Hamburg. Camp oder GBS? Der Start der Sommerferien steht vor der Tür. Wie eine Familie aus Alsterdorf die sechs Wochen Ferien strukturiert.

  • In 32 Tagen beginnen die Sommerferien, mehr als sechs Wochen sind dieses Jahr frei
  • Welches Ferienprogramm? Eltern können jetzt Camps buchen, Oma und Opa gelten als Gamechanger
  • Einige Kinder verreisen auch schon jung ohne ihre Eltern. Wie eine Alsterdorfer Familie es wuppt

Wer Oma und Opa in der Nähe hat, ist klar im Vorteil. Wenn das Verhältnis zwischen Enkeln, also den Kindern, die mehr als sechs Wochen Sommerferien von der Schule in Hamburg aus haben, stabil ist, kann man um Unterstützung fürs Ferienprogramm bitten. Denn die freie Zeit für die Schulkinder in den Ferien können die meisten Eltern nicht allein abdecken. Zu viele Ferientage treffen auf halb so viel Urlaub von Mutter und Vater.

Wenn Sarah und Christian Goebel aus Alsterdorf, Eltern von einem Kita- und einem Grundschulkind, an die Ferien denken, steigt die Laune nicht automatisch an. Denn mit Kindern sind Ferien nicht gleich Freizeit. Vielmehr beginnt spätestens mit dem Eintritt in die Schule oder Vorschule der Poker um die Feriengestaltung – und vor allem die Frage der Betreuung der Kinder erwerbstätiger Eltern.

Schule Hamburg: Zwölf Wochen Schulferien. Welche Betreuung für die Schulkinder?

Auch in Hamburg stehen alle Eltern vor der unlösbaren Gleichung von mehr als zwölf Wochen Schulferien oder 63 Werktagen minus der etwa dreißig Tage Urlaub von Vollzeit arbeitenden Eltern.

Herauskommen soll Ferienzeit als Familie, also mit beiden Elternteilen, sowie Erholung. „Bei uns steht jetzt beispielsweise noch nicht wirklich fest, wie die Sommerferien genau aussehen werden“, sagt Sarah Goebel, die an vier Tagen die Woche eine halbe Stelle als Senior-Produktmanagerin hat. Ihr Ehemann arbeitet Vollzeit im gehobenen Management.

„Meine Mutter ist der große Puffer im System“, erklärt Goebel. Ihre Mutter komme alle paar Wochen von Braunschweig nach Hamburg, um Zeit mit den Enkeln zu verbringen und dadurch die junge Familie zu entlasten. „Mittlerweile liebt unser älterer Sohn es auch, sie allein zu besuchen und dort eine Woche bei ihr zu Hause zu verbringen“, sagt die Mutter. Das machten sie dann, wenn Ferien seien, die Kita aber geöffnet habe und der Jüngere normal in die Betreuung gehen könne.

Sommerferien in Hamburg starten in vier Wochen: Wer Oma und Opa hat, ist klar im Vorteil.

Nur was machen Familien ohne Großeltern oder weitere Unterstützung aus dem familiären Umfeld? Was ist, wenn Oma und Opa zu weit weg wohnen oder schlicht kein Interesse oder nicht mehr die körperlichen Möglichkeiten haben, Betreuungszeiten zu übernehmen?

63 Werktage plus Wochenenden, dazu einzelne bewegliche Ferientage und Feiertage – die Festlegung stammt übrigens aus dem Jahr 1964, damals war Sonnabendunterricht noch üblich und man kam auf 74 Werktage. Da es heute keinen Sonnabendunterricht mehr gibt, sind es 63 Werktage.

Besonders schwer zu planen ist die Sommerferienzeit von mindestens sechs Wochen. Diese werden schon Jahre im Voraus von einer Länderarbeitsgruppe abgestimmt und von der Kultusministerkonferenz beschlossen. Die übrigen Ferientermine werden von den Ländern bestimmt, die dann ihre jeweiligen Ferienzeiten dem Sekretariat der Kultusministerkonferenz übermitteln, die diese dann als Übersicht veröffentlicht.

Ferien-Betreuung für Kinder gibt es in Hamburg, so sehen die Kosten aus

In Hamburg gibt es fünf Ferientermine, an denen alle Schüler freihaben: im Herbst, zu Weihnachten, im Frühjahr, zu Himmelfahrt oder Pfingsten und im Sommer. Dazu kommt noch ein freier Tag als Halbjahrespause.

Ganz schön viel zu organisieren für Eltern. „Da unser Sohn gerade in die erste Klasse geht, stehen für uns das erste Mal die Sommerferien an. Ich bin überrascht, wie unflexibel alles plötzlich ist, da wir die feststehende Kita-Schließzeit von zwei Wochen nehmen müssen und es damit schon nicht passt, dass wir gemeinsam mit unseren Freunden aus Niedersachsen verreisen“, sagt Goebel.

Zwar ist sie begeistert von den Angeboten, die es als Betreuungsmöglichkeiten gibt, doch „unser Sohn hat gar keine Lust auf externe Ferienbetreuung.“ Deshalb suche sie nach Alternativen.

1. Ferienbetreuung in den Schulen durch GTS oder GBS

In Hamburger Schulen finden in den Ferien viele Betreuungsaktivitäten statt. In den Märzferien gibt es die mittlerweile etablierte Lernferien.
In Hamburger Schulen finden in den Ferien viele Betreuungsaktivitäten statt. In den Märzferien gibt es die mittlerweile etablierte Lernferien. © Getty Images/iStockphoto | StockPlanets

49,7 Prozent der Kinder nehmen neben der Ganztagsbetreuung in der Schulzeit darüber hinaus an einer Ferienbetreuung teil, so die Schulbehörde. Hier ist immer das Schulgelände Start- und Endpunkt des Tages, entweder werden Aktivitäten auf dem Gelände angeboten oder die Gruppe der betreuten Kinder bricht zu einem Ausflug auf.

