Glinde. Das Kulturdenkmal ist nicht mehr einsturzgefährdet. Der Eigentümer will das Gebäude jetzt sanieren. Daran gibt es allerdings Zweifel.

Das Thema ist hochemotional und beschäftigt viele Glinder. Gerade solche, denen Historisches am Herzen liegt. Die Sucksche Kate, das 1855 erbaute reetgedeckte und derzeit unbewohnte Fachwerkhaus an der Dorfstraße, ist in einem erbärmlichen Zustand. Davon zeugen zum Beispiel Löcher im Mauerwerk. Seit Jahren hofft man in der Stadt, dass es der Eigentümer auf Vordermann bringt.

Schon lange steht auf dem Grundstück ein grüner Container. Der Anblick von außen hat sich aber nicht wirklich verbessert. Jetzt platzt auch Bürgermeister Rainhard Zug der Kragen. „Es ist eine Sauerei, wie mit dem Denkmal umgegangen wird“, sagte er auf der jüngsten Bauausschusssitzung. Auch der Verwaltungschef will wissen, wie es weitergeht. Mehrere vereinbarte Gespräche habe der private Investor platzen lassen. Der hat das Gebäude nun zwar vorerst gerettet und dafür gesorgt, dass es nicht mehr einsturzgefährdet ist. An seinen Sanierungsabsichten gibt es in der Politik jedoch große Zweifel. Zu oft hat er die Entscheidungsträger vertröstet.

Die Grünen sammelten im Frühjahr rund 200 Unterschriften

Vor allem die Grünen setzen sich für den Erhalt des Gebäudes ein, dass als Kulturdenkmal Bestandsschutz genießt. Nicht nur für sie ist das Haus ein Wahrzeichen der Stadt. So organisierte die Partei bereits eine Demonstration im Frühjahr dieses Jahres, sammelte rund 200 Unterschriften für ihr Ansinnen. „Wir haben eine weitere Aktion vor, um den Druck zu erhöhen“, sagt der Ortsvorsitzende Jan Schwartz. Ihm und seinen Mitstreitern sei eine Begehung versprochen worden. „Eingehalten wurde das aber nicht“, sagt der Politiker.

Zumindest kann das Haus vorerst nicht mehr zusammenfallen. „Im Innen- und Außenbereich wurden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Das Haus ist jetzt standsicher“, sagt Claudia Riemer von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Stormarn.

Denkmalschutzamt nahm den Geschäftsmann in die Pflicht

Vorausgegangen war eine Intervention der Stadt. Sie hatte im Herbst 2015 beim Denkmalschutzamt Handlungsbedarf angemeldet. Daraufhin wurde der Eigentümer aufgefordert, seinen Pflichten nachzukommen – und die Kate vor Gefährdung zu schützen. Er beauftragte einen Sachverständigen, der das hölzerne Tragwerk des Gebäudes begutachtete und viele Schäden fand. Die Einsturzgefahr ist jetzt erst mal gebannt worden.

„Wir sind in Kontakt mit dem Eigentümer“, sagt Riemer. Zu einer Vollsanierung kann die Behörde ihn nicht zwingen. Es reicht, wenn der Erhalt gesichert ist. Dafür bedarf es keiner Aufhübschung, die den ursprünglichen Zustand wiederherstellt. Genau das versprach der Geschäftsmann beim Kauf und erklärte, selbst einzuziehen zu wollen.

Eigentümer glänzte bisher nur mit Abwesenheit

Er hatte das Gebäude im September 2012 erworben. In dem Fachwerkbau wohnte einst der Schuhmacher Johannes-Hinrich Suck, der 28 Jahre lang Gemeindevorsteher war. Als seine Enkelin 2011 starb, veräußerten die Erben die Kate. In den vergangenen Jahren verfiel das historische Haus zusehends. Stimmen wurden laut, der Käufer wolle es abreißen und einen Wohnkomplex bauen. Doch das ist wegen des Bestandschutzes gar nicht möglich. Bei einer Zerstörung darf dort nichts Neues gebaut werden.

„Dass das Haus jetzt nicht mehr einsturzgefährdet ist, macht mich auch nicht optimistischer“, sagt Schwartz. Der Politiker ist auf den Eigentümer nicht gut zu sprechen. Auch, weil der mehrmals zu Bauausschusssitzungen eingeladen wurde und durch Abwesenheit glänzte. SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach: „Ich bin verärgert und fühle mich veräppelt. Das Haus hätte längst saniert werden müssen.“

Der Glinder Verwaltung sind die Hände gebunden

Wütend ist auch Barbara Steinhoff. Die 74-Jährige lebt in der Dorfstraße. Sie sagt: „Als hier noch die alte Dame gewohnt hat, war alles in Schuss.“ Der Zustand des Hauses mache sie traurig. Genauso geht es Andrea Westphal. Auch sie ist eine Nachbarin. Die 54-Jährige: „Wenn der Eigentümer nicht sanieren will, dann soll er verkaufen.“

Der Glinder Verwaltung sind die Hände gebunden. Sie kann nur das Gespräch mit dem Eigentümer suchen und „darauf aufmerksam machen, dass es ein herausragendes Gebäude ist“, sagt Zug. Sanktionen kann die Stadt nicht verhängen. Das Abendblatt versuchte auch, den Eigentümer zu sprechen. Der befindet sich jedoch gerade auf Geschäftsreise und ist nicht zu erreichen.

Architektin will in vier Wochen Bauantrag einreichen

Dafür redet die Hamburger Architektin Heidrun Matzen, Spezialistin für Fachwerk, die sich um die Sanierung kümmert. Sie sagt: „Ich werde in vier Wochen den Bauantrag einreichen.“ Sie habe unter der Woche schon mit Fachfirmen verhandelt. Die Arbeiten seien sehr umfangreich, es müsse sehr viel Holz ausgetauscht werden. Laut Matzen soll der Umbau im April, spätestens aber im Mai kommenden Jahres beginnen. Das würde die Gemüter in Glinde beruhigen. Sozialdemokrat Lauterbach sagt: „Ich glaube dem Eigentümer erst, wenn wirklich etwas Sichtbares passiert.“