „dubiose Gestalten“ an, vor denen sich abendliche Spaziergänger fürchten, wie ein Anwohner jüngst während der Einwohnerversammlung anmahnte. Er ging nicht ins Detail, gemeint sind aber offensichtlich Jugendgruppen, die die Stadtjugendpflege seit längerem im Visier hat. Aber auch Trinker scheinen sich dort zu treffen, wie leere Wodka- und Jägermeisterflaschen in den Papierkörben zeigen.
Schwarzenbek: Jugendliche erobern das ehemalige Einkaufszentrum
„Es gibt Berichte von Anwohnern, dass sich in Intervallen immer wieder Jugendliche dort treffen, die nachts lautstark feiern und grölen. Wenn die Stadtjugendpflege und andere Akteure aktiv werden, ist kurz Ruhe, dann geht es wieder los“, bestätigt Rüdiger Jekubik (SPD), Vorsitzender des zuständigen Ausschusses für Kindertagesstätten und Schulen. „Wir haben die Situation im Blick. Sowohl die Kirche als auch unsere Jugendarbeit ist da aktiv“, betonte Bürgermeister Norbert Lütjens.
Gemeint ist, dass die Stadtjugendpflege insbesondere mit der aufsuchenden Jugendarbeit durch Hüsamettin Dincbas häufig in Nordost vor Ort ist und den jungen Bewohnern des Stadtteils Freizeit- und Spielangebote auf der Basketballfläche hinter dem Holzhaus macht. Auch sucht Dincbas das Gespräch mit Jugendlichen, um sie für seine Projekte und Angebote zu motivieren. Neben Dincbas ist auch Streetworker Markus Prochnow immer wieder in Nordost im Einsatz, um für Ruhe zu sorgen. Helfen soll auch die Wiedereröffnung des Holzhauses an der Cesenaticostraße als zweiter Jugendtreff.
Für Jugendliche fehlen Treffpunkte in der Europastadt
Denn es ist nicht immer leicht, an Jugendliche heranzukommen, die sich zunehmend isolieren. Was aber fehlt, sind Treffpunkte. Das ist auch in Nordost ein Problem, wo es aktuell nur die Basketballfläche hinter dem Holzhaus gibt. Es gibt aber auch Jugendgruppen, die für sich sein wollen, wie die Jugendarbeiter der Stadt seit Jahren beobachten. Da kommt dann wohl auch wieder das Supermarktzentrum ins Spiel.
Der Verfall vollzog sich schleichend. Mit der Erschließung des Lupuspark als Einkaufszentrum im Jahr 2001 ging es bergab mit den Geschäften in Nordost. Nach und nach schlossen Nahversorger und Dienstleister sowie die Kegelbahn. Bernd Kratzmann schloss seinen Feinkostladen und Getränkemarkt in 2008. Dann versuchte sich das DRK dort mit dem ersten Rot-Kreuz-Markt, auch die Eisenbahnfreunde hatten hier kurzzeitig ihr Domizil. 2013 war Schluss.
Eine Wiederbelebung der Fläche des ehemaligen Einkaufszentrums ist schwierig
„Es gibt immer wieder Anfragen von Investoren, die dort etwas realisieren wollen. Aber die Genehmigung ist schwierig, weil genau über dem Gebäudekomplex Hochspannungsleitungen verlaufen, die eine Nutzung schwierig machen“, so der Bürgermeister. Das Einkaufszentrum selbst ist nicht zu retten. „Es ist energetisch nicht auf der Höhe der Zeit und wirtschaftlich nicht zu betreiben“, so Bauamtsleiter Ralf Hinzmann. Das bedeutet in letzter Konsequenz allerdings auch, dass ein weiterer Verfall der maroden Gebäude aus den 1970er-Jahren programmiert ist. Der Gebäudekomplex gehört der May & Co. Wohn- und Gewerbebauten GmbH aus Itzehoe.
Ein Ärgernis für die Anwohner ist auch das Gelände des ehemaligen Autohauses am Kreisel an der Möllner Straße. Die Brachfläche mit den Bauzäunen, an denen zerfetzte Werbebanner im Wind wehen und deren Gelände mit Erdhügeln in unterschiedlichen Stadien des Unkrautbewuchses zu sehen sind, ist quasi das Entrée der Stadt für Besucher, die von der B207 aus Richtung Mölln kommen.
Gebäude abgerissen, Grundstück planiert, das war’s
Seit der Schließung des Autohauses im Jahr 2013 war der Gebäudekomplex ungenutzt, die Natur eroberte sich das Areal mit den mit Graffiti beschmierten Ruinen zurück. 2022 wurden die Gebäude zwar abgerissen und das Grundstück planiert, aber das war’s dann auch schon.
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Seit vielen Jahren gibt es immer wieder neue Pläne des Discounters Penny, das Gelände mit einem Supermarkt und Wohnungen zu bebauen. Die Politiker fordern aber immer wieder neue Nachbesserungen. Mittlerweile wächst auch auf der planierten Fläche ein kleiner Urwald, die Bauzäune fallen bei Sturm immer wieder um. Wann dort etwas passiert, konnte der Bürgermeister auf Nachfrage von erbosten Anwohnern nicht sagen. „Hoffentlich bald, aber es gibt immer noch offene Fragen“, so der Verwaltungschef.