Geesthacht. Postbank gibt Dienstleistungen der Deutschen Post und von DHL in Geesthacht auf. Ab wann dies gilt und wohin Kunden ausweichen müssen.

Seit den 1950er-Jahren gehen Geesthachter hier zur Post. Das besagt schon die Adresse An der Post 1, auch eine benachbarte Bushaltestelle trägt diesen Namen. Doch ab dem 4. Juni ist die Post nicht mehr „die Post“. Dann müssen Kunden ihre Briefe und Pakete woanders aufgeben. „Als Deutsche Post sind wir uns durchaus bewusst, dass es sich bei der Filiale in Geesthacht um einen Post-Standort mit langer Tradition in der Stadt handelt“, teilt ein Pressesprecher mit. Allerdings hatte das Unternehmen auf die Entscheidung gar keinen Einfluss.

Denn seit 1995 gibt es gar keine Postämter mit eigenem Personal mehr. Seitdem werden alle Postdienstleistungen im Partner-Filialmodell in Kooperation mit dem örtlichen Einzelhandel oder, wie im Fall von Geesthacht, mit der Postbank als Filialpartner angeboten. In der Postbank-Filiale in Geesthacht waren traditionell bislang neben den Postbank-Finanzdienstleistungen ergänzend auch die Leistungen der Deutschen Post rund um den Brief- und Paketversand zu erledigen.

An der Post 1 können Briefe und Pakete nicht mehr abgegeben werden

Die Postbank hat als wirtschaftlich eigenständiges Tochterunternehmen der Deutschen Bank jetzt entschieden, in ihrer Filiale in Geesthacht diese Dienstleistungen aufzugeben. Dazu teilt ein Sprecher der Postbank auf Anfrage mit: „In einem Teil ihrer Standorte konzentriert sich die Postbank künftig in einem neuen, auf Bankdienstleistungen fokussierten Filialformat auf die persönliche Beratung rund um das Thema Geld. Postdienstleistungen bietet die Postbank in diesen Filialen deshalb künftig nicht mehr an.“

Ab dem 4. Juni nimmt die Postbank keine Briefe und Pakete mehr in Geesthacht an.
Ab dem 4. Juni nimmt die Postbank keine Briefe und Pakete mehr in Geesthacht an. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Sowohl Deutsche Post als auch Postbank verweisen unabhängig voneinander darauf, dass die Deutsche Post ihren Kunden in Geesthacht trotzdem Postdienstleistungen im gewohnten Umfang in ihrer Nähe anbieten werde. Dazu ist sie allerdings auch gesetzlich verpflichtet. „Wir als Deutsche Post stellen in Geesthacht mit dem vorhandenen Netz von zwei Partner-Filialen, sechs DHL-Paketshops und vier DHL-Packstationen weiterhin sicher, dass alle Leistungen und Serviceangebote rund um den Brief- und Paketversand im Stadtgebiet ausreichend und ohne lange Wege für unsere Post-Kunden erreichbar sind“, schreibt die Post.

Wo es Leistungen der Post in Geesthacht gibt

Die beiden Partner-Filialen sind der Postshop Geesthacht (Geesthachter Straße 9, gegenüber Penny) und Nord Tobacco & Presse (im Famila-Markt, Spandauer Straße 31). Die sechs DHL-Paketshops sind bei EP Fernseh Franz (Buntenskamp 8), Rewe-Markt (Norderstraße 16), Pausenraum Geesthacht (Norderstraße 32), Lofertis (Hafenstraße 41), Toom-Baumarkt (Düneberger Straße 112-114) und die Filiale von Zigarren Fries in der Oberstadt (Hansastraße 38). Die vier Packstationen sind bei Lidl (Trift 33 und Spandauer Straße 2), an der Esso Tankstelle (Geesthachter Straße 71) sowie im Rewe-Getränkemarkt in der Oberstadt (Hansastraße 38). Die Öffnungszeiten sind auf postfinder.de abrufbar.

Enis Sayilir in der Postfiliale an der Geesthachter Straße 9.
Enis Sayilir in der Postfiliale an der Geesthachter Straße 9. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

„Die Auswahl bei den ganzen Paketshops und Packstationen ist ausreichend“, fand Marc Herrling, der am Dienstag mit einem Paket bei der Postbank war. „Für die ältere Generation, die nicht so das Handy nutzen, wäre eine größere Anlaufstelle schon gut“, ergänzte der junge Geesthachter.

Verändertes Nutzungsverhalten als Begründung

Ein verändertes Nutzungsverhalten hat auch die Postbank ausgemacht und führt dies als Begründung für die Veränderung an. „Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden. Dieser Trend hat sich mit der Corona-Pandemie nochmals verstärkt. Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, teilt die Postbank mit.

Aus diesem Grund reduziert die Postbank die Anzahl der bundesweiten, eigenen Standorte von 550 bis Mitte 2026 schrittweise, nach derzeitiger Planung auf rund 320 Filialen. Nur in 200 dieser Standorte werden weiterhin Post- und Paketdienstleistungen angeboten. An den übrigen werden Postbank-Kunden in einem neuen, ausschließlich auf Bankdienstleistungen fokussierten Filialformat persönlich vor Ort beraten lassen.

Auch Zukunft der Postbank-Filiale in Geesthacht offen

„Ob die Filiale in Geesthacht in diesem Beratungsformat langfristig fortgeführt wird, ist noch nicht abschließend entschieden“, schreibt dazu der Sprecher der Postbank. Bis zu dieser Entscheidung sind Beratungen bei der Postbank und Serviceleistungen rund um das Thema Geld (Geldautomat, Kontoauszugsdrucker) weiter im Gebäude „An der Post 1“ möglich. Allerdings ist die gemietete Fläche im Erdgeschoss dafür eigentlich viel zu groß.

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Nach Informationen unserer Redaktion wurde der Mietvertrag kürzlich zwar bis zum Jahr 2030 verlängert, was allerdings keine Garantie für einen so langen Fortbestand ist. Auch ist die Zukunft der Mitarbeiter der Postbank, die sich bislang um Postdienstleistungen gekümmert haben, nach unseren Informationen noch ungeklärt. Derzeit werde ein Sozialplan mit den verbeamteten Mitarbeitern verhandelt. „Sie bekommen andere Aufgaben im Postbankgeschäft“, sagt der Konzernsprecher auf Nachfrage. Um in Geldangelegenheiten beraten zu können, ist eine Zusatzqualifikation notwendig. Gut möglich also, dass bald nur noch der Name „An der Post“ an die Geschichte des Ortes erinnert.