Geesthacht. Hilfe beim Heizungstausch: Verbraucherzentrale bietet wieder persönliche, unabhängige und kostenfreie Energieberatung in Geesthacht an.

Was tun, wenn die Heizung kaputt ist? Diese Frage treibt Immobilienbesitzer seit dem Inkrafttreten des Gebäude-Energie-Gesetzes (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, um. Hauseigentümer sorgen sich: Welche Heizung eignet sich für mein Haus? Und kann ich mir diese überhaupt noch leisten? Die richtige Antwort darauf zu finden, dabei helfen zwei Energieberater der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein ab sofort durch persönliche, unabhängige und kostenlose Beratungen in Geesthacht.

Die Stadt erstellt gerade ihre kommunale Wärmeplanung. Die Ergebnisse sollen am Jahresende veröffentlicht werden – auch bei einer öffentlichen Informationsversammlung für Einwohner. An deren Ende soll trennscharf pro Straße aufgezeigt werden, in welchen Teilen Geesthachts fortan vorrangig wie geheizt werden soll. „Deshalb ist es gut, dass die Verbraucherzentrale wieder vor Ort ist und auf Fragen, ob eine Wärmepumpe oder eine Pelletheizung besser für mich ist, Antworten geben kann“, hob Bürgermeister Olaf Schulze hervor.

Welche Heizung ist die richtige für mein Haus?

Die Bürger brauchen Orientierung. Wie hoch sind die Investitions- und die Verbrauchskosten? Und Gas wird immer teurer“, hatte Silke Wengorra (SPD) im Umweltausschuss betont, als der Zwischenstand der Wärmeplanung vorgestellt wurde. Antworten, die die Stadtverwaltung aber nicht geben kann.

Energieberatung
Diplom-Ingenieur Jörg Conrads bietet für die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein kostenfreie, persönliche Energieberatungen in Geesthacht an. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Bei dem Zwischenbericht ging es zunächst nur um eine Bestandsaufnahme, eine Bedarfsanalyse und mögliche zu erzielende Leistungen in Watt. Bei allem gilt: Auch wenn Geesthacht am Ende festlegt, wo zum Beispiel Fernwärme hinkommt, ergibt sich daraus für den Einzelnen keine rechtliche Bindung.

„Wir werden als Stadt nicht vorgeben, was am Haus gemacht werden soll. Wir klären, ob sich Heizungsarten irgendwo ausschließen und zeigen auf, welche Alternativen es gibt“, sagt Olaf Schulze. Zumal, wie Energieberater Jörg Conrads ergänzt: „Jedes Haus ist individuell.“

Große Nachfrage: Verbraucherzentrale stockt Energieberatung auf

Bleiben also Fragen über Fragen. „In den letzten zwei Jahren hatten wir noch nie so viel zu tun“, sagt Carina Vogel von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Sie leitet das von der Bundesregierung geförderte Projekt. In ganz Deutschland helfen 1000 Berater an 500 Standorten Verbrauchern zu den Themen wie Heizungstausch, Stromverbrauch, nachträgliche Dämmung und Nutzung von Sonnenenergie.

In Schleswig-Holstein sind es 35, zwei davon, die Diplom-Ingenieure Michael Kehn und Jörg Conrads, in Geesthacht. Der nächste sitzt in Ahrensburg.

Kommunale Wärmeplanung
Die Stadtwerke Geesthacht schließen gerade das Krügersche Haus mit der Tourist-Info und dem Geesthacht-Museum ans städtische Fernwärmenetz an. Ob und welche Wohngebiete erschlossen werden, soll die kommunale Wärmeplanung regeln. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Sie müssen dabei viel Aufklärungsarbeit leisten. „In den Köpfen der Bevölkerung ist zum Beispiel, dass eine Wärmepumpe ohne Fußbodenheizung nicht möglich ist. Aber das stimmt nicht“, betont Conrads. Auch teurer seien moderne Heizungsarten nicht zwangsläufig, wie ein Beispiel aus der Praxis zeigt.

Höhere Kosten für moderne Heizarten? Nicht unbedingt

„Eine 80-jährige Immobilienbesitzerin hat sich gerade eine Luft-Wasser-Pumpe für 35.000 Euro eingebaut. Für diese hat sie Fördermittel von 13.000 Euro bekommen. Zum Vergleich: Eine Gasbrennwert-Heizung kostet heute etwa 25.000 Euro. Dazu kommt, dass die Frau im Winter weniger Energie verbraucht“, so der Energieberater.

Energieberatung
Die Energieberatung ist am Markt 5 (ehemals Musik Romin, v.l.): Ingenieur Jörg Conrads, Projektleiterin Carina Vogel (Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein), Bürgermeister Olaf Schulze und Geesthachts Klimaschutzmanagerin Kirsten Boltz. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Insgesamt gebe es einen bunten Strauß an Fragen, die ihm in den kostenfreien, 45-minütigen Beratungsgesprächen gestellt werden. Antworten kann er geben: auf sinnvolle Maßnahmen bei der energetischen Sanierung des Hauses und ob dafür Fördergelder bereitstehen, ob ein Heizungstausch an der Zeit ist und welche Heiztechnik die richtige für den Einzelnen ist, ob eine Solaranlage aufs Dach passt, bei Fragen zur Energiekostenabrechnung, aber auch wie Strom und Heizenergie eingespart werden kann (auch für Mieter sinnvoll).

Wann die Beratungen in Geesthacht sind

„Ich frage dann ab: Wann ist das Haus gebaut? Wie ist es gedämmt? Welche Heizung wird verwendet?“, umreißt Conrads den Ablauf. Für ein Entgelt in Höhe von 30 Euro sucht er die Verbraucher auch in deren Zuhause auf und schaut sich zwei bis drei Stunden lang die Gegebenheiten vor Ort an. Weiteres Beratungsfeld: Wenn der Hausbesitzer Angebote von Heizungsfirmen eingeholt hat oder eine Wärmebildkarte hat aufstellen lassen, dann wertet die Verbraucherzentrale diese unabhängig aus.

Die persönliche Energieberatung der Verbraucherzentrale ist jeden zweiten Dienstag im Monat von 15 bis 18 Uhr und jeden vierten Dienstag von 14 bis 18 Uhr am Markt 5 in Geesthacht (ehemals Musik Romin). Termine müssen vorab telefonisch unter 0431/590 99 40 oder 0800/809 80 24 00 vereinbart werden. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale gibt es seit 1978, sie war im Zuge der Ölkrise entstanden.

Auch interessant

Der Gebäude-Energie-Gesetz regelt, dass seit dem 1. Januar 2024 neue Heizungen in Neubaugebieten mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen müssen. Bestehende Heizungen können weiter betrieben, und kaputte Heizungen können weiterhin repariert werden.

Für bestehende Gebäude und Neubauten außerhalb von Neubaugebieten gibt es zudem Übergangsfristen. Die gelten auch, wenn eine kommunale Wärmeplanung steht. Ist etwa ein Anschluss an ein Wärmenetz geplant, gilt eine Frist von bis zu zehn Jahren ab Vertragsschluss, spätestens bis 31. Dezember 2034. Wer bei all diesen Regelungen nicht mehr durchsteigt, hat in Geesthacht jetzt ja zumindest eine Anlaufstelle.