Glinde. Parteien diskutieren seit Monaten über Kauf des Kulturdenkmals. Jetzt gab es das zweite Geheimtreffen einer Arbeitsgruppe im Rathaus.

„Jeder hat seine eigene Meinung, und irgendwie passt das nicht zusammen“, sagt Rainer Neumann, Fraktionsvorsitzender der Glinder CDU, über die Diskussionen um die Zukunft der Suck’schen Kate, ein Kulturdenkmal, über dessen Kauf es immer noch keine Entscheidung gibt. Seit Monaten sprechen die Politiker darüber, es wurde extra eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Fraktionen gegründet. Diese hatte nun ihr zweites Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Mehrzweckraum des Rathauses. Über Details darf und will der Christdemokrat keine Auskunft geben. Nach Informationen dieser Redaktion ist man aber nicht wirklich weitergekommen. Eine Tendenz? Fehlanzeige.

Es ist eine Hängepartie, die Positionen sind verhärtet. Die SPD möchte eine Bürgerbefragung parallel zur Kommunalwahl im kommenden Mai. Damit kommt sie allerdings nicht durch. Man sei schließlich gewählt und könne die Verantwortung nicht abschieben, heißt es bei den Kritikern dieser Marschroute. Die FDP, die einem Erwerb ohnehin skeptisch gegenübersteht, kritisiert Bürgermeister Rainhard Zug. Fraktionschef Thomas Kopsch sagt: „Von der Verwaltung kommt nichts Verbindliches. Ich wünsche mir einen beschlussfähigen Text.“ Die Liberalen wollen ein tragfähiges Konzept für die Sanierung des maroden Gebäudes mit einer Vollkostenrechnung. Andere sind der Meinung, man muss den Kauf jetzt tätigen und kann sich danach mit Nutzungsmöglichkeiten sowie einer möglichen Teilung des Areals beschäftigen.

Architekt beziffert Sanierungskosten auf zwei Millionen Euro

Folgende Fakten sind geschaffen: Im Haushalt stehen 600.000 Euro zur Verfügung mit Sperrvermerk. Der Eigentümer des 1855 erbauten und reetgedeckten Fachwerkhauses an der Dorfstraße verlangt 550.000 Euro. Im Preis inbegriffen ist ein rund 2500 Quadratmeter großes Grundstück in zentraler Lage. Wie berichtet, hatte der Architekt Johann-Christian Kottmeier die Sanierungskosten vor Kurzem auf zwei Millionen Euro beziffert. Und er ermittelte, dass die Immobilie in einem besseren Zustand ist als vermutet. Aber die hohe Summe für die Aufwertung der Kate lässt manch einen Entscheidungsträger grübeln, ob ein Erwerb Sinn macht.

Kottmeier hatte vorgeschlagen, die Arbeiten über zehn Jahre zu strecken und dafür junge Menschen unter Anleitung einer Fachkraft einzusetzen, die ein Freiwilliges soziales Jahr in der Denkmalpflege absolvieren. Vorbild ist das historische Hufnerhaus am Moorfleeter Deich in Hamburg. Doch auch diese Vorgehensweise überzeugt offenbar die wenigsten. Im Raum steht zudem folgende Variante: Glinde schließt den Deal ab, verkauft dann einen Abschnitt des Areals oder vergibt es per Erbpacht an einen Investor, der zum Beispiel Wohnungen baut. Mit dem Ertrag könnte die Sanierung teilweise refinanziert werden.

Denkmalschutzbehörde zwang den Eigner, für Standsicherheit zu sorgen

Dem Vernehmen nach hat Glinde zumindest keinen akuten Zeitdruck mehr bei der Entscheidungsfindung. Der Eigner wollte eigentlich bis spätestens Dezember Sicherheit haben, nun soll er zurückgerudert sein. Der Geschäftsmann aus Hamburg-Bergedorf hatte die Suck’sche Kate 2012 gekauft, eine Renovierung und samt Einzug angekündigt. Stattdessen lässt er das Gebäude verkommen, lehnte Einladungen zu Bauausschusssitzungen ab, wo er über seine Pläne berichten sollte. Die Politik liebäugelte mit einem Enteignungsverfahren, entschied sich wegen geringer Erfolgsaussichten aber dagegen.

Auch die Denkmalschutzbehörde schaltete sich ein und zwang den Eigner, zumindest für Standsicherheit des Gebäudes zu sorgen. Das erledigte er vor Jahren mit dem Anbringen von Stützbalken an der Außenwand. Die Politik fürchtete trotzdem um den Erhalt des Gebäudes und beauftragte Verwaltungschef Zug, Kaufverhandlungen zu führen. Nach anfänglicher Ablehnung willigte der Unternehmer ein und rief einen Preis auf. Andere Möglichkeiten, als mit Glinde ins Geschäft zu kommen, wird es für ihn wohl nicht geben. Für Wohnungsunternehmen ist der hintere Teil des Geländes nicht attraktiv, weil es keinen Bebauungsplan gibt. Einen solchen würde keine Partei aufstellen, solange der Bergedorfer im Grundbuch steht.

Die Arbeitsgruppe, an deren Treffen auch Glindes Verwaltungschef teilnimmt, soll im Dezember erneut zusammenkommen. Derzeit sieht es so aus, dass die 600.000 Euro in diesem Jahr nicht mehr ausgegeben werden.