Lauenburg. Bei Touristen punktet Lauenburg mit Altstadt und Elbe. Doch das Flussufer ist an vielen Stellen überwuchert. Warum das gefährlich ist.
Ein Sommerabend auf der Lauenburger Elbuferpromenade: Die untergehende Sonne glitzert auf dem Wasser, Freizeitkapitäne winken den Spaziergängern zu, ein Entenpärchen gleitet vorbei. Es könnte so schön sein. Doch ausufernde Büsche, wilde Gehölze und ganze Bäume versperren komplett die Sicht auf den Fluss.
Nein, es handelt sich nicht um eine neue Touristenattraktion in Lauenburg, auch wenn der Weg am Elbufer derzeit wie ein Urwaldpfad aussieht. Stellenweise wuchert das Gebüsch so weit in die Promenade hinein, dass kaum noch ein Durchkommen ist. Auch wenn es in diesem Sommer besonders schlimm ist, fühlt sich seit Jahren niemand für den Wildwuchs zuständig. Immerhin will die Stadt jetzt zumindest den Uferweg freischneiden lassen. Für die Uferböschung selbst sei das Wasser- und Schifffahrtsamt verantwortlich, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.
Elbufer: Wuchernde Böschung gefährdet Wassersportler
Dort sieht man hinsichtlich eines möglichen Rückschnitts des Gestrüpps offenbar keinen Handlungsbedarf. Jedenfalls blieb eine entsprechende Anfrage unserer Redaktion an das Wasser- und Schifffahrtsamt Elbe von Montag (29. Juli) auch vier Tage danach unbeantwortet. Vor drei Jahren hatte das WSA Lauenburg seine Eigenständigkeit verloren und wurde Teil des neu gegründeten Wasser- und Schifffahrtsamtes Elbe. In dessen Zuständigkeit fällt auch die Unterhaltung der Wasserstraße.
Für Altstadtbewohner Sven Scharnweber ist der wuchernde Bewuchs auf der Uferbefestigung der Elbe nicht nur eine ärgerliche Sichtsperre auf den Fluss, sondern auch gefährlich für die Wassersportler. Der aktive Ruderer weiß, dass es zu brenzligen Situationen kommen kann, wenn zum Beispiel die Insassen gekenterter Boote keine Möglichkeit haben, an Land zu kommen.
Wurzelwerk der Gehölze reißt Uferbefestigung auf
Scharnweber, der sich auch in der Betroffenengemeinschaft Hochwasser engagiert, sieht aber vor allem eine andere Gefahr in der wuchernden Vegetation: „Das Wurzelwerk der Gehölze hat zum Teil die Uferbefestigung aufgerissen. Beim nächsten Hochwasser könnte die komplett weggerissen werden“, fürchtet er. Er könne sich erinnern, dass das WSA vor Jahren sogar die Fugen der Uferbefestigung geteert habe, um dem vorzubeugen. Auch ein regelmäßiger Rückschnitt der Ufergehölze sei damals erfolgt.
Experten sind sich einig darin, dass die Ufervegetation an Fließgewässern nicht sich selbst überlassen bleiben darf. Der Wasserverband Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt kam nach dem verheerenden Elbehochwasser 2013 zu dem Schluss, dass Gehölze und Totholz an Flussufern den Wasserabfluss bei Hochwasser behindern können. Daher sei eine regelmäßige Beobachtung und Pflege notwendig.
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Pflege der Uferböschung in anderen Bundesländern klar geregelt
Die Länder Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern hatten sich schon 2012 auf gemeinsame Maßnahmen zum Uferschutz verständigt. Das Buschwerk führe dazu, dass sich bei jedem Hochwasser Treibgut absetzt, durch das Abholzen könne das Wasser dann schneller abfließen, hieß es vonseiten der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern.
Anders als in Schleswig-Holstein ist die Verantwortlichkeit für die Pflege der Uferböschung in anderen Bundesländern klar geregelt. In Sachsen zum Beispiel ist die Landestalsperrenverwaltung für den Hochwasserschutz und damit auch die Gehölzpflege an der Elbe zuständig. Die Arbeiten kosten jährlich rund 300.000 Euro und werden mit der jeweils zuständigen Naturschutzbehörde abgestimmt. Erklärtes Ziel ist es, die Abflusskapazität der Elbe und damit den Hochwasserschutz zu verbessern.
Beim Januarhochwasser staute sich das Wasser durch Strauchwerk
Wie gefährlich die zunehmende Verbuschung des Elbufers werden kann, zeigte sich beim Hochwasser im Januar dieses Jahres. Zwar kam die Stadt diesmal mit einem blauen Auge davon, aber an der Elbuferpromenade im Bereich der Jugendherberge Zündholzfabrik floss das Hochwasser auch bei zurückgehendem Pegelstand tagelang nicht ab. Buschwerk und Gehölze hatten das Wasser aufgestaut.