Schwarzenbek. Wenn es irgendwo im Kreis brennt oder Lauenburg unter Wasser steht, kommt das DRK Schwarzenbek und versorgt die Retter.
Man nehme 22,5 Kilogramm Kartoffeln, ebenso viele Erbsen, 9 Kilogramm durchwachsenen Speck, 37,5 Kilogramm Suppengrün, 300 Würstchen und knapp 23 Liter Wasser: Mit diesen Zutaten und einer entsprechend großen Kochgelegenheit lassen sich innerhalb gut einer Stunde 300 Feuerwehrleute, Katastrophenschützer im Einsatz oder auch einfach nur Sportler bei einem Wettkampf versorgen.
Für die Feldköche vom DRK Schwarzenbek ist das eine leichte Übung. „Manchmal verschätzt man sich aber bei großen Einsätzen. Als das Silo in Brunstorf im vergangenen Sommer brannte, mussten wir dreimal nachkochen, so großen Appetit hatten die Rettungskräfte“, erinnert sich Phillip Holst, Bereitschaftsleiter der Schwarzenbeker Feldköche.
Deutsches Rotes Kreuz: 3500 Mahlzeiten sind für die Feldköche kein Problem
Aktuell hat das DRK in Schwarzenbek drei Feldköche und natürlich viele freiwillige Helfer, die ihnen zuarbeiten. Dazu gehören auch ein gutes Dutzend „Schnippeldamen“, die Gemüse für Eintöpfe schälen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die älteste ist übrigens 95 Jahre alt.
Die Faszination, an der großen, weißen Gulaschkanone bei Großeinsätzen oder Volksfesten Speisen zuzubereiten, ist offensichtlich groß. Neun Feldköche sind gerade in Ausbildung und werden schon in wenigen Wochen zur Verfügung stehen. „Damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, freut sich Lasse Schmidt.
Mit dabei ist auch Celina Holz (17), die eine Ausbildung als Dachdeckerin absolviert und seit drei Jahren bei den Eintopf-Aktionen des DRK in den Wintermonaten mithilft. „Das Schnippeln von Gemüse macht mir Spaß. Bislang durfte ich beim Kochen nur zuarbeiten. Jetzt möchte ich auch mal selbst an der Feldküche stehen“, sagt die 17-Jährige. Gemeinsam mit Anne Schweim (27), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hamburger Helmut-Schmidt-Universität, macht sie gerade die vierwöchige Ausbildung zum Feldkoch.
Der Umgang mit der 2,4 Tonnen schweren Küche ist nicht ganz ungefährlich
Dabei lernen die jungen Frauen auch den fachgerechten Umgang mit Lebensmitteln und den sicheren Umgang mit der Feldküche. Denn das 2,4 Tonnen schwere Gerät wird mit Gas betrieben, in den Bottichen befinden sich bei voller Auslastung 300 Liter kochend heißes Wasser. Beides sind mögliche Gefahrenpunkte.
Aber auch die Einsatzplanung und die Organisation einer geregelten Essensausgabe für eine große Zahl von hungrigen Einsatzkräften gehört dazu. Ausgebildet werden die Feldköche über den DRK Landesverband im Lehr- und Versuchszentrum der Landwirtschaft in Futterkamp bei Kiel.
Im Sommer werden 300 Teilnehmer in „Tillhausen“ versorgt
Feldköche gibt es an mehreren Orten im Kreisgebiet. Das DRK Schwarzenbek hat als einziger Ortsverein gleich zwei Feldküchen. Weitere stehen beim DLRG in Ratzeburg und in Lauenburg. Auch der DRK Kreisverband hat Feldköche, die unter anderem auch für die Verköstigung der 300 Teilnehmer in der Stadt für Kinder „Tillhausen“ sorgen, die in diesem Sommer wieder an den Start geht.
