Geesthacht. Bis Ende 2024 soll feststehen, in welchem Stadtteil wie geheizt wird. Stadtwerke-Chef sagt, was Geesthachter jetzt wissen müssen.
Die Mitgliederversammlung von Haus & Grund in Geesthacht war mit rund 30 Teilnehmern gut besucht. Die meisten von ihnen interessierte jedoch nur am Rande, dass Ilse Timm zur Vorsitzenden vom Ortsverbands der deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundstückeigentümer wiedergewählt wurde. Sie wollten wissen, was Markus Prang, der Geschäftsführer der Stadtwerke Geesthacht, zur kommunalen Wärmeplanung zu berichten hatte.
„Ruhe bewahren und abwarten“, lautete eine Botschaft, die Prang übermittelte. Nämlich darauf zu warten, dass die Geesthachter Lokalpolitik eine kommunale Wärmeplanung aufgestellt hat. Die soll und muss für eine Stadt von Geesthachts Größe (aktuell rund 33.000 Einwohner) bis Ende 2024 stehen. „Bis dahin hat die Kommunalpolitik festgelegt, in welchen Gebieten der Stadt wir die Fernwärme ausbauen werden und in welchen wir eher auf Heizen mit Strom setzen“, sagte Prang. Das soll für jede Straße exakt festgelegt werden.
Das „Wie“ der kommunalen Wärmeplanung soll bis Ende 2024 feststehen
Es war jedoch zu spüren, dass die Verunsicherung unter den Anwesenden groß und der Informationsbedarf enorm ist. „Der Habeck hat uns ältere ganz schön nervös gemacht mit seinem Heizungsgesetz“, sagte etwa die Vorsitzende Ilse Timm. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), so die offizielle Bezeichnung, dient dazu, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht. Dazu gehört, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu überwinden, um bis 2045 treibhausgasneutral zu werden.
Dafür gebe es aber keine Patentlösung, man müsse sich jedes Gebäude einzeln angucken, ob und wann Dämmung oder Fenster ausgebessert werden müssten, so Markus Prang. „Neue Fenster, neue Dämmung, neues Dach – das kann doch keiner bezahlen“, hielt ein Hausbesitzer dagegen. Das weiß der Stadtwerke-Chef auch. „Die gesamte Energiewende ist nicht günstig und billig ist keine Lösung“, räumte er ein und betont: „Es wird weitere Fördermittel der Bundesregierung geben müssen.“
Kosten für einen Fernwärmeanschluss können mit maximal 70 Prozent gefördert werden
Ein Fernwärmeanschluss kostet aktuell zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Von der Summe können derzeit maximal 70 Prozent gefördert werden. Zu der Grundförderung (30 Prozent) kommen etwa weitere 30 Prozent, wenn das zu versteuernde Einkommen unter 40.000 Euro im Jahr liegt. „Das ist eine Regelung für Rentner und betrifft zwei Drittel aller Eigenheimbesitzer“, sagte Prang. Auch einen Klimageschwindigkeitsbonus (20 Prozent) oder Innovationsbonus (5 Prozent) gibt es, die auf bis 70 Prozent zusammen addiert werden können.
Erst bei der Erneuerung einer alten Gasheizung ab dem 1. Juli 2028 muss der Anteil an regenerativen Energien bei 65 Prozent liegen (aktuell 15 Prozent). Wenn die Stadtwerke Geesthacht mit der Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung noch nicht, bis zum eigenen Haus gekommen sind, könne man sich auf den vorliegenden Ausbauplan berufen, so Prang.
Prang: „Geesthacht wird noch mindestens 20 Jahre auf das Gasnetz angewiesen sein.“
Allerdings gilt das mit einer Einschränkung: „Wir haben dafür noch keine Rechtssicherheit. Es kann auch sein, dass es ab dem Beschluss der kommunalen Wärmeplanung gilt“, relativierte der Stadtwerke-Geschäftsführer. Andererseits wird die Umsetzung Jahre in Anspruch nehmen. „Geesthacht wird noch mindestens 20 Jahre auf das Gasnetz angewiesen sein“, sagte Markus Prang. Bis dahin würden auch Wärmepumpen noch einen Technologie-Sprung hinlegen.
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Konkret fragte eine ältere Dame, die am Höchelsberg in einem Reihenhaus wohnt, nach ihren Möglichkeiten. „Wir bekommen doch keinen Kredit mehr. Und die Erben haben dann ja auch nur Kosten, wenn sie so ein altes Haus bekommen“, sagte sie. „Häuser wie am Höchelsberg sind bei der Energiewende unser Endgegner“, räumte Markus Prang offen ein. Man müsse für Reihenhausanlagen gemeinsame Lösungen finden. „Ohne der Politik vorgreifen zu wollen: Aber am Höchelsberg wird es wahrscheinlich auf Heizen mit Strom hinauslaufen“, sagte der Stadtwerke-Chef. Und weil das Stromnetz aktuell den Flaschenhals bei dem städtischen Tochterbetrieb gibt, würden künftige Strom-Heizgebiete in Geesthacht vorgezogen werden.
Stadtwerke bauen 2024 vier Schnellladestellen für E-Autos
Dennoch müsse sich niemand sorgen, dass das Stromnetz, dem nicht gewachsen ist. Prang: „Ihre Bohrmaschine geht nicht aus, wenn gegenüber ein E-Auto lädt.“ Ohnehin würden die Automobilindustrie aktuell auf schnellere Ladezeiten, denn längere Dauer setzen. Die Stadtwerke bauen 2024 etwa vier Schnellladestellen für E-Autos in der Stadt, an denen der Akku nach 30 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen ist.
Generell sei bei älteren Häusern derzeit oftmals ein Fernwärmeanschluss, wegen der hohen Vorlauftemperaturen, die einzige Lösung, die sich anbietet. Wie das zur Aussage zum Höchelsberg passt? „Wärmepumpen entwickeln sich technisch ständig weiter. Also keine Angst vor der Wärmepumpe.“
Übrigens komme Fernwärme oder Strom in Geesthacht nicht für alle Ortsteile infrage. „In Grünhof läuft es auf eine Insellösung mit Biomasse hinaus“, blickt Markus Prang voraus. Geothermie, das wurde jüngst im Bauausschuss festgestellt, ist für Geesthacht keine Lösung.