Reinbek. Etwa 90 Stellplätze vor dem Rewe-Markt müssen zeitweise gesperrt werden. Warum es für Kunden keine „goldene Lösung“ geben wird.
Es bröckelt und tropft überall, Baumwurzeln wachsen durch die Fugen. Wasser steht auf den unebenen Parkflächen. Über die Bodendecker klettert eine Maus. Wer genau hinschaut auf und unter dem Parkdeck vor dem Rewe-Supermarkt, erkennt sofort, dass dort dringend etwas getan werden muss. Das hat auch die Bauwerksprüfung, die alle drei Jahre Bauten des öffentlichen Verkehrs wie Brücken oder Tiefgaragen prüft ergeben.
Die wenigsten wissen, dass das Parkdeck und die darunter liegende Tiefgarage mit insgesamt etwa 90 Parkplätzen im Eigentum der Stadt Reinbek sind. Kurz nach der Fertigstellung in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre hatte sich die Stadt bereit erklärt, die Parkflächen in ihre Zuständigkeit zu übernehmen, da sie auf städtischen Grundstück gebaut worden waren. So werden die Stellplätze nicht nur von den Supermarktkunden genutzt, sondern auch von Patienten der Arztpraxen in der Nähe sowie von Gästen der umliegenden Restaurants und Cafés. Bisher sind Schäden an der Anlage immer nur repariert und geflickt worden. Das reicht nun nicht mehr aus.
Das Rewe-Parkdeck muss dringend saniert werden
Reinbeks Tiefbauingenieur Uwe Eckstein arbeitet derzeit an der Ausschreibung für die Sanierung, die noch mit dem Ingenieurbüro, mit dem die Stadt zusammenarbeitet, sowie mit dem Rewe-Markt und dem Awo-Kaufhaus abgestimmt werden muss. Denn die Geschäfte müssen während der aufwendigen Arbeiten erreichbar bleiben. „Ich freue mich jetzt schon darauf, wenn die Sanierung abgeschlossen ist“, sagt der erfahrene Ingenieur. Denn er rechnet mit vielen Anrufen und Beschwerden. „Die Rewe-Kunden müssen sich darauf einstellen, dass wir keine goldene Lösung haben werden“, bedauert er. Denn der Tiefbauamtsleiter geht davon aus, dass während der sechs bis acht Monate andauernden Arbeiten erst das Parkdeck und dann die Garage darunter für den öffentlichen Verkehr gesperrt werden müssen.
„Leider hat sich ein erhebliches Schadensbild gezeigt“, erklärt der Fachmann. „Es wurden Bohrkerne gezogen und der Beton wurde auf seinen Festigkeit untersucht. Die gute Nachricht ist, es besteht keine Gefahr: Das Deck wird nicht zusammenbrechen und wir haben lockere Beton-Teile bereits gelöst, damit sie nicht etwa auf Autos herabfallen können.“ Die Schäden im Bauwerk sind vor allem Feuchtigkeitsschäden. Durch die Asphaltfugen des Parkdecks ist Nässe nach unten in den Beton eingedrungen. Möglicherweise sei die Abdichtungsschicht unter dem Gussasphalt und die Entwässerung mittlerweile undicht. Dadurch sei es in der Tiefgarage zu Abplatzungen gekommen. „Wie müssen komplett sanieren und das ist ein sehr hoher Aufwand“, stellt Uwe Eckstein fest. Er schätzt die Nettokosten auf 1,5 Millionen Euro.
Die Parkanlage wird in zwei Phasen instand gesetzt
„Wir müssen zuerst das Parkdeck sanieren“, erläutert der Experte. Das bedeutet: den gesamten Gussasphalt abnehmen, die Abdichtungen der Fugen, die Rohre der Entwässerung erneuern, den Beton mit Geräten trocknen und dann neuen Asphalt gießen. In einem zweiten Schritt sei die Tiefgarage dran. „Dort geht es um die Betonsanierung der Tragkonstruktion“, erklärt Eckstein. Dort müssten lose Fragmente mit einem Sandstrahler gelöst werden. Die frei liegende Stahlbewehrung werde mit Betongrundierung und Betonreparaturmörtel wieder verputzt und die alten Formen der Konstruktion würden wieder hergestellt. Außerdem müssten die Beleuchtung, die Belüftung und der Brandschutz auf die aktuellen Standards gebracht werden.
„Die Arbeiten sind nur bei mindestens plus fünf Grad, die Betonarbeiten nur bei mindestens plus acht Grad möglich“, stellt der Ingenieur klar. Deshalb sei der Zeitraum für die Sanierung auf Ende April bis Oktober begrenzt. Er setzt darauf, dass die Aufträge im Februar ausgeschrieben und im März die Aufträge vergeben werden können. „Mit viel Glück können wir im Mai mit den Arbeiten beginnen“, sagt Uwe Eckstein. Das hänge auch davon ab, dass die Baufirmen die Sanierungsmaterialien rechtzeitig auf dem Markt bekommen.
- Reinbeks erste Fahrradgarage am S-Bahnhof wird gebaut
- Von Reinbek nach Bergedorf: Neue Pionierbrücke über die Bille ist endlich fertig
- Straßenverkehr: Manche Überwege in Reinbek sind gefährlich
Die Arbeiten kann nicht jeder Baubetrieb ausführen
„Das wird eine spannende Aufgabe“, stellt Uwe Eckstein fest. Er stellt klar, dass nicht jeder Baubetrieb die Arbeiten ausführen darf: „Das können nur Ingenieure mit einer Zusatzausbildung als Bauwerksprüfer überwachen.“ Er selbst ist in dem Metier auch nicht unbeleckt, hat bereits die Brückensanierung vor dem Elbtunnel geplant und überwacht. Ist die Parkanlage erst einmal fertig, habe die Stadt mindestens 25 bis 30 Jahre Ruhe, weiß er. Die Bauwerksprüfung bleibe dafür allerdings ein Muss.