Hamburg. Jennifer Jasberg und Lenka Brodbeck übernehmen die Patenschaft der Nutria beim Tierschutzverein Looki – und rechnen mit Gegenwind.
Mit dieser Entscheidung werden sie sich nicht nur Freunde machen, das ist Jennifer Jasberg und Lenka Brodbeck klar. Die Grünen-Politikerinnen aus Bergedorf haben offiziell die Patenschaft für Niki und Nuki übernommen – die beiden Nutria, die vom Tierschutzverein Looki auf dessen Gelände an der Eschenhofbrücke gehalten werden. Doch die südamerikanische Nagerspezies gilt in Deutschland als invasive Art. Der Umgang mit der wachsenden Population ist in Bergedorf ein politisch heißes Thema. CDU-Politiker wie Julian Emrich forderten in der Bezirksversammlung, die Tiere möglichst auszurotten. Nutria unterwühlen immer wieder Deiche und Böschungen.
„Wir wollen vor allem dafür werben, dass die Nutria nicht weiter dämonisiert werden“, sagt Jennifer Jasberg, Fraktionsvorsitzende der Hamburger Grünen in der Bürgerschaft. Es sei ein Problem, wenn sich Nutria mangelns natürlicher Feinde unkontrolliert in Bergedorf ausbreiten. Die geeigneten Methoden zur Eindämmung der Population sollten nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgewählt werden.
Umstrittene Nutria: Grünen-Politikerinnen übernehmen Patenschaften
Jasberg betont aber auch: „Bei mir in Neuallermöhe laufen Kinder ständig mit Nutria auf dem Arm herum.“ Die Grünenpolitikerin findet diesen distanzlosen Umgang mit Wildtieren zwar nicht gut. Es widerlege aber die Mär, dass Nutria gefährlich oder aggressiv seien. Für die Frage, wie intensiv die Nagetiere bekämpft werden sollen, seien dagegen die Schäden in der Landwirtschaft relevant. „Im Alltag machen die Tiere keine Probleme“, ist sich Jasberg sicher. Dass die invasiven Tiere eine Bedrohung für das Ökosystem sind, ist für die Grünen-Chefin noch nicht bewiesen.
Eine Ausrottung der Nutria sei schlichtweg nicht realistisch, sagt Lenka Brodbeck, die bisherige Fraktionsvorsitzende der Partei in der Bergedorfer Bezirksversammlung. Um die Stückzahl der Nutria zu reduzieren, könnte ein Programm für Sterilisation und Kastration gestartet werden, außerdem sollten Entwässerungsrohre vergittert werden.
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Vanessa Haloui hat Niki und Nuki mit der Flasche aufgezogen – dennoch könnte auch die Looki-Gründerin sich schweren Herzens eine begrenzte Bejagung von wilden Nutria vorstellen. „Dann aber auf keinen Fall mit Lebendfallen“, sagt die Tierschützerin. Sie plädiert zudem dafür, die Nutria nur da gezielt abzuschießen, wo sie tatsächlich Schäden anrichten: „Zwei Nutria, die vor dem Bergedorfer Schloss herumschwimmen, stören doch niemanden.“ Haloui war im November 2023 aus der CDU ausgetreten und hatte sich später den Grünen angeschlossen, weil sie die Nutriapolitik ihrer Parteikollegen nicht länger mittragen wollte.
Die Patenschaft durch die beiden Parteifreundinnen sei ihre Idee gewesen. „Auch, wenn ich weiß, dass wir dafür auch Hass bekommen werden“, sagt Haloui. Um dem aus ihrer Sicht falschen Bild der Öffentlichkeit entgegenzutreten, lädt sie außerdem für Sonntag, 11. August, von 12 bis 15 Uhr zum Nutria-Workshop auf das Looki-Gelände ein. Besucher können dann Nuki und Niki kennenlernen und sich von Vanessa Haloui über die Situation der Tiere informieren lassen.