Geesthacht. Auch wenn Politik und Verwaltung den Schritt bedauern: Die Sache hat auch etwas Gutes. Stadt will Grundstück und Gebäude kaufen.
Nach der Post folgt nun auch die Postbank. Zum Ende des Jahres gibt der Konzern seine traditionsreiche Filiale in Geesthacht auf. Das bestätigte ein Sprecher der Postbank auf Anfrage, ohne ein konkretes Datum zu nennen. Damit wird fortan nur noch die Adresse „An der Post 1“ daran erinnern, wo die Geesthachter hier seit den 1950er-Jahren ihre Briefe und Pakete hingebracht haben.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat die Stadtverwaltung die Entwicklung beobachtet. Denn wo „Post“ draufsteht, könnten irgendwann einmal Mitarbeiter des Rathauses drin sitzen. Nach unseren Informationen steht Geesthacht vor dem Kauf von Grundstück und Gebäude, die Verwaltung hält sich mit Aussagen dazu aber zurück, offenbar, weil der Vertrag noch nicht unterschrieben ist. Das Thema wurde bislang in den nicht-öffentlichen Sitzungsteilen behandelt.
Postbank verlässt Geesthacht, die Stadt freut‘s
„Die Stadt befasst sich generell mit Grundstücken in der Innenstadt – das angesprochene Grundstück sehen wir als ein Schlüsselgrundstück. Dementsprechend ist es für die Stadt von Interesse“, heißt es dazu in einer Antwort der Verwaltung. Und: „Konkrete Überlegungen über künftige Nutzungen gibt es nicht.“
Die gibt es aber in der Kommunalpolitik und hier kommt auch das Thema Rathaus ins Spiel. Denn das ist sanierungsbedürftig und eigentlich zu klein für die wachsenden Aufgaben in einer wachsenden Stadt. Das Thema ist derzeit aber wegen der vielen anstehenden Investitionen in Schulbauten vorerst aufgeschoben.
Grüne bringen Postgebäude fürs Bürgerbüro ins Spiel
„Das Grundstück an der Post ist ein Filetstück in Geesthacht. Da kann ich mir persönlich einiges vorstellen: Vom neuen Rathaus, das viel zentraler liegen würde, bis hin zur neuen Planung des Platzes vor der Post (gehört der Stadt bereits, die Red.), wo man einen großen Kreisel hinsetzen könnte. Auch würde das Rathaus dann dichter am Bahnhof liegen, was von Vorteil ist, wenn die Bahnverbindung reaktiviert werden sollte“, sagt etwa Björn Reuter (CDU).
Zumindest Teile des Rathauses zu verlegen, könnte für Ali Demirhan (Bündnis 90/Die Grünen) infrage kommen. „Wenn man den Publikumsverkehr mit dem Bürgerbüro verlegt, würde das auch zur Belebung der Innenstadt beitragen. Und wir sollten den Bereich mit Berliner Straße und Geesthachter Straße endlich mal groß denken: Die Berliner Straße muss nicht vierspurig sein. Und die Radwege-Problematik an der Post mit den Schulwegen, das lässt sich auch besser lösen“, meint Demirhan.
SPD: „Zeit zu reinvestieren“
Auch Petra Burmeister (SPD) begrüßt den bevorstehenden Kauf. „Das ist ein strategisch wichtiger Standort für die Verkehrsführung und die Entwicklung des Quartiers“, sagt Burmeister. Sie verweist darauf, dass die Stadt in den vergangenen Jahren viel Geld bei Verkäufen eingenommen habe, und es nun an der Zeit sei zu reinvestieren.
„Wie wichtig es ist, Grundstücke zu haben, haben wir doch beim Hotel zur Post gesehen“, so Burmeister. Hintergrund: Nur weil dem Investor ein rückwärtiges Grundstück zum Verkauf angeboten werden konnte, sieht dieser eine wirtschaftliche Basis, das Hotel wiederzubeleben. Es gehe für Burmeister auch aktuell darum, weiter Mieteinnahmen zu generieren. Im ersten Stock ist aktuell die chirurgische Praxis von Dr. Klaus Bibow beheimatet. Dieser sucht bereits nach einem Nachfolger.
Bürgermeister bedauert Aus für Post und Postbank
Doch zurück zur Postbank. „Wir bedauern es, dass die Post und auch die Postbank sich weiter aus der Fläche zurückziehen“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze. Geesthacht sei als Mittelzentrum ein Standort mit einem großen Potenzial an privaten Kunden sowie wirtschaftlichen Partnern. Dass es keine persönlichen Ansprechpartner mehr vor Ort geben wird, hält Schulze für keine gute Entwicklung – nicht nur für die ältere Bevölkerung.
Die Postbank begründet die Entscheidung mit einem veränderten Kundenverhalten. „Unsere Mobile- und Online-Angebote werden zunehmend nachgefragt, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, so der Postbank-Sprecher. Dafür werde in den kommenden Jahren ein vollständig digitales Produkt- und Serviceangebot geschaffen. Zudem werden insgesamt elf regionale Beratungscenter für die Beratung per Video und Telefon aufgebaut – eines davon in Hamburg.
Postbank schließt betriebsbedingte Kündigungen aus
Die Bargeldversorgung für Kunden ist über die Cash Group gesichert, zu der auch Deutsche Bank, Commerzbank und HypoVereinsbank gehören. Postbank-Kunden stehen alle Geldautomaten dieser Banken sowie an teilnehmenden Shell-Tankstellen zur Verfügung – und zwar ohne Gebühr.
Auch bei Penny, DM, Rewe und Lidl kann Bargeld beim Einkauf ausgezahlt werden. Die Deutsche Bank sitzt in Geesthacht in der Fußgängerzone (Bergedorfer Straße). Überweisungsträger können per Girobriefumschlag an die Kontoführung der Postbank verschickt werden.
Partnerfilialen, DHL-Paketshops und Packstationen als Ersatz
Eine wichtige Nachricht für die Angestellten: „Für die Mitarbeitenden haben wir betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen“, schreibt der Postbank-Sprecher. Bereits zum 4. Juni hatte die Postbank alle Dienstleistungen der Deutschen Post aufgegeben. Briefe und Pakete müssen Geesthachter seitdem in Partnerfilialen, DHL-Paketshops und Packstationen aufgeben.
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Zu diesem Zeitpunkt hatte die Postbank als wirtschaftlich eigenständiges Tochterunterunternehmen angegeben, noch keine Entscheidung über ihre Geesthachter Niederlassung getroffen zu haben. Das ist nun geschehen. „Unsere Kundinnen und Kunden informieren wir, wenn ein Termin bekannt ist, vorab durch Aushänge in der Filiale und ein persönliches Schreiben über den Termin und die Alternativen für die täglichen Bankgeschäfte“, versichert der Sprecher.
Wo es Leistungen der Post in Geesthacht gibt
Partnerfilialen
Postshop Geesthacht (Geesthachter Straße 9, gegenüber Penny)
Nord Tobacco & Presse (im Famila-Markt, Spandauer Straße 31)
DHL-Paketshops
EP Fernseh Franz (Buntenskamp 8), Rewe-Markt (Norderstraße 16), Pausenraum Geesthacht (Norderstraße 32), Lofertis (Hafenstraße 41), Toom-Baumarkt (Düneberger Straße 112-114), Zigarren Fries in der Oberstadt (Hansastraße 38)
Packstationen
bei Lidl (Trift 33 und Spandauer Straße 2), Esso Tankstelle (Geesthachter Straße 71), Rewe-Getränkemarkt in der Oberstadt (Hansastraße 38)