Reinbek. 30 Millionen Euro hat die Stadt ins Schulzentrum Mühlenredder investiert, eines der modernsten Deutschlands. Jetzt wurde es eingeweiht.
Das neue Schulzentrum Mühlenredder bringt alle zum Schwärmen: Den Architekten, die Schulleitungen, den Bürgermeister, sogar Alexander Kraft als Vertreter des Kieler Bildungsministeriums sowie Schülerinnen und Schüler. „Und für die machen wir das Ganze ja schließlich“, stellt Architekt Klaus-H. Petersen (ppp Architekten) trocken fest. Am Mittwoch wurde in der neuen, schicken Aula endlich offiziell Einweihung gefeiert. Die Schulband „Die Macher“ besang das Gemeinschaftsgefühl mit „Zusammen ist man nicht allein“ von den Fanta4.
Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl hat wohl während der Krisen alle zusammenhalten lassen. Bürgermeister Björn Warmer fasste sie in seiner Rede zusammen: Erst 2018 die Asbestkrise, die die Vorbereitungen für den Umbau und die Erweiterung ans Licht brachte, das Zusammenrücken in der „Campus-Schule“ aus Containern auf der Freizeitbadwiese und ab 2020 auch noch unter Pandemiebedingungen.
Schulzentrum Mühlenredder: Baugenehmigung innerhalb von 14 Tagen
Währenddessen machte sich Reinbek auf den Weg, das Schulzentrum nicht nur zu erneuern, sondern zu einer der modernsten Schulen Deutschlands umzubauen. Frei nach Nena betitelte Warmer seine Rede: „Schule wird aus Mut gemacht“. Immerhin haben die Stadtverordneten ohne großes Zögern 30 Millionen Euro bewilligt. „Und es ist ja nicht so, dass Entscheidungen in Reinbek immer so schnell fallen würden“, sagte der Bürgermeister in Erinnerung an jenen Winter. „Machen lautete die Devise.“
Er sparte nicht mit Lob für die Lehrkräfte, für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Politik und sein Team aus der Verwaltung, die nicht nur jeweils zwei Umzüge für die betroffene Gemeinschaftsschule und die Amalie-Sieveking-Förderschule im Rekordtempo managten, sondern auch noch den Um- und Ausbau des Gebäudes aus den 70er-Jahren. Bei seiner Amtsleiterin Kathrin Schöning habe er damals einen Becher auf dem Schreibtisch entdeckt, den der Schriftzug „Ich habe Björn out“ zierte.
In dem Reinbeker Schulgebäude wurde auf Nachhaltigkeit besonders geachtet
Björn Warmer sagte zu den Kollegien, den Familien und allen anderen Beteiligten: „Es tut mir aufrichtig leid, und ich wünschte, es wäre alles nie geschehen.“ Aber die Anmeldezahlen für die Schulen blieben erstaunlich stabil. „Denn es gab für uns immer einen Lichtstreif am Horizont: die Aussicht auf dieses neue Schulgebäude“, so Warmer.
Auch Architekt Petersen lobt das Bauamt für die „schnellste Baugenehmigung ever“, die innerhalb von 14 Tagen vorlag. Er erinnerte daran, dass das Niedrigenergiegebäude eben kein Neubau ist, sondern das hinter der neuen Fassade noch der alte Rohbau steckt: 2500 Kubikmeter Beton, die man nicht entsorgt habe, sondern weiter nutze. „Somit haben wir 600 Tonnen Kohlendioxid gespart“, erklärte er. „Dafür könnte man 80-mal in einem Pkw die Erde umkreisen.“
Der Nachhaltigkeitsgedanke sei ihm wichtig, so Petersen. „Ein Schulgebäude gilt als ,dritter Lehrer’ neben den Lehrenden und den anderen Schülern: Nicht nur seine Materialien, seine Farben, Proportionen lehren die Kinder etwas, sondern eben auch diese Nachhaltigkeit. Ich hoffe, dass wir das den Kindern vermitteln können. Das ist unabdingbar.“ All diese Eindrücke nehmen die 877 Schülerinnen und Schüler nun seit dem 7. Februar im Schulalltag auf, als sie noch während der Bauphase in das neue Gebäude zogen.
E-Screens statt Kreidetafeln in jeder Klasse, Parkettfußboden aus Eichenholz
Sowohl die Jugendlichen als auch Lehrenden fühlten sich sehr wohl dort, versicherte Oberstufenleiterin Angela Rüdebusch. Sie selbst ist begeistert: Bis 2016 hat sie drei Jahre lang an einer privaten Schule in den Vereinigten Arabischen Emiraten unterrichtet. „Auch dort war die Schule sehr gut ausgestattet, aber nicht so gut wie unsere in Reinbek“, stellte sie fest. „E-Screens statt Kreidetafeln in jeder Klasse, Kohlendioxid-Ampeln, Parkettfußboden aus Eichenholz, Einbauregale, helle und freundlichen Räume und vieles mehr. Als Lehrkraft bin ich froh, hier zu arbeiten.“ Es gebe noch ein paar Kinderkrankheiten, aber das sei normal.
Dabei denkt sie etwa an die Parkplätze, die am späteren Vormittag oder bei Feiern knapp werden, an einige Baumängel und auch das Schüler-WLAN. Das bedauerte auch Spanisch- und Englischlehrerin Inma Cerezo. Sie schätze zwar die vielen Differenzierungsräume, die Möglichkeit, das Lernen mit Bewegung zu verbinden, aber: „Die technologischen Möglichkeiten können wir leider noch nicht ausschöpfen, wenn das WLAN nicht funktioniert.“
Probleme gibt es noch mit dem WLAN für die Schülerinnen und Schüler
Sie habe vorher an der Bundeswehruni unterrichtet, dort habe dies besser funktioniert. Ihr Kollege Tobias Klimmeck, Bio- und Englischlehrer, weiß, woran es hapert: „Der Stolperstein ist die Firewall, die in der zweiten Runde ausgeschrieben werden musste. Denn wir müssen die Datenschutzrichtlinien beachten, wenn wir Apps nutzen. Weil die Schüler eigene Tablets nutzen, ist das sehr komplex.“
Olaf Bienengräber, Leiter der Amalie-Sieveking-Schule mit 25 Schülern im ersten Stock, zeigte sich abgesehen von einigen deplatzierten Steckdosen ebenfalls angetan von den Möglichkeiten. „Wir haben ausreichend Differenzierungsräume, einen eigenen Musikraum und eine Lehrküche. Und der Außenbereich ist ein Traum!“
Leif Bennecke, Lina Kuse und Lana Kraus aus dem 13. Jahrgang sind nach der Enge der Campus-Schule froh, dass sie noch in der neuen Schule lernen dürfen: „Wir sind echt dankbar“, sagte Lina Kuse. Und ihre Klassenkameradin ergänzte: „In den Freistunden haben wir so viele Möglichkeiten, können draußen lernen oder in dem eigenen Bereich für die Oberstufe in der Mensa.“