Geesthacht. Kleinere Arbeiten am verkehrsreichsten Platz in der Stadt sind erfolgt. Warum es bislang Provisorien sind.
Die endgültige Position für die neuen, aber noch unbefüllten Blumenkübel auf dem Parkplatz vor der Postfiliale in Geesthacht hat die Stadtverwaltung offenbar noch nicht gefunden. Mal stehen sie hier, mal dort, dann sind sie wieder tagelang verschwunden. Aufgestellt wurden sie erstmals, nachdem im Herbst auch die Verkehrsführung für Radfahrer über den Parkplatz neu geregelt wurde. Das Aufbringen der leuchtend roten Markierung ist eine von mehreren kleineren Arbeiten im gesamten Kreuzungsbereich von Bundesstraße 5 und Bahnstraße, zu dem auch der Post-Parkplatz gehört. Bis zur großen Lösung, der den Verkehr entlastet – etwa durch den Bau eines Kreisverkehrs – wird es aber noch dauern.
Geesthacht: So stellt sich die Verkehrssituation aktuell dar
Über die Durchgangsstraße (B5/B404) – in Fahrtrichtung Hamburg ist es vor der Kreuzung die Berliner Straße, hinter der Ampel wird es zur Geesthachter Straße – fließt der Großteil des täglichen (Berufs-) Verkehrs. Zudem steigt auch die Belastung aus der Bahnstraße (4 auf dem Luftfoto) an, da es die kürzeste Verbindung von der Innenstadt zur Hafencity ist, in der immer mehr Menschen leben.
Teilweise chaotisch ist die Situation zu Schulbeginn und Unterrichtsende an der nahen Alfred-Nobel-Schule und dem Otto-Hahn-Gymnasium. Dann stauen sich die Wagen bis weit in die Bahnstraße und teilweise auch in die von ihr abgehende Mühlenstraße hinein. Selbst, dass die Wagen an der Ampel am Ende der Bahnstraße in zwei Reihen nebeneinander stehen, um auf die Bundesstraße einzubiegen, was eigentlich nicht vorsehen ist, schafft keine Entlastung.
Der Rückstau an der Bahnstraße wiederum führt zu einem Engpass bei der Einfahrt in die Einbahnstraße „An der Post“, weil auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnstraße zu allem Überfluss Autos parken. Und dazu kommen viele Schüler, die mit dem Rad unterwegs sind. „Derzeit läuft alles über die Post-Kreuzung. Das wird sich erst entspannen, wenn wir die Ortsumgehung haben“, hatte Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) schon im großen Jahresinterview mit unserer Redaktion eingeräumt.
Das Dilemma der Verwaltung
Diverse Straßen in Geesthachts Stadtgebiet sind sanierungsbedürftig, besonders die Bundesstraße. Für den großen Wurf – so zumindest die lange kommunizierte Haltung – sollte jedoch bis zum Bau der Umgehungsstraße abgewartet werden. „Die Erstattungen des Bundes für Unterhaltung und Sanierung reichen in der Regel nicht aus – weder bei grundlegenden Sanierungen noch für die laufende Unterhaltung“, weiß die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister. Zudem müssen diese Projekte, etwa als Geesthacht 2018 den Bereich der Bundesstraße in Besenhorst samt Vollsperrung saniert hatte, mit Baumaßnahmen der Bundesbehörden abstimmen – was zu weiteren Verzögerungen führen kann.
Mit Fertigstellung der Umgehungsstraße würde derweil die Durchgangsstraße indes zu einer Kreisstraße heruntergestuft, was Geesthachts Handlungsspielraum vergrößert. Zumal die Verwaltung bei der Neugestaltung der Post-Kreuzung mit dem Bau eines Kreisverkehrs liebäugelt. „An der Post wäre der Platz vorhanden“, hatte Olaf Schulze in unserem Jahresinterview gesagt.
Das Problem: Die Ortsumgehung ist eine unendliche Geschichte. Wie berichtet, ist das seit 2018 laufende Planfeststellungsverfahren nach erneuten Änderungen immer noch nicht abgeschlossen. Im Anschluss daran sind Klagen gegen den Bau wahrscheinlich.
Das passiert stattdessen
In Geesthacht gibt es durch den Anstieg auf bald 35.000 Einwohner mehr Verkehr. Wie dieser zu regeln ist, damit es keinen Kollaps gibt, ist ein Thema, das angegangen wird. Für den Verkehrsentwicklungsplan müssen jedoch erst neue Verkehrszählungen vorgenommen werden. Das ging 2022 wegen der Sperrung der Elbbrücke auf der B404 bei Geesthacht und den fehlenden Schwerlastverkehr nicht und soll nun in diesem Jahr passieren. Bis die Erkenntnisse des Mobilitätsgutachtens umgesetzt werden können, geht weitere Zeit ins Land.
Stattdessen ist die Geesthachter Verwaltung im vergangenen Jahr dazu übergegangen kleinere Maßnahmen, die sie selbst umsetzen kann, zu realisieren. Der erste Schritt war die Entschärfung des Verkehrs auf der Bundesstraße in Fahrtrichtung Hamburg (1 auf dem Luftfoto). Die Verengung von zwei auf eine Fahrspur erfolgt nun bereits vor der Ampel. Damit haben die Wettrennen bei Grün, um sich in den laufenden Verkehr vor dem Nebenmann einzureihen ein Ende. Durch die Schraffierung der Fahrbahn an der Geesthachter Straße (1 auf dem Luftfoto) ist es auch für an der Ampel wartende Schulkinder sicherer geworden.
Apropos Schulkinder: Die Führung des Radweges (2 auf dem Luftfoto) wurde mittels roter Farbe verlegt. Anstatt nach der Schule quer über den Parkplatz Richtung Fußgängerzone zu fahren, ist nun ein Schlenker zu fahren. Bei der Einfädelung an der Bahnstraße haben übrigens Fußgänger Vorrang. „Wir haben den Radweg verlegt, weil die Fahrradfahrer sonst von Rechtsabbiegern in die Bahnstraße übersehen werden“, erklärt Olaf Schulze. Die eingangs erwähnten Blumenkübel sollen dabei als Hindernis dienen, damit die Radler nicht aus alter Gewohnheit quer über den Platz fahren.
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Weitere Maßnahme: Zuvor waren bereits die Parkplätze (3 auf dem Luftfoto) von der Mitte des Postparkplatzes schräg an den rechten Fahrbahnrand der Straße „An der Post“ versetzt worden.
Geesthacht: Das sagen die großen Fraktionen zu dem Problem
„Der Platz hat eine wichtige Funktion für alle Verkehre Geesthachts und ist mit Abstand der verkehrsreichste Platz in Geesthacht. Der Platz ist Knotenstelle von sieben Fußgänger- und Radfahrerströmen“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzende Arne Ertelt. Die Christdemokraten hatten zur Ratsversammlung am 10. Dezember 2021 zur Verbesserung der Situation an der Post 200.000 Euro beantragt. Das wurde zwar mehrheitlich abgelehnt, zwei von der CDU vorgebrachte Punkte aber inzwischen dennoch umgesetzt: die Schrägstellung der Parkplätze und den Abbau des Fahrradunterstands.
Wie die kurzfristigen Pläne für die Umgestaltung des Post-Parkplatzes sind, das würde Petra Burmeister von der SPD gern demnächst mal von der Verwaltung hören. Eine entsprechende Anfrage, die im Bauausschuss zu klären ist, hat sie bereits in Vorbereitung.