Glinde. Architekt inspiziert Gebäude und Grundstück in Glinde. Er schlägt Sanierung des Hauses über zehn Jahre vor. Das ist aber nicht alles.
Das für Dienstagabend geplante zweite Treffen einer Arbeitsgruppe zum Thema Suck’sche Kate mit Glinder Kommunalpolitikern wurde kurzfristig von Bürgermeister Rainhard Zug abgesagt, weil er andere terminliche Verpflichtungen hatte. Jetzt will man sich am 3. November zusammensetzen. Dann wird auch über eine neue Idee geredet, wie das Kulturdenkmal samt des rund 2500 Quadratmeter großen Grundstücks genutzt werden kann für den Fall, dass die Stadt sich zu einem Kauf entschließt. Eine treibende Kraft diesbezüglich ist eine Bürgerinitiative, die das marode Fachwerkhaus an der Dorfstraße mit dem Hamburger Architekten Johann-Christian Kottmeier jüngst inspiziert hatte. Dabei kam eine Drohne zum Einsatz. Der Experte kommt zum Schluss, dass die Immobilie in einem besseren Zustand ist als vermutet und beziffert die Kosten einer Sanierung auf zwei Millionen Euro.
Er schlägt vor, die Arbeiten über zehn Jahre zu strecken und dafür junge Menschen einzusetzen, die ein Freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren – unter Anleitung einer Fachkraft. Vorbild ist das historische Hufnerhaus am Moorfleeter Deich in Hamburg. 2015 war es schon zum Abbruch freigegeben, bis die Jugendbauhütte Hamburg das Objekt erwarb und zum Lehrbauwerk machte. Mit Blick auf die Kate in Glinde sagt Kottmeier: „Das Gebäude weist baualtersbedingte Schäden auf, kann aber ohne größere Probleme holzbautechnisch mit tradierten Handwerksmethoden saniert werden.“ Er bringt auf dem Areal zudem einen kleinen Park ins Spiel, zum nördlich vorbeiführenden Weg eine Seniorenwohnanlage. Das 1855 erbaute und reetgedeckte Haus könnte seiner Ansicht nach eine Art Gemeinschaftsraum werden für Theater-, Musik- und Leseveranstaltungen.
Eigentümer ruft 550.000 Euro für Verkauf der Immobilie auf
„Das ist eine sympathische Idee. Meine Vorstellung ist, dass man die Sanierung ohne Steuergelder finanziert, eine Gesellschaft gründet, die Spenden generiert und Fördermöglichkeiten ausschöpft“, sagt Jan Schwartz, Mitbegründer der Bürgerinitiative und Stadtvertreter der Grünen. Man müsse Mut haben, sich für dieses Projekt zu engagieren und nicht nach einer sicheren Komplettfinanzierung fragen. Heißt konkret: Schwartz plädiert für einen schnellen Kauf. Die Pläne könne man seines Erachtens danach immer noch konkretisieren. Die FDP sieht das anders. „Die Verwaltung soll den Vorschlag prüfen und eine Vollkostenrechnung aufstellen, bevor wir entscheiden“, sagt Fraktionschef Thomas Kopsch.
Die Liberalen berufen sich auf die Erfahrung mit der Sanierung eines denkmalgeschützten Hauses ihres Bauausschussvertreters Ralf Müller. Der sagt: „Die Vorschriften sind sehr detailliert und erlauben nur das Verbauen weniger originalgetreuer und damit sehr teurer Materialien. Umbaumaßnahmen für andere als Wohnzwecke sind nur schwer möglich.“ Die FDP lehnt einen Kauf zwar nicht kategorisch ab, ist aber skeptisch.
Dass sich Glinde überhaupt mit dieser Möglichkeit beschäftigt, liegt an dem Eigentümer und seinem Umgang mit der Suck’schen Kate. Er hatte sie sich 2012 zugelegt, versprach eine Sanierung und dort einzuziehen. Den Ankündigungen ließ er jedoch keine Taten folgen, lässt das Gebäude verkommen. Auf Anordnung der Denkmalschutzbehörde setzte der Geschäftsmann aus Bergedorf vor Jahren Stützbalken an die Außenwand, um für Standsicherheit zu sorgen. Die Politik war so verärgert, dass sie sich mit einem Enteignungsverfahren beschäftigte. Es wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Erfolgschancen auszuloten. Die sind gering. Deshalb steuerte man um und verankerte 600.000 Euro im Haushalt mit einem Sperrvermerk für den Kauf.
Johann-Christian Kottmeier gilt als Retter des Hufnerhauses
Der Eigner verlangt 550.000 Euro und will bis spätestens Dezember eine Entscheidung. „Wir lassen uns von dem Herrn nicht unter Druck setzen“, sagt Marlies Kröpke, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. Den Vorschlag mit der Parkanlage findet sie gut, einen Teil des Grundstücks an einen Investor für Wohnungen abzugeben lehnt ihre Partei aber ab. „Wir haben jetzt Fakten, sollten eine Bürgerbefragung parallel zur Kommunalwahl im kommenden Mai machen“, so die Sozialdemokratin.
CDU-Fraktionschef Rainer Neumann sagt: „Das Risiko für die Stadt wäre nicht allzu groß, wenn man Teile des Areals abgibt. In Richtung Wohnungsbau haben wir auch schon gedacht.“ Er halte es jedoch für unrealistisch, die Sanierung über zehn Jahre zu vollziehen. Architekt Kottmeier weiß, wovon er spricht. Er gilt als Retter des Hufnerhauses, das unter seiner Regie wieder fit gemacht wurde. Die Kate bezeichnet er als „Architekturjuwel“ und „Zuckerstück“.