Lauenburg. Das aus Nordamerika stammende Tier ist auf der Geesthachter Elbinsel und dem Lauenburger Elbufer anzutreffen. Woran man ihn erkennt.
Er lebt in Schleswig-Holstein an Seen, Bächen und Flussufern. Doch die meisten Menschen kennen den Mink nicht, haben ihn, anders etwa als Nutrias und Bisamratten, in freier Natur noch nie gesehen. Entlang der Elbe zwischen Lauenburg und Geesthacht ist das anders: Der Amerikanische Nerz scheint sich hier immer mehr an seine zweibeinigen Nachbarn gewöhnt zu haben, die putzigen Räuber sind in der Dämmerung auf der Geesthachter Elbinsel ebenso anzutreffen wie am Elbufer vor der Lauenburger Altstadt.
Eckhard Panz trifft häufiger auf den Einwanderer: „Der Mink ist ein selbstbewusster Räuber, den ich auf meinen Bootstouren sehe“, berichtet der Elbfischer aus Hohnstorf. „In meinen Reusen hatte ich noch keinen, aber vor Kurzem habe ich einen beobachtet, der sich einen Aal mit etwa 250 Gramm Gewicht geschnappt hat. Der Aal hat gezappelt, der Mink zugebissen, und weg war er mit seiner Beute. Die sind ganz schön dreist.“
Der Mink: (k)ein Zuwanderer wie Waschbär und Marderhund
Beerdigen musste er schon zwei Minke, die in seine Fischbecken gelangt waren, angelockt von den vielen Aalen. Sie erkannten die Gefahr nicht, dass die glatten, geraden Wände des Bassins es für sie unmöglich machen, wieder herauszukommen. „Klar, das ist eine invasive Art. Es wird nicht wenige davon geben, so oft wie ich die sehe, aber weg kriegt man sie nicht mehr“, so Panz. „Für mich als Fischer richten die Kormorane wesentlich mehr Schaden an als der Mink.“
Er mutmaßt, dass es möglicherweise für den Mink mal eine Prämie geben wird, der Nutria bringt Jägern sechs Euro pro Tier. Panz betont jedoch ausdrücklich: „Mich interessiert der Mink nicht. Ich bin Fischer, kein Jäger oder Fallensteller, das will ich nicht.“ Er vertritt die Meinung, dass der Mensch hier mit invasiven Arten wie den ebenfalls aus Nordamerika eingeführten Waschbär, den aus Asien über Russland zugewanderten Marderhund und eben auch dem Mink leben muss.
Der Amerikanische Nerz wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für Pelzfarmen nach Deutschland gebracht. Wie Waschbären sind auch Minke aus den engen Käfigen entkommen, haben sich in der Natur durchgesetzt. Anders als der Waschbär und der Marderhund, die in Deutschland keine natürlichen Feinde haben und sich daher ungehindert vermehren konnten, stehen die kleinen, zwischen 600 Gramm und zwei Kilogramm schweren Minke inzwischen auf dem Speiseplan von Füchsen und auch Fischottern.
Überwucherte Flussufer sind für Minke ein Paradies
Minke leben bevorzugt nahe Bächen und Flüssen. Je stärker die Ufer überwuchert sind, wie jüngst vor der Lauenburger Altstadt, desto wohler fühlen sich die kleinen Räuber, die in Höhlen leben, gern Bauten von Bisamratten in Beschlag nehmen.
Frühe Spaziergänger an der Elbe bei Lauenburg können diese Tiere gelegentlich von der Wasserkante in ihre Bauten verschwinden sehen. Auch im Naturschutzgebiet Richtung Schnakenbek wurden Minke vor etwa drei Jahren erstmals gesichtet. Und längst auch auf der Elbinsel vor Geesthacht.
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Während vielen Altstadtbewohnern die Minke entlang des Ufers durchaus bekannt sind, hörte Jörg Ulrich Grell, Vorsitzender des Nabu Büchen, zum ersten Mal von diesen Tieren in unmittelbarer Nähe. „Alle eingeschleppten Arten sind ein Schaden für unsere Natur, schön ist das nicht, aber da müssen wir mit leben“, sagt er und vermutet eine starke Vermehrung. Die Marderverwandten seien durchsetzungsstark. Grell: „Die werden wir nicht in den Griff bekommen, damit müssen wir uns abfinden.“
Minke jagen? Naturschützer warnen vor Verwechslungsgefahr
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass Minke in Mitteleuropa mittlerweile etabliert sind. Sie gelten zwar als invasive Art, nachweisbare Schäden an geschützten Arten oder Fischbeständen seien bislang nicht bekannt. Die Bejagung der Tiere stößt bei Naturschützern auf Vorbehalte: Zu groß sei die Gefahr, dass statt der Minke ihnen ähnlich sehende heimische Iltisse getötet werden.
Mit Ausdauer und Glück sowie der passenden Brennweite der Kamera können die possierlichen Minke auch entlang des Elbufers vor Lauenburg beobachtet und fotografiert werden. Nur selten wird es jedoch geschehen, dass eine Spaziergängerin mit Hund an der Leine am frühen Morgen Auge in Auge mit einem nur etwa einen Meter entfernten neugierigen und kecken Mink Kontakt hat.
Minke werden 30 bis 45 Zentimetern (Kopf und Rumpf) lang, sie haben in der Regel ein dunkelbraunes, feines, wasserabweisendes Fell und einen etwa 20 cm langen, buschigen Schwanz. Oftmals haben sie an Kinn oder Brust weiße Flecken, die Farben der Minke reichen von Weiß, über Grau- und Brauntöne bis Schwarz, die Weibchen sind deutlich kleiner und leichter. Der Mink ist ein Raubtier aus der Familie der Marder und nur entfernt verwandt mit dem Europäischen Nerz, der in Deutschland seit 1925 als ausgestorben gilt.
Der Speiseplan der Minke ist vielfältig
Der auch Farmnerz genannte Mink ist laut Nabu Schleswig-Holstein erstmals 1950 im Land in freier Wildbahn nachgewiesen worden, und zwar bei Reinfeld im Norden Stormarns. Das Revier des dämmerungs- und nachtaktiven Tieres kann eine Fläche von bis zu 800 Hektar umfassen oder eine Uferlänge von 2,5 Kilometern. Laut Nabu haben sich Minke vor allem nördlich des Nord-Ostsee-Kanals sowie in den Kreisen Plön und Pinneberg verbreitet.
Minke erbeuten an Land vor allem Mäuse, Ratten und Amphibien, aber auch kleine Kaninchen, Eier und Jungvögel. Bisamratten stehen ebenso auf ihrem Speiseplan, im Wasser sind es Fische und Krebse. Minke sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger. Die Marderverwandten verteidigen ihre Reviere energisch gegen Artgenossen.