Geesthacht. 1951 am Spakenberg geboren, nun muss sie wegen Eigenbedarf ausziehen. Was die Rentnerin bei der Wohnungssuche erlebt.

Die Frist ist aufgeschoben, aber unabwendbar. Edith Müller-Eltzschig und ihr Mann sollen ihr Haus verlassen. Der Countdown läuft, bis zum Herbst muss eine neue Bleibe gefunden sein. Für die Geesthachter Ratsfrau (Grüne) ist das ganz besonders bitter. Sie wurde 1951 hier am Spakenberg geboren. Sie merkt nun schmerzlich am eigenen Leib, wie angespannt der Wohnungsmarkt ist. Trotz großer Bemühungen ist der Erfolg gleich null.

„Ich bin in 16 verschiedenen Online-Portalen drin, wo ich online schaue, rufe alle Makler an und fahre die Straßen einzeln ab“, erzählt sie. „Ich hoffe immer, es gibt hier so viele Häuser, da muss doch mal einer rausgehen.“

Ratsfrau merkt, wie angespannt der Wohnungsmarkt ist

Mit Bekannten gab es schon Streit deswegen, sie mochten es nicht glauben, dass die Suche so schwierig ist. „,Ihr habt ja gar nicht richtig geguckt‘, sagten sie“, berichtet Edith Müller-Eltzschig. Da wurde sie ärgerlich. „Mehr wie wir schauen und herumlaufen kann man ja wohl nicht“, verteidigt sie sich.

Der Auszug ist notwendig, weil der neue Eigentümer des Areals Eigenbedarf für das Geburtshaus von Edith Müller-Eltzschig angemeldet hat. Ursprünglich hatte sie das Haus ihrer Mutter 2018 selbst kaufen wollen, nun steht sie mit leeren Händen da. Dass es so weit gekommen ist, dass sie nur zur Mieterin wurde, ist das Finale einer für sie überaus unglücklich verlaufenen Erbschaftsabwicklung.

Für Rentner auf Wohnungssuche sind die Hürden besonders hoch

Die Hürden, etwas Neues zu finden, seien hoch, besonders für Rentner, die hätten es schwerer als Berufstätige, erzählt Edith Müller-Eltzschig. „Es gibt Vermieter, die sofort sagen, ,sie kommen nicht infrage, sie sind Rentner und beschweren sich gleich über Lärm‘. Und in vielen Anzeigen steht, dass man nur Leute haben will, die noch Gehaltsempfänger sind, das kommt auch noch hinzu.“

Zum Problem wird auch, dass besonders wertgeschätzte Möbel mit ins neue Heim umziehen sollten. „Es sind sechs Zimmer auszuräumen“, sagt Edith Müller-Eltzschig. Die große Küche soll verkauft werden.

„Ihre Möbel passen hier nicht rein“, bekam sie zu hören

Lieblingsstücke sind eine schwere Ledercouch mit Zweier- und Dreiersesseln und ein großer, eckiger Glastisch. „Ihre Möbel passen hier nicht rein“, bekam sie von Vermietern auch zu hören. Woanders wurde ihnen mitgeteilt, dass der Vermieter sehr genau kontrolliere, ob der Rasen regelmäßig gemäht werde. Und der wohne direkt nebenan.

Angebote gab es zwar auch. Aber keines, das passte. „Manche wollten nur junge Leute haben, oder duldeten keine Haustiere. Wir haben aber eine Katze“, sagt Edith Müller-Eltzschig. Mehr als 40 Wohnungen wurden bisher angeschaut. „Wir haben in allen Bereichen gesucht.“ Altbau in Grünhof-Tesperhude, Neubau am Weidenstieg und in der Hafencity, ein Reihenhaus am Hechtholz und eins am Katzberg. Bei einem alten Haus war ganz hinten auf dem Grundstück noch ein Waschhaus, das man sich mit dem Nachbarn zu teilen hatte.

Die Ratsfrau würde nach außerhalb ziehen – auch wenn es das Mandat kostet

Manches schreckte auch Edith Müller-Eltzschig ab. Zum Beispiel bei einer der Wohnungen die schmale Wendeltreppe. „Warum baut man sowas, da kann man doch keine Möbel nach oben tragen?“, wundert sie sich immer noch. Maisonette-Wohnungen fielen auch durch. „Bei einigen führten enge Treppen nach oben, die bin ich fast hinuntergefallen“, berichtet Edith Müller-Eltzschig. Dann wieder gab es zu viele schräge Wände, da hätte man nur einen Hocker darunter stellen können.

„Wir waren sogar in Börnsen, Escheburg und Voßmoor“, sagt sie. Falls es dort geklappt hätte mit einer Wohnung, hätte Edith Müller-Eltzschig einen hohen Preis gezahlt. Ihre politische Laufbahn in Geesthacht wäre dann beendet gewesen. Als hiesige Ratsfrau muss sie vor Ort wohnen.

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Mit der Hafencity kann sie sich nicht anfreunden

„Mit der Hafencity kann ich mich nicht so anfreunden“, sagt sie. „Wo ist da noch Privatsphäre?“ Außerdem habe man die Küche und alles Weitere immer in so einem langen Raum, und dafür bräuchte man schon einen Caterer, mit solchen Sprüchen machten sich die Makler über die Grundrisse lustig, erzählt Edith Müller-Eltzschig.

Heißestes Eisen im Feuer ist nun eine Wohnung in der Geesthachter Innenstadt. Aber wo auch immer es Edith Müller-Eltzschig und ihren Mann hin verschlagen wird, eines steht für sie jetzt schon fest: „Das Haus am Spakenberg wird immer mein Zuhause bleiben.“