Lauenburg. Ohne erneute Vollsperrung der Bundesstraße kann der abgerutschte Hang nicht dauerhaft gesichert werden. Was die Unternehmer fürchten.

Was noch vor zwei Jahren in Lauenburg undenkbar war, ist heute politisch gewollt: Am 25. Juni wählte die Stadtvertretung den ersten Wirtschaftsbeirat der Stadt. Nicht nur während der eigenen Sitzungen, sondern auch in denen der Stadtvertretung und der Fachausschüsse will der Wirtschaftsbeirat künftig Zeichen setzen. Nach der Satzung haben die Mitglieder in diesem Rahmen Rederecht und dürfen eigene Anträge stellen. Nur ein Stimmrecht ist ihnen nicht eingeräumt.

In der konstituierenden Sitzung hat das siebenköpfige Gremium nun die Verantwortlichkeiten festgelegt. Als Vorsitzende wurde Monika Horstmann gewählt – übrigens die einzige Frau im Beirat. Ihr Stellvertreter ist Guido Landsmann. Laut Satzung tagt der Wirtschaftsbeirat öffentlich. Während der ersten Sitzung am Mittwoch, 7. August, packen die Unternehmer gleich ein heißes Eisen an: Es geht um die bevorstehende Sanierung des Hangs an der B209. Die damit verbundenen Verkehrseinschränkungen innerhalb der Stadt werden in großem Maße auch die Lauenburger Betriebe treffen.

Kommunikation mit Politik und Verwaltung verbessern

Monika Horstmann führt mit ihren beiden Söhnen das Lauenburger Traditionsunternehmen Tischlerei Horstmann an der Söllerstraße. „Ich habe mich beworben, weil das Industriegebiet eine Stimme braucht. Ich erhoffe mir künftig eine bessere Kommunikation mit Politik und Verwaltung“, sagte die Unternehmerin im Juni gegenüber unserer Zeitung.

Politische Mehrheiten und auch Lauenburgs früherer Bürgermeister Andreas Thiede hatten jahrelang dem Projekt Wirtschaftsbeirat ablehnend gegenüber gestanden. Heute ist die Expertise der Unternehmer gewünscht. Zur ersten Sitzung des Beirates haben auch Bürgermeister Thorben Brackmann und Bauamtsleiter Christian Asboe ihre Teilnahme zugesagt.

Hangsanierung: Unternehmer fürchten wirtschaftlichen Schaden

Nachdem der sogenannte Butterberg am 14. Februar dieses Jahres nach tagelangem Dauerregen ins Rutschen geraten war, musste die Straße zunächst voll gesperrt werden. Die Elbbrücke war während dieser Zeit nur von Lauenburg aus befahrbar. Das bekamen die Unternehmer der Stadt deutlich zu spüren: Gastronomen klagten über ausbleibende Gäste aus Niedersachsen, Wirtschaftsbetriebe über lange Transportwege durch den Umweg über Geesthacht. Wer seinen Betrieb in der Lauenburger Altstadt hat, war sogar doppelt gestraft: Rund um die Uhr fuhren Schwertransporter, Fahrzeuge mit Anhänger und Lkw durch die schmale Elbstraße.  

Zwar ist die Bundesstraße derzeit halbseitig freigegeben, aber das wird sich wohl noch in diesem Jahr ändern. Nach der provisorischen Sicherung des Bergs will die Stadt den Elbhang ab Oktober sanieren lassen. Das geht allerdings nicht ohne eine erneute, komplette Sperrung der Bundesstraße. Vorher muss allerdings noch geklärt werden, wie sich Bund, Land und Stadt die Kosten teilen. Doch selbst, wenn darüber keine Einigung erzielt wird, ist die Vollsperrung ab Herbst unvermeidbar. Die winterlichen Wetterverhältnisse sind eine unberechenbare Gefahr für den Berg. Es droht schlimmstenfalls ein weiterer Hangrutsch an der B209.

Die Mitglieder des Wirtschaftsbeirates: Philipp Staneck, Dirk Eisermann, Guido Landsmann, Andreas Bruns, Monika Horstmann, Fabian Hoffmann und Kai Klimenko (v.l.) mit Bürgermeister Thorben Brackmann (3.v.l.) und Stadtpräsidentin Elif Karagöz (5.v.l.)
Die Mitglieder des Wirtschaftsbeirates: Philipp Staneck, Dirk Eisermann, Guido Landsmann, Andreas Bruns, Monika Horstmann, Fabian Hoffmann und Kai Klimenko (v.l.) mit Bürgermeister Thorben Brackmann (3.v.l.) und Stadtpräsidentin Elif Karagöz (5.v.l.) © DIRK EISERMANN | Dirk Eisermann

Hangsanierung: Verkehrskonzept soll Lage entschärfen

Schon vorsorglich hatte die Politik im Mai dieses Jahres beschlossen, für den Zeitraum der Hangsanierung ein Verkehrskonzept auf die Beine zu stellen. Insbesondere sollte durch die Verwaltung geprüft werden, ob die Hafenstraße während der Sanierungsarbeiten wenigstens stundenweise geöffnet werden kann. Außerdem sollte die Zufahrt zur Elbstraße auf Kleinlaster bis 2,5 Tonnen beschränkt werden. Dies könnte gegebenenfalls durch bauliche Höhenbegrenzungen sichergestellt werden, so der Vorschlag der CDU.

„Durch eine zeitliche Begrenzung könnte eine Durchfahrtmöglichkeit für den Pendelverkehr und auch den Lieferverkehr für das Industriegebiet zumindest in einem bestimmten zeitlichen Umfang gewährleistet werden. Pendler aus Niedersachsen wären bei einer Nutzung der frühen Durchfahrtoption kaum beeinträchtigt, da am Nachmittag die Rückfahrt über den Großen Sandberg möglich ist“, hatten die Grünen vorgeschlagen.

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Hangsanierung: Betroffene sollen engmaschig informiert werden

Welche Vorstellungen die Stadt hat, ein erneutes Verkehrschaos in Lauenburg abzuwenden oder zumindest zu mildern, wird Bauamtsleiter Christian Asboe in seinem Sachstandsbericht erläutern. Vor dem Hintergrund der erneuten Vollsperrung der Hafenstraße hatte die Verwaltung bereits zugesagt, unmittelbar Betroffene engmaschig über die geplanten Maßnahmen zu informieren. Zunächst wird der Amtsleiter aber einen Überblick über die derzeitige Situation und die geplanten Maßnahmen geben. Inzwischen präferiert die Stadt die Abflachung des Berges. Dafür müssen 17.500 Kubikmeter Erdschicht abgetragen werden. Das entspricht etwa 1300 Lkw-Ladungen, die von der Baustelle abgefahren werden müssen.

Im Anschluss an den Sachbestandsbericht der Verwaltung ist eine Diskussion über Umfang und Auswirkungen der Sanierungsmaßnahme vorgesehen. Die öffentliche Sitzung des Wirtschaftsbeirates am Mittwoch, 7. August, beginnt um 17 Uhr im Haus der Begegnung, Fürstengarten 29.