Glinde. Umstrittenes Wort hatte für Streit in der Stadt gesorgt. Warum es überhaupt jahrelang an prominenter Stelle zu lesen war.

Die Tafeln am sogenannten Buchdenkmal im Glinder Wohngebiet Alte Wache sind wieder angebracht. Die Verwaltung hatte Schilder abgeschraubt nach einem Beschluss der Politik, um Änderungen bei der Beschriftung vorzunehmen. Denn jahrelang war auf zwei von ihnen der Begriff „Negerdorf“ zu lesen. Der Name stand für eine angrenzende Siedlung aus sieben Reetdachhäusern mit 24 Wohnungen. Der Volksmund hatte hier prägend gewirkt. Nun wurde die Bezeichnung durch Siedlung Oher Weg, seit 2015 die offizielle Variante, ersetzt.

Jugendarbeitsgruppe sammelte 120 Unterschriften für Namenslöschung

Das Denkmal am Wanderweg wurde 2013 eingeweiht und erinnert an die Geschichte des Heereszeugamtes, gegründet 1936 von den Nationalsozialisten. In jenem Jahr entstanden auch die Reetdachhäuser für Offiziere und Beamte. Seit 2003 steht das Ensemble unter Denkmalschutz. Eigentümer ist inzwischen die Baugenossenschaft freier Gewerkschafter eG. Der Name „Negerdorf“ wurde auf den Schildern bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Er ist in Akten aufgeführt, wurde 1961 durch das Landesbauamt Lübeck übernommen.

Für die Grünen ist der Begriff rassistisch. Der Wille der Partei, die Schilder zu verändern, war nicht im ersten Anlauf erfolgreich. Es gab Streit mit anderen Fraktionen. Im Mai dieses Jahres legte sich schließlich der Kulturausschuss auf Siedlung Oher Weg fest. Druck hatte auch die Glinder Jugendarbeitsgruppe, eine Art Beirat, gemacht. Sie sammelte rund 120 Unterschriften für die Namenslöschung. Zudem wurde jetzt eine ausgeblichene Karte ersetzt und auf einer weiteren Tafel des Denkmals die aktuelle Einwohnerzahl Glindes ergänzt.