Geesthacht. Ein rollendes Labor macht Station in Geesthacht, um Brunnenwasser zu testen. Wo Quellen für gefährliche Verunreinigungen lauern.

Eigenes Brunnenwasser wird gern genommen zum Befüllen des Planschbeckens oder zum Gießen von angebautem Gemüse. Manche Besitzer gönnen sich auch mal einen Schluck direkt aus der Schöpfkelle. Aber wie gesund ist das eigentlich? Denn Quellen für gefährliche Verunreinigungen gibt es einige. Und sie können auch unter dem eigenen Garten lauern.

Den Keimen auf der Spur ist das gelbe Labormobil des VSR-Gewässerschutzes e. V., einer gemeinnützigen Umweltschutzorganisation. Am Dienstag, 20. August, nehmen Milan Toups und Frank Sombrowski Wasserproben von 9 bis 11 Uhr auf dem Rathausvorplatz in Geesthacht entgegen.

Quellen für gefährliche Verunreinigungen lauern auch unter dem eigenen Garten

Im Prinzip kann jedes Wasser getestet werden, auch Trinkwasser aus dem Hahn. „Aber das macht keinen Sinn, weil die Proben ja bezahlt werden müssen“, erklärt Vorstandsmitglied und Physiker Harald Gülzow. Fördermittel gebe es nicht. Die durch den Zusammenschluss von Bürgerinitiativen entstandene Organisation finanziert sich durch Spenden und durch die kostendeckende Gebühr für die Analyse.

Die Analyse des Leitungswassers ist von den jeweiligen Anbietern dagegen in der Regel kostenlos öffentlich einsehbar, für den Bereich der Geesthachter Stadtwerke zum Beispiel im Internet auf der Seite www.stadtwerke-geesthacht.de/wasser.

Brunnenbesitzer erfahren, wofür ihr Wasser gefahrlos geeignet ist

Wie in den Jahren zuvor führt Milan Toups vor Ort gegen eine Gebühr von 12 Euro die Grunduntersuchung von Nitrat-, Säure- und Salzgehalt im Labormobil durch. Damit die Ergebnisse aussagefähig sind, wird geraten, zur Probenahme und zum Transport Mineralwasserflaschen zu nutzen. Besonders geeignet sind bis zum Rand gefüllte 0,5-Liter-Flaschen aus Kunststoff.

Nachdem das Analyseergebnis vorliegt, werden die Brunnenbesitzer beraten, was die festgestellte Belastung für die Nutzung des Wassers bedeutet. Gegen eine Kostenbeteiligung können auch weitere Parameter untersucht werden. „Brunnenbesitzer erfahren durch diese ergänzenden Untersuchungen, ob das Wasser zum Gemüse gießen, zum Planschbecken befüllen oder zum Trinken geeignet ist“, erklärt Milan Toups.

Bei bisherigen Untersuchungen wurden zahlreiche Belastungen festgestellt

Je nach gewünschtem Umfang einer weitergehenden Analyse kostet diese 39 bis 79 Euro, bei einer Mitgliedschaft im Verein wird es deutlich günstiger. Die ausführlichen Gutachten werden mit der Post zugesandt.

Bei den bisherigen Untersuchungen wurden für das Herzogtum Lauenburg zahlreiche Belastungen festgestellt. Demnach könnte die Nutzung von Brunnenwasser zu einer gesundheitlichen Beeinträchtigung führen. Nitrate, Pestizide und weitere Stoffe könnten es verschmutzen.

Durch defekte Abwasserleitungen geraten Bakterien ins Grundwasser

Ebenso können Krankheitserreger ins Wasser geraten. Recherchen vom Team des VSR-Gewässerschutzes haben ergeben, dass durch die Starkregenfälle in den vergangenen Jahren die Bakterienbelastung zugenommen hat. Die Bakterien werden häufig durch undichte Deckel oder Brunnenschächte ins Wasser gespült.

Eine weitere Gefahr lauert im Untergrund: Es sind defekte Abwasserleitungen. In so einem Fall kann Abwasser ins Grundwasser einsickern und dieses mit Escherichia coli (E.coli) belasten. Diese Bakterien fand Harald Gülzow in elf Prozent der untersuchten Brunnen.

Wasserexperte rät dringend zur Untersuchung auf Bakterien

Die Ergebnisse der Untersuchungen hat Harald Gülzow seit 2018 für das Herzogtum ausgewertet. Sein Fazit: „Da 36 Prozent der Brunnen eine deutliche Belastung mit coliformen Keimen aufweisen, können wir nur raten, bei der Nutzung des Brunnenwassers eine Untersuchung auf Bakterien durchführen zu lassen.“

Ein weiteres Problem bei der Nutzung des Brunnenwassers stellen höhere Eisenkonzentrationen dar. Diese können ab 0,8 Milligramm pro Liter zu Verfärbungen und Ablagerungen führen. In 17 Prozent der im Kreis untersuchten Brunnen stellte der VSR-Gewässerschutz eine Überschreitung dieser Konzentration fest.

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„Wir haben eine Checkliste vorbereitet und helfen den Brunnenbesitzern bakteriologische Belastungen zu verhindern, damit das Brunnenwasser vielseitiger einsetzbar ist“, sagt Harald Gülzow. „Außerdem beraten wir bei Fragen zu den Gutachten.“ Kontakt: jeden Donnerstag von 10 bis 14 Uhr unter der Telefonnummer 02831/976 33 42.

Verbrauch von kostbarem Leitungswasser für den Garten muss dringend gesenkt werden

„Durch die Messkampagne möchten wir Gartenbesitzer bei der Nutzung des Brunnenwassers unterstützen. Der Verbrauch des kostbaren Leitungswassers im Garten muss dringend gesenkt werden“, meint Frank Sombrowski. Ergebnisse sind zu finden auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de/regionales/schleswig-holstein-hamburg/herzogtum-lauenburg.