Reinbek. Vor 32 Jahren stieg Brigitte Bortz (CDU) in die Politik ein – trotz dreier kleiner Kinder. So hat sie es geschafft.

Das Geschäft der Kommunalpolitik kennt Brigitte Bortz (65) seit mehr als drei Jahrzehnten. Die heutige Pensionärin ist 1990 in die CDU eingetreten, nachdem sie ihre ältere Tochter geboren hatte. Als Mitglied des damaligen Schul- und Kulturausschusses wurde sie 1992 nach der Geburt ihrer jüngeren Tochter, ihres dritten Kindes, politisch aktiv. Für das Argument junger Frauen, sie hätten keine Zeit für die Kommunalpolitik, weil sie eine Familie hätten, hat sie wenig Verständnis. „Andere machen Yoga, spielen Tennis oder stricken“, stellt sie lakonisch fest. „Mein Hobby ist die Politik. Denn ich möchte Einfluss nehmen.“ Das kann sie jetzt, denn sie folgt Christoph Kölsch, der aus beruflichen Gründen sein Amt niedergelegt hatte, als Bürgervorsteherin.

Als Quotenfrau sei sie sich allerdings zu schade, sagt sie: „Hätte man mir signalisiert, ich werde nur gefragt, weil ich eine Frau bin, hätte ich das Amt nie übernommen.“ Ihr Mann hat sie immer unterstützt. „Musste er ja“, sagt sie. „Er musste auf die Kinder aufpassen. Allerdings habe ich mich zu Beginn auf den Schul- und Kulturausschuss konzentriert, da hatte ich mich noch zurückgehalten und hatte nicht so viele Termine wie heute.“ Das Interesse geweckt hatte ihr Engagement als Elternsprecherin der Amalie-Sieveking-Schule, die ihr Ältester besucht hatte. „Damals kam ich mit vielen Politikern aller Fraktionen in Kontakt, und ich kannte die ganze Thematik.“

Als einzige Frau für den Zweckverband zuständig

Bevor sie sich für die CDU entschied, hatte sie sorgfältig die Parteiprogramme verglichen. Auch ihr inzwischen verstorbener Schwiegervater, der in der CDU Aumühle aktiv war, hatte einen gewissen Einfluss auf ihre Wahl. „Aber die Themenwelt der Christdemokraten sagte mir einfach am meisten zu“, erinnert sie sich.

Als ein Platz im Schul- und Kulturausschuss frei wurde, lag es nahe, dass man sie fragte. Sie sagte gern zu, denn: „Von Schule wusste ich mehr als von Bau- oder Verkehrsfragen.“ Grundsätzlich fuchst sie sich aber gern in neue Themen ein, beispielsweise als einziges weibliches Mitglied im Ausschuss für den Zweckverband Südstormarn, in dem es oft um technische Fragen geht. „Das war für mich alles Neuland, aber ich bin sehr wissbegierig“, erklärt sie. Deshalb habe es ihr Spaß gemacht, sich einzuarbeiten.

Brigitte Bortz weiß, wovon sie redet

Zuerst fand sie nicht immer Gehör in ihrer Fraktion. „Anfangs habe ich aber auch nicht oft das Wort gesucht“, räumt sie ein. Beides hat sich grundlegend geändert. Das Laute, Impulsive ist ihre Sache zwar nicht. Unvorbereitet geht sie nicht in eine Sitzung, und das wissen ihre Mitstreiter und heute auch Mitstreiterinnen. „Ich weiß gern, wovon ich rede“, sagt die 65-Jährige, die Trägerin der silbernen und der goldenen Ehrennadel der Stadt Reinbek ist – für ihr Engagement im Ehrenamt. Denn sie ist außerdem auch stellvertretende Vorsitzende der Senioren-Union, die für ihre Mitglieder Reisen, Ausflüge und Veranstaltungen organisiert, ehrenamtliche Schöffin und noch auch Vize der CDU-Fraktion. Zwischenzeitlich war sie auch Mitglied im Feuerwehrausschuss.

Wie überall im Ehrenamt sei es schwierig, Nachwuchs für freiwilliges Engagement zu finden, nicht nur unter den Frauen. Denen werde das politische Engagement doch leichter gemacht denn je, sagt die pensionierte Beamtin der Deutschen Bundesbahn. Die Kommunalpolitik erfordere allerdings viel Arbeit, von der die Bürgerinnen und Bürger nichts wüssten. So verbringt Brigitte Bortz viel Zeit mit ihrem Tablet am Esstisch, beispielsweise um Zahlen in ihrer Funktion als Sprecherin ihrer Fraktion für den Schul- und Sozialausschuss für die CDU-Klausur an diesem Sonnabend zu recherchieren. Das gehöre dazu.

Der Terminkalender ist voll

Am Mittwoch, 2. November, will sie einen für die Pause nutzbaren Innenhof des Gymnasiums besichtigen, und am Donnerstagabend, 3. November, geht sie zu einer Sondersitzung des Bauausschusses, in der die Möglichkeiten, den Verkehr auf der Berliner Straße zu beruhigen, ausgelotet werden sollen. „Denn einmal geht es um die Sorgen der Anwohnerschaft in meinem Wahlkreis, und andererseits interessiert es mich als Bürgervorsteherin, wo den Leuten der Schuh drückt“, betont sie. Tempo 30 hat die Verkehrsaufsicht dort abgelehnt. „Das ärgert mich zwar, aber es frustriert mich nicht“, sagt sie.

Sie interessiert sich auch für die kleinen politischen Projekte ihrer Stadt. Sie ist froh, dass große Projekte, wie das Schulzentrum am Mühlenredder zum glücklichen Ende gekommen sind („Dort hat mein Sohn die Amalie-Sieveking-Schule und meine Mädchen die Realschule besucht“). Und die Feuerwehrwache ist ebenfalls fast fertig.

Zum Rathaus sagt Bortz noch nichts

Ein weiteres Großprojekt ist die Zukunft des Rathauses, das jetzt auf dem Prüfstand steht: Wird es umgebaut und saniert oder gar abgerissen und neu gebaut? „Das muss eine Fachfirma beurteilen, ob es Sinn macht, einen erweiterten Altbau nochmals umzubauen“, sagt sie. „Beim Schulzentrum habe ich mir das Ergebnis vorher auch nicht vorstellen können.“ Doch die Arbeitsabläufe hätten sich komplett verändert. Daher müssten erst einmal die Fragen zum Raumbedarf, zum Publikumsverkehr und zur energetischen Sanierung geklärt werden. „Vorher kann ich das nicht bewerten, da bin ich korrekt.“

In ihrer Freizeit fotografierte Brigitte Bortz gern am liebsten mit dem Smartphone: Landschaften, Architektur und Stadtansichten. Von ihren Reisen stellt sie Fotobücher zusammen. Ansonsten widmet sie ihre Zeit gern der Familie: „Wir haben eine gute Verbindung, jeder ist für den anderen da“, erzählt sie lächelnd. „Aber das ist wie in der Politik: Man muss sich immer kümmern.“