Beim Ganztagsangebot gibt es zwei Modelle: GTS (hier ist der Ganztag in rein schulischer Verantwortung) und GBS (Ganztag mit einem Kooperationspartner, beispielsweise Kita- oder Jugendhilfeträger). Diese Träger richten dann auch das Ferienprogramm aus. Durch ein nicht ganz unkompliziertes Verfahren wird im Vorfeld schriftlich bei den Eltern abgefragt, wie viele Ferientage und Sockelwochen der Betreuung benötigt werden.

Kosten: 90 Euro für eine Ferienwoche ohne Randzeiten oder 120 Euro für Ferienwochen mit Randzeiten vor 8 Uhr und nach 16 Uhr.

2. Angebote aus dem Hamburger Ferienpass

Seit 1969, also seit nun 55 Jahren gibt es den Hamburger Ferienpass. „Der wurde ins Leben gerufen für alle Hamburger Kinder, die in den Ferien nicht verreisen, sondern in der Stadt bleiben“, erklärt Sabine Homann Engel vom Zentrum für Schul- und Jugendinformation (ZSJ) der Schulbehörde. Begonnen hat alles mit Aktivitäten wie ein Besuch im Michel oder die Besichtigung der Baustelle des Elbtunnels, der damals entstand.

Das Angebot für die Ferien ist heute sehr vielfältig. In den Sommerferien gebe es mittlerweile über 600 unterschiedliche Angebote, von Schauspielkursen über Naturerlebnisse, Technik-Klassen und Mengen an Sportcamps. Buchbar sind alle Angebote mit einer Filterfunktion nach Stadtteil und Interesse sowie Zeitraum.

Kicken geht immer: Auch der FC St. Pauli, ETV und der HSV bieten traditionell unterschiedliche Fußball-Camps in allen Ferien an, die Auswahl findet man beim Hamburger Ferienpass.
Kicken geht immer: Auch der FC St. Pauli, ETV und der HSV bieten traditionell unterschiedliche Fußball-Camps in allen Ferien an, die Auswahl findet man beim Hamburger Ferienpass. © Dusan Kostic - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Kosten: von null bis 700 Euro (für Sprachreisen an die Nord- und Ostsee). Ermäßigte Preise bieten alle Veranstalter für Berechtigte des Bildungs- und Teilhabepakets an. Teilweise werden Kosten auch anteilig von Krankenkassen übernommen.

3. Private Camps kleinerer Vereine

Kleinere Vereine, die nicht im Programm des Ferienpasses gelistet sind, können auch eine Möglichkeit sein, einige Wochen an Ferien abzudecken. Der Vorteil hier ist, dass dieses Angebot meistens von den eigenen Mitgliedern gebucht wird – die Kinder kennen die Kursleiter und die Räumlichkeiten also schon. Das kann hilfreich sein und besser vorstellbar für die Kleineren.

Beispiele sind hier die Karateschule oder das Ballettstudio im Stadtteil. So macht es auch Ann-Kathrin Thieme, Gründerin der Ballettschule Petit Ballett aus Winterhude: „Eine Woche lang könne Kinder im Grundschulalter mit uns ein Thema tänzerisch erarbeiten.“ Manche Sportvereine gehen auch extra für die Ferienzeit Kooperationen mit Anbietern von Camps ein und bieten diese dann auf ihrem Gelände an.

Kosten: Ballett-Feriencamp bei Petit Ballett, 5 Tage à etwa drei Stunden, Kosten liegen bei 150 bis 200 Euro. Je nach Schule oder Verein können die Kosten stark variieren.

4. Abwechselnde Betreuung privat organisieren

Familie Goebel hat sich für einzelne Tage das viel zitierte Dorf, das man für das Aufziehen eines Kindes braucht, selbst geschaffen. „Das haben wir auch schon gemacht. Mit Freunden, deren Kinder mit unseren Söhnen befreundet sind, haben wir uns tageweise in der Betreuung abgewechselt, sodass jede Familie einen Tag ohne Kinder und den anderen dafür mit mehreren als den eigenen unterwegs war“, sagt Sarah Goebel.

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Auch wenn sich mehrere Elternteile zusammenschließen und für Schließtage der Kitas oder bewegliche Ferientage Ausflüge planen, können da auch Kinder ohne die eigenen Eltern mitgenommen werden. Wenn die Kinder gut in der Grundschule angekommen sind, werden oftmals Wünsche nach Verabredungen laut und darüber dann zumindest stundenweise die Betreuung gesichert.

5. Betreuung ohne Betreuung

Zur Wahrheit gehört auch, dass es Tage oder Wochen gibt, in denen sich schlicht weder Camp noch Freunde noch Nachbarn oder Familie finden lassen. Denn auch die Planung der betreuungsfreien Zeit kostet die Eltern unheimlich viel Kraft und Zeit. Deshalb switcht man zurück zum „Corona-Modell“: Erwerbsarbeit im Homeoffice, während die Kinder auf der anderen Seite des Bildschirms die Wohnung auseinandernehmen oder den Streaming-Dienst zum Glühen bringen.

Kosten: etliche elterliche Nerven.

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