Glinde. Gebäude wurde im Juli durch Brand zerstört. Politiker sprechen sich für Grundstückskauf aus. Wie verhält sich der Eigentümer?

Einmal pro Woche aktualisiert das Landesamt für Denkmalpflege die Liste der Kulturdenkmäler. Auf Seite 28 des Dokuments sind jene in Glinde vermerkt. Das kann jeder im Internet nachlesen. Seit Kurzem ist auch die Friedhofskapelle samt Gärtnerhaus am Willinghusener Weg aufgeführt neben der Siedlung Oher Weg, ehemaliger Kupfermühle, Mühlenwehr und dem Gutshaus. Die Suck’sche Kate fehlt. „Die Substanz ist so zerstört, dass der Denkmalwert erloschen ist“, sagt Berthold Köster, bei der Behörde in Kiel unter anderem zuständig für den Kreis Stormarn. Das 1855 erbaute Haus war in der Nacht zum 11. Juli bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was auf dem mehr als 2000 Quadratmeter großen Grundstück passiert. Und vor allem, wie sich der Eigentümer, ein Unternehmer aus Hamburg, verhält.

Durch den Verlust des Denkmalschutzes hat er keine Verpflichtungen mehr wie früher, als das Gebäude zumindest standsicher sein musste. Der Mann hatte das reetgedeckte Fachwerkhaus verkommen lassen. Es stand viele Jahre leer und war marode. Im Fall eines Wiederaufbaus würde die Kate ihren verlorenen Status nicht zurückerlangen. „Ein Denkmal ist Zeugnis der Baukultur vergangener Zeit“, so Köster. Laut Bürgermeister Rainhard Zug ist der Bereich planungsrechtlich eine Grünfläche. „Der Kreis muss bewerten, ob auf den vorhandenen Grundmauern ein Gebäude errichtet werden kann. Wir lassen das prüfen“, sagt der Verwaltungschef. Ist das nicht zulässig, könnte Glinde einen neuen Bebauungsplan aufstellen.

Der Eigentümer rief zwecks Verkauf 550.000 Euro auf

So sah das Gebäude vor dem Brand aus. Der Zustand war alles andere als gut.
So sah das Gebäude vor dem Brand aus. Der Zustand war alles andere als gut. © René Soukup

Damit werden sich die Politiker aber erst beschäftigen, wenn das Areal ins Eigentum der Kommune übergegangen ist. Dass der Eigner Interesse an einer Rekonstruktion hat, davon gehen sie nicht aus. Für diese Redaktion war der Geschäftsmann nicht zu erreichen. Die Entscheidungsträger sind auf ihn ohnehin nicht gut zu sprechen. Nach dem Erwerb 2012 hatte er zugesagt, die Immobilie zu sanieren und dort einzuziehen. Dem kam er nicht nach, der Zustand der Kate verschlechterte sich indes. Die Parteien beschäftigten sich sogar mit einem Enteignungsverfahren, doch die Idee wurde mangels Erfolgsaussichten fallengelassen.

Die Auflagen der Denkmalschutzbehörde erfüllte der Eigner, indem er etwa Stützbalken anbrachte. So konnte das Haus zumindest nicht zusammenstürzen. Er wurde aber nicht immer gleich aktiv, weshalb gegen ihn ein Zwangsgeld verhängt wurde. Dass er sich schließlich doch eine Baugenehmigung für die Sanierung einholte, die 36 Monate gültig war, dann aber wieder nichts passierte, veranlasste die Politik zu einem Umdenken. Sie erwog einen Kauf. Rainhard Zug verhandelte die Konditionen. 550.000 Euro wollte der Eigner haben. Dazu kommen Grunderwerbssteuer und Notarkosten. Auch eine 2020 gegründete Bürgerinitiative drängte auf den Erwerb und Erhalt des für Glinde bedeutenden Gebäudes.

Staatsanwaltschaft wartet auf Brandgutachten des LKA

Sie machte Vorschläge, wie man die an der Dorfstraße gelegene Kate nutzen und auf Vordermann bringen kann, ließ sie von einem Hamburger Architekten inspizieren. Der bezifferte die Sanierungskosten auf rund zwei Millionen Euro. Die Politik hatte jedoch sehr lange Beratungsbedarf. Es wurde extra eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagte. Im April dieses Jahres sprach man sich mehrheitlich für den Kauf aus. Der Sperrvermerk über 600.000 Euro im Haushalt für das Projekt sollte im August von der Stadtvertretung per Beschluss aufgehoben werden.

Dann ereignete sich der Brand. An einem Montag rund eine halbe Stunde vor Mitternacht hatten Nachbarn das Feuer bemerkt. Die Wehren aus Glinde und Oststeinbek waren mit mehr als 70 Kräften im Einsatz, konnten die Kate aber nicht mehr retten. Das Wort Brandstiftung machte die Runde. Bestätigt ist das nicht. Die Polizeidirektion Ratzeburg wollte am Dienstag keine Angaben machen und verwies auf die Staatsanwaltschaft in Lübeck. Dort heißt es, man warte noch auf das Brandgutachten des Landeskriminalamts.

Glinde verliert zwei historische Gebäude in diesem Sommer

Claus Peters ist Bürgervorsteher und Vorsitzender der Glinder CDU. Er möchte den Preis drücken.
Claus Peters ist Bürgervorsteher und Vorsitzender der Glinder CDU. Er möchte den Preis drücken. © Privat/HA

Bürgermeister Zug sagt, er habe nach dem Brand mehrfach mit dem Eigentümer gesprochen. „Wenn alles geklärt ist, werden wir uns treffen.“ Natürlich reden die beiden Herren dann über die Absichten der Stadt. Die sind nämlich unverändert. „Wir sollten das Grundstück kaufen. Ich könnte mir vorstellen, die Kate wieder aufzubauen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Eine B-Planaufstellung zugunsten des Eigners werde es mit seiner Partei nicht geben.

Das schließt auch der CDU-Ortsvorsitzende Claus Peters aus: „Der Wunsch ist, das Heft des Handelns in der Hand zu haben und Eigentümer des Areals zu werden.“ 600.000 Euro will er für die Fläche allerdings nicht ausgeben, sondern einen neuen Preis aushandeln lassen. „Man könnte einen Wiederaufbau optisch angelehnt an das alte Gebäude machen, dann ein Café und eine Begegnungsstätte für Bürger unterbringen“, so Peters. Grünen-Fraktionschef Lüder Lückel meint, der Grunderwerb mache Sinn. Zu etwaigen baulichen Aktionen im Anschluss will er sich nicht äußern. Die FDP bleibt bei ihrer Meinung und ist gegen den Kauf. Das bestätigte der Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch.

Glinde hat in diesem Sommer gleich zwei alte Gebäude verloren. Neben der Kate existiert die Villa Bode am Mühlenteich, 1887 erbaut und länger als zwei Jahrzehnte Sitz des bekannten Restaurants San Lorenzo, nicht mehr. Sie wurde Anfang September abgerissen. Das Gebäude stand nicht unter Denkmalschutz. Als Ersatz wird ein Komplex mit acht Luxus-Mietwohnungen geschaffen. Er ist größer als der Vorgänger, sieht aber ähnlich aus.