Die Feldköche haben eine Rufbereitschaft. „Wenn es eine große Einsatzlage gibt, bei der Rettungskräfte mit Speisen und Getränken versorgt werden müssen, alarmiert uns die Leitstelle“, sagt Phillip Holst. Dann geht alles ganz schnell. Die Feldküche steht stets abfahrbereit am DRK-Zentrum an der Bismarckstraße 9 b in Schwarzenbek.
Die Küche wird von einem 7,5-Tonner gezogen, der auch geländegängig ist und Küchenzubehör sowie 500 Mehrweggeschirre, Besteck sowie Gasflaschen für die Feldküche im Laderaum hat. Das DRK hält auch 5000 Einweggeschirre für den Notfall bereit, von denen ein Teil im Lkw ist.
Im DRK Zentrum ist ständig Essen für 3000 Portionen vorrätig
Im DRK Zentrum sind ständig Nudeln, haltbare Lebensmittel in Dosen und tiefgefrorenes Gemüse vorrätig. „Wir können mit unserem Lagerbestand 1000 Personen drei Tage lang versorgen. Wir können aber auch auf die Bestände der Schwarzenbeker Tafel zurückgreifen und haben eine Vereinbarung mit Edeka Kratzmann, dass wir auch dort praktisch zu jeder Tageszeit vorbeikommen und Lebensmittel bekommen können“, sagt Phillip Holst.
Wenn alles verladen ist, geht es weiter zum Einsatzort. Das muss sehr schnell gehen. Denn bei Großfeuern oder anderen Einsatzlagen kommen die Retter oft direkt von der Arbeitsstelle oder aus dem Bett zum Gerätehaus. Dann müssen sie oft lange hart arbeiten. Das geht nicht ohne Speisen und Getränke. Deshalb muss die Feldküche schnell aufgebaut und angeheizt sein.
Im Notfall funktioniert die moderne Feldküche auch mit Holzfeuer
„Wir nehmen normalerweise handelsübliche Elf-Kilo-Gasflaschen für den Betrieb. Im Notfall können wir auch die Brenner herausnehmen und die Küche mit Holz befeuern. Das üben wir einmal im Jahr. Aber die Reinigung danach ist sehr aufwendig“, sagt Philip Holst.
Wichtig ist auch ein fester Untergrund und vor allem muss er eben sein. Denn ein wenig ausgleichen können die ehrenamtlichen Helfer den Stand ihrer Feldküche, aber mit Schieflage funktioniert die Küche nicht, weil dann die Kochgefäße überlaufen.
Eintopf-Aktionen sind auch Image-Kampagne für das DRK
Damit im Ernstfall alles klappt, ist Übung wichtig. „Beim Elbe-Hochwasser 2013 haben wir täglich 1500 Menschen versorgt. Wir gehen deshalb gezielt auch zu Veranstaltungen, um ohne Druck üben zu können“, so Holst. Eine große Herausforderung ist beispielsweise der Ratzeburger Adventslauf, bei dem die Köche alljährlich 3500 Menschen versorgen.
Aber auch die Eintopf-Aktionen des DRK auf dem Schwarzenbeker Wochenmarkt sind eine wichtige Übung und zugleich eine Image-Kampagne für das DRK – mit rund 800 Mitgliedern immerhin der zweitgrößte Verein in Schwarzenbek. Rund 300 Liter Suppe kochen die Helfer pro Ausgabetag und üben damit auch das Zusammenspiel von der Vorbereitung der Speisen über das eigentliche Kochen bis hin Ausgabe. Auch die Planung im Vorfeld und das Vorhalten der Lebensmittel gehört dazu.
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Angesichts dieser Logistik war der Ausbildungsabend, bei dem wir Anne Schweim und Celina Holst am DRK-Zentrum besucht haben, eine leichte Übung für die beiden angehenden Feldköchinnen und die Helfer. Es ging darum, die 20 Ehrenamtlichen im DRK-Zentrum mit Nudeln und Bolognese-Sauce zu versorgen. Zweieinhalb Kilogramm Nudeln kochen, die gleiche Menge Hackfleisch anbraten und Tomatensauce untermischen. Das ganz mit Gewürzen abschmecken – und fertig.