Lauenburg. In Tschechien ist kein Ende des Regens in Sicht, in Dresden gilt bereits Alarmstufe 3. Was die Lage noch weiter verschärfen könnte.

Die Weihnachtsfeiertage waren für viele Menschen in Deutschland wenig besinnlich. Viele Flüsse sind in Folge des wochenlangen Dauerregens über die Ufer getreten, so auch die Elbe. In Dresden gilt seit Mittwoch, 27. Dezember, Alarmstufe 3, die vorletzte überhaupt. Noch deutet in Lauenburg wenig darauf hin, dass die Elbe sich wieder einmal von ihrer unfreundlichen Seite zeigt. Zwar ist die Elbuferpromenade bereits komplett überspült, aber das ist bei dieser Großwetterlage nichts Ungewöhnliches.

Hochwasser 2013 in Lauenburg: Seitdem laufen Planungen für einen Hochwasserschutz.
Hochwasser 2013 in Lauenburg: Seitdem laufen Planungen für einen Hochwasserschutz. © picture alliance / dpa | Marcus Brandt

Doch die Hochwasserwelle rollt unaufhaltsam auf Lauenburg zu. Experten rechnen damit, dass am Mittwoch, 3. Januar, ein Pegelstand von 8,10 Meter erreicht wird. Noch am zweiten Weihnachtsfeiertag war man bei der Stadt davon ausgegangen, dass die Sieben-Meter-Marke am Pegel Hohnstorf wahrscheinlich nicht überschritten wird.

Pegel der Elbe steigt: Was kommt auf Lauenburg zu?

„Wir beobachten die Entwicklung sehr genau. Gemeinsam mit dem Bauhof, den Stadtbetrieben und dem Wasser- und Bodenverband haben wir alle notwendigen Maßnahmen veranlasst, um den öffentlichen Bereich bestmöglich zu schützen“, versichert der zuständige Amtsleiter Christian Asboe. Auch Feuerwehr und Polizei seien eng in die Absprachen eingebunden. Doch viel können die Verantwortlichen in Lauenburg gar nicht tun. Wenn es wie beim verheerenden Hochwasser 2013 zum Ernstfall kommen sollte, würden es wieder nur Sandsäcke sein, mit denen versucht wird, die historische Altstadt zu gut wie möglich zu schützen.

Mitglieder der Feuerwehr in Grimma kontrollieren die Einrichtungen der Flutschutzmauer an der Hochwasser führende Mulde. Die Stadt hatte an Heiligabend die Fluttore geschlossen, um vor dem erwarteten Hochwasser geschützt zu sein.
Mitglieder der Feuerwehr in Grimma kontrollieren die Einrichtungen der Flutschutzmauer an der Hochwasser führende Mulde. Die Stadt hatte an Heiligabend die Fluttore geschlossen, um vor dem erwarteten Hochwasser geschützt zu sein. © dpa | Jan Woitas

Ganz anders in anderen Städten Deutschlands entlang der überlaufenden Flüsse. In Dresden wurden schon am ersten Weihnachtsfeiertag die Flutschutztore geschlossen, um die historische Altstadt zu schützen. Die Verantwortlichen in Lauenburg werden jetzt aber besonders auf die Stadt Grimma schauen. Im Sommer war eine Delegation in die sächsische Stadt an der Mulde gefahren, um sich über den dortigen Hochwasserschutz zu informieren. Die Anlage dort wurde 2019 eingeweiht und muss sich jetzt erstmals bewähren. Heiligabend wurde die 2019 eingeweihte Hochwasserschutzmauer scharf gestellt.

Planung des Hochwasserschutzes dümpelt vor sich hin

Seit der Flut im Jahr 2002 hat der Freistaat Sachsen 2,9 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Das Planfeststellungsverfahren für die Schutzanlage in Grimma hat nicht mal ein Jahr gedauert. „Es gibt bei der Planung des Hochwasserschutzes in Lauenburg zu viele Ebenen. Wir haben während unserer Reise gesehen, dass es mit weniger Entscheidungsträgern deutlich schneller und besser läuft“, hatte Bürgermeister Thorben Brackmann anschließend gesagt.

Christian Asboe leitet das Bau- und Entwicklungsamt der Stadt Lauenburg.
Christian Asboe leitet das Bau- und Entwicklungsamt der Stadt Lauenburg. © Elke Richel | Elke Richel

In Lauenburg dagegen dümpelt sogar die Planung des Hochwasserschutzes noch vor sich hin. „Es ist unglaublich. Wir sind kaum einen Schritt weiter als vor zehn Jahren. Wenn es jetzt hart auf hart kommt, sind wir wieder schutzlos ausgeliefert“, sagt Jörg Sönksen von der Betroffenengemeinschaft Hochwasser. Nach vielem nach hinten korrigierten Prognosen war zuletzt die Rede davon, dass die geschlossene Schutzlinie 2030 fertig sein wird. Heute möchte sich niemand mehr auf einen Termin festlegen lassen.

„Wir sind vorbereitet, aber entspannt“

Doch wahrscheinlich kommt Lauenburg diesmal noch mit einem blauen Auge davon. Der Tschechische Hydrometeorologische Dienst teilte am Mittwochvormittag den Stand der Elbe am Pegel Ústí nad Labem von 6,34 Meter mit. Eine Woche zuvor hatte der noch bei 2,89 Meter gelegen. Die Tendenz ist zwar weiter steigend, allerdings weniger stark als in den Tagen zuvor. In Dresden rechnet man am Donnerstag (28. Dezember) mit der Überschreitung der Sechs-Meter-Marke und danach mit einem kaum noch steigenden Pegel. Beim Hochwasser 2013 lag die Höchstmarke dort bei 8,78 Meter.

Bleibt es in Lauenburg beim prognostizierten Höchstwert von 8,10 Meter, liegt der immer noch fast 1,50 Meter unter dem Höchststand von 2013. „Nach allem was wir heute wissen, erwartet uns eine gut beherrschbare Hochwassersituation. Wir sind vorbereitet, aber entspannt“, versichert Christian Asboe. Allerdings würden wohl einige Keller in der Altstadt volllaufen, weshalb die Anwohner Vorsorge treffen sollten. Der Lösch- und Ladeplatz wurde von der Stadt bereits am Mittwoch für Fahrzeuge gesperrt.

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Doch wie verlässlich sind die Vorhersagen überhaupt? Gerade das war im Juni 2013 der Knackpunkt. Von den zuständigen Stellen wurden damals der zeitliche Verlauf, die Fließgeschwindigkeit und das Volumen der Welle unterschätzt. Doch diesbezüglich seien in den vergangenen zehn Jahren deutliche Fortschritte erreicht worden, das betonen Fachleute immer wieder. Insbesondere durch die Zusammenarbeit der Elbanrainer in der Hochwasserpartnerschaft.

Nicht vorhersehbar ist allerdings ein Phänomen, das in Lauenburg zuletzt vor fünf Tagen zu beobachten war: Der Sturm drückte das Wasser aus der Nordsee in die Elbe. Auch das Stauwehr in Geesthacht konnte nicht verhindern, dass in Lauenburg das Wasser schlagartig um fast 40 Zentimeter anstieg. Auch wenn die Warnung vor weiteren Sturmfluten der Nordsee am Dienstag vorerst aufgehoben wurde, gibt es für die nächsten Tage eine Unwetterwarnung mit orkanartigen Böen im Bereich der Nordseeküste.