Geesthacht. Egon Elvers hat über sechs Jahrzehnte das Geesthachter Stadtbild mitgeprägt. Doch nicht immer hat ihm die Stadtentwicklung gefallen.
90 Jahre alt ist der Geesthachter Architekt Egon Elvers nun geworden, und es juckt ihn immer noch in den Fingern: „Wenn ich heute irgendwo eine Baugrube sehe, würde ich am liebsten mitmachen“, sagt er. Freizeit wird bei ihm immer noch sehr kleingeschrieben. Er kümmert sich weiterhin um seine Mietwohnungen. Und einmal in der Woche trifft er sich zum Skatspielen.
Als Bauunternehmer und als Architekt hat Egon Elvers über sechs Jahrzehnte Spuren in Geesthacht hinterlassen. Beteiligt war er unter anderem am Bau des KTS – Architekt war hier Bruno Timm –, der Sporthalle Berliner Straße, dem Anbau an der Feuerwehrwache oder auch den Maurer- und Betonarbeiten an der damaligen St.-Petri-Kirche am Spakenberg. An seinem Schreibtisch entstanden auch viele Wohnhäuser. Solche, wie zum Beispiel das Mehrfamilienhaus an der Twiete 2–4, an der Lauenburger Straße 11–13 und am Fährstieg 26a und 26 b.
Architekt Egon Elvers baute über 60 Jahre lang in Geesthacht – nun ist er 90 geworden
Erst vor vier Jahren im 86. Lebensjahr wickelte Egon Elvers sein Unternehmen ab. Einen Nachfolger, der die Firma weiterführen wollte, gab es nicht. Im Nachhinein kam ihn das teuer zu stehen. Da er mehrere Häuser zum Vermieten in Eigenregie gebaut und über die Jahre abgeschrieben hat, meldete sich nach der Firmenschließung das Finanzamt und forderte eine Einkommenssteuernachzahlung. Die fiel happig aus: 537.500 Euro musste Egon Elvers bezahlen. Er konnte es verkraften und nahm es hin.
In Geesthacht saß Egon Elvers für die CDU von 2003 bis 2008 im Bauausschuss. Manche Entscheidungen in Sachen Stadtentwicklung wurmen ihn immer noch – diejenigen, bei denen aus seiner Sicht ein falscher Weg eingeschlagen wurde. So hätte Egon Elvers einige Bauwerke in der Innenstadt komplett anders geplant, erzählt er.
Die Überquerung der Berliner Straße wäre anders gelaufen
Zum Beispiel das heutige C&A-Gebäude. „Man hätte dort auf jeden Fall eine Tiefgarage mit einplanen müssen. So wären in der Innenstadt etwa 80 zusätzliche Parkplätze verfügbar gewesen. Durch eine Parkgebühr wären die Kosten auch schnell wieder erwirtschaftet“, sagt er.
Auch die Überquerung der Berliner Straße wäre anders gelaufen, hätte man seinen Plan realisiert, meint Egon Elvers. „Die gesamten Kinder aus der Oberstadt müssen da über die Ampel. Ich hatte damals Pläne für eine Brücke erarbeitet“.
Chance verpasst auf „ein riesiges Stadion mit guter Sicht“
Den Sportplatz an der Berliner Straße hätte er ebenfalls anders gebaut. Das Feld wäre dort anlegt worden, wo heute der Grandplatz ist, die Tribünen wären von ihm direkt in den Hang gebaut worden. „Dadurch hätte man ein riesiges Stadion mit guter Sicht gehabt“, sagt er.
Egon Elvers blickt zufrieden auf sein Lebenswerk zurück. Rund 80 Auszubildende wurden in seiner Firma als Maurer, Bauzeichner oder zum Zimmerer ausgebildet. In den Zeiten, in denen die Baubranche boomte, beschäftigte er mehr als 50 Mitarbeiter.
Der Firmenstart gelang 1960 mit Bruder und Vater im Boot
Das Handwerk hat er von der Pike auf gelernt. „In den schlechten Zeiten 1951 bis 1953 habe ich meine Ausbildung gemacht“, erzählt Egon Elvers. Im Anschluss drückte er in Hamburg noch einmal die Schulbank und holte die Fachhochschulreife nach. Anschließend wurde in Lübeck an der Staatsbauschule weiter gebüffelt, dort machte er 1959 das Examen im Hochbau und wurde Architekt.
1960 gründete der damals gerade 25-Jährige sein Bauunternehmen. „Ich hatte zunächst keinen leichten Stand. Damals gab viele große Bauunternehmen in Geesthacht, und um die Aufträge wurde dementsprechend konkurriert“, erinnert sich 90-Jährige. Mit im Boot seiner Firma: sein Bruder, ein gelernter Maurer, und der Vater, der Maurer und Polier war.
Der Stammbaum des Architekten reicht zurück bis ins Jahr 1636
Ebenfalls im Jahr 1960 heiratete er seine Lilli, sie verstarb im vergangenen Jahr. Die beiden bekamen Sohn Melcher und Tochter Cornelia. Als Egon Elvers 1934 geboren wurde, hatte seine Heimatstadt gerade einmal zehn Jahre Stadtrecht. Der Stammbaum reicht zurück bis ins Jahr 1636. Die Familie hatte damals schon in Geesthacht gelebt.
Das Vertrauen der Bauherren musste sich der Marktneuling zunächst erarbeiten, und das gelang mit harter Arbeit, Können und Leidenschaft. Und natürlich gab es auch Bauprojekte in der Region. Beispielsweise die Fabrik Räder-Vogel in Wilhelmsburg oder in Ratzeburg die alte Zulassungsstelle.
War die Auftragslage mäßig, wurden Wohnungen auf eigenen Grundstücken gebaut
Die Firma wuchs, 1980 investierte Elvers in die erste Wohnimmobilie. Wohnungen, die er damals auf dem Markt nicht an den Mann brachte, behielt er für seine Leute oder als Anlageobjekt. Wenn die Auftragslage nicht gut war, baute er Wohnungen auf eigenen Grundstücken. „So brauchte ich niemanden entlassen“, berichtet der Bauunternehmer, der bei der Handwerkskammer Lübeck von 1996 bis 2001 Vorsitzender der Meisterprüfung war.
Viele seiner damaligen Mitkonkurrenten konnten sich nicht am Markt halten, Egon Elvers aber schon. Sein Rezept: Gute Mitarbeiter auf der Baustellen und im Büro – aber auch eine Portion Glück. Gute Leute kosten Geld, das war dem Firmeninhaber bewusst. Er habe immer anständig bezahlt, mit vielen halte er heute noch Kontakt, erzählt er. So schauten zum Geburtstag auch ehemalige Angestellte vorbei. Gefeiert wurde auf dem Flussschiff „Lüneburger Heide“ auf der Elbe.
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„Statt Geschenke wünschte ich mir Spenden für beeinträchtigte Kinder in unserer Region“, sagt Egon Elvers. 2000 Euro kamen zusammen, die über den Rotary Club an das Projekt weitergereicht werden. In dem Service-Club ist der 90-Jährige seit 1988 Mitglied. Nach seiner Präsidentschaft wurde er 1999 mit der Paul-Harris-Fellow-Medaille ausgezeichnet.