Heide/Hamburg. Von Heider Northvolt-Fabrik soll zukünftig Güterverkehr per Schiene nach Hamburg fahren. Schleswig-Holsteins Netz ist darauf nicht vorbereitet.

Klimafreundlich hergestellte, nachhaltige Northvolt-Elektrobatterien aus Heide in Schleswig-Holstein müssen wohl bald über einen eher weniger klimafreundlichen Umweg nach Hamburg transportiert werden: Das Schienennetz in Schleswig-Holstein ist nämlich nicht besonders gut vorbereitet auf das, was da kommen mag.

Sollte Northvolt in seiner „Giga-Factory“ in Heide tatsächlich von 2026 an bis zu eine Million Autobatterien pro Jahr produzieren, müssten diese dann irgendwie Richtung Hamburg kommen, um von hier weiterreisen zu können. Das soll, so Northvolt, klimaschonend per Schiene erfolgen. So weit, so umweltfreundlich.

Northvolt-Batterien auf dem Weg nach Hamburg: Güterverkehr muss Umweg nehmen

Der direkteste und kürzeste Weg von Heide nach Hamburg mit dem Zug führt allerdings über die Brücke des Nord-Ostsee-Kanals bei Hochdonn im Kreis Dithmarschen und dann weiter über Itzehoe und Elmshorn nach Hamburg. Dieser Weg über die sogenannte Marschbahn ist etwa 118 Kilometer lang. Problem: Die Strecke führt über eine Brücke, die dem anfallenden Güterverkehr nicht gewachsen wäre. Welche Alternativen gibt es also?

Ein Umweg von etwa 50 Kilometern wäre die Regionalbahnstrecke über Neumünster. Hier müsste der Güterverkehr den Nord-Ostsee-Kanal über die Grünentaler Hochbrücke überqueren. Im Wirtschaftsausschuss gab Christofer Haux, Deutschlandchef von Northvolt, aber bereits zu bedenken: Hier könnte die Steigung streckenweise zu stark sei für die 740 Meter langen Güterzüge. 

Bleibt also nur der denkbar absurdeste Umweg – aber anscheinend einer, der im Moment als die realistischste Variante angesehen wird: die Zugstrecke, die von Heide zunächst nach Norden über Husum, Jübek, Rendsburg und weiter nach Neumünster und Hamburg führt. Über 200 Kilometer lang ist dieser Weg – das ist fast doppelt so viel wie die kürzeste Strecke über die Marschbahn.

Die kürzeren beiden der drei Varianten kommen also nicht infrage – sie sind schlicht nicht gemacht für den schweren Güterverkehr, den das schwedische Unternehmen hier auf die Schiene setzen möchte. Es wären massive Umbaumaßnahmen nötig – unabhängig davon ist keine der Strecken bislang elektrifiziert, so ganz klimafreundlich ist das Konzept Güterverkehr auf Schiene also im Norden bislang sowieso noch nicht. Dass der Ausbau des Schienennetzes an der Westküste dringend notwendig ist, sei auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen bewusst.

Northvolt: Verkehrsminister Madsen will erst mal eine Machbarkeitsstudie für Westküsten-Ausbau

Am Mittwoch (30. Oktober) trifft sich Madsen darum in Hochdonn bei einem Krisengipfel mit dem Bahn-Infrastrukturchef Berthold Huber und einer Abteilungsleiterin des Bundesverkehrsministeriums. Konkret zu Sache gehen soll es dort aber noch nicht, heißt es aus der Pressestelle des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums. Es werde lediglich ein Finanzierungsplan für eine Machbarkeitsstudie zum Streckenausbau an der Westküste unterzeichnet werden, heißt es weiter. „So eine Machbarkeitsstudie dauert ja auch ihre Zeit“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. Bis die Westküste also angebunden, das Streckennetz saniert und elektrifiziert ist, dürfte es noch ein paar Jahre dauern.

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Northvolt selbst äußerte sich bislang nicht zu einer geplanten Strecke für den Güterverkehr. Dass die Strecke über die sanierungsbedürftige Nord-Ostsee-Kanal-Brücke bei Hochdonn jedoch auf keinen Fall infrage kommt, hatte das Unternehmen bereits dem SHZ zu verstehen gegeben.