Glinde. Unternehmer verzichtet auf Partizipation bei Weiterverkauf. Er verlangt 550.000 Euro für das marode Kulturdenkmal an der Dorfstraße.
Zumindest dieser Brocken ist aus dem Weg geräumt: Bislang wollte der Eigentümer die Suck’sche Kate nur an Glinde veräußern, wenn die Stadt eine Klausel im Vertrag akzeptiert mit einer Geltungsdauer von zehn Jahren. Für den Fall, dass die Kommune einen Teil des Areals für über 550.000 Euro weiterverkauft, pochte er auf Partizipation und verlangte 60 Prozent des Mehrerlöses. Darüber echauffierten sich Politiker.
Diese Bedingung ist für sie inakzeptabel. Jetzt hat der Unternehmer aus Hamburg-Bergedorf davon Abstand genommen. Das ist das Ergebnis der letzten Verhandlungen mit Bürgermeister Rainhard Zug. Ob die Stadt das marode Kulturdenkmal erwirbt, ist aber immer noch nicht klar. Denn eine Sanierung kostet geschätzt bis zu zwei Millionen Euro.
Suck’sche Kate: Eigentümer geht auf Glinde zu
„Wir waren noch nie so weit. Allerdings fehlt die schriftliche Bestätigung auf den Verzicht der Klausel“, sagt Glindes Verwaltungschef. Das teilte er den Parteienvertretern auch im jüngsten Hauptausschuss mit. Laut Zug dürfe es keine Denkverbote geben. Er spielt damit auf eine Teilung des Areals an, will dazu aber keine konkreten Angaben machen.
Eine Option könnte sein, dass der Bebauungsplan geändert wird und auf dem hinteren Teil des rund 2500 Quadratmeter großen Grundstücks ein Gebäude entsteht mit Wohnungen oder Gewerbe, erstellt von einem Investor. Mit den Einnahmen könnte Glinde wiederum das reetgedeckte Fachwerkhaus auf Vordermann bringen.
Bürgermeister möchte einen Arbeitskreis gründen
Eine andere Variante: Die Stadt verkauft alles an ein Unternehmen. Dieses verpflichtet sich im Gegenzug, das 1855 erbaute Haus zu sanieren. Auch damit wäre das Ziel der Politik erreicht: der Erhalt des Gebäudes.
Zug möchte in Kürze einen Arbeitskreis mit Vertretern aller Fraktionen gründen. Er soll sich Gedanken über eine Nutzung der Immobilie machen und was auf dem Areal noch so umgesetzt werden könnte. Damit greift der Bürgermeister einen Antrag der Grünen auf, die so eine Gruppe vorgeschlagen hatten. Ginge es nach der drittstärksten Partei in Glinde, würde die Kommune den Deal abschließen. Sie drängt schon seit Längerem auf eine Übernahme der Kate. „Es scheint sich was zu bewegen. Es gibt die Aussicht, das Haus doch noch zu retten“, kommentiert Grünen-Politiker Jan Schwartz die jüngsten Entwicklungen. Der Hauptausschussvorsitzende ist zugleich Mitbegründer einer Bürgerinitiative, die bereits Ideen für die Nutzung entwickelt hat, ein Café oder ein Begegnungszentrum vorschlägt sowie die Unterbringung eines Stadtschreibers.
Eigner hatte Einzug in das Gebäude versprochen
Bei den Christ- sowie Sozialdemokraten gibt es unterschiedliche Meinungen zum Katen-Kauf. „Erwerb und Sanierung würden die Stadt überfordern. Ich plädiere dafür, einen Teil des Grundstücks anderweitig zu nutzen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann. Er sehe die Sache noch nicht in trockenen Tüchern. Marlies Kröpke, stellvertretende SPD-Fraktionschefin, ist der Meinung, man hätte schon längst die Bürger befragen müssen. Sie sagt: „In diesen Zeiten würde ich die Kate nicht kaufen. Wenn man das tut, muss man auch ein Schmuckstück daraus machen.“ Das sei viel zu teuer. „Gegenüber Menschen, die zum Beispiel in Sozialwohnungen leben und durch erhöhte Energiepreise finanziell stark belastet werden, sind diese Ausgaben nicht zu vertreten.“
Die Suck’sche Kate ist ein Wahrzeichen der Stadt. Neben ihr gibt es drei weitere eingetragene Kulturdenkmäler in Glinde: die ehemalige Kupfermühle samt Wehr, die jetzt als Museum dient, das Gutshaus an der Möllner Landstraße sowie die Strohdachsiedlung Oher Weg. In dem Fachwerkhaus lebte einst der Schuhmacher Johannes-Hinrich Suck, der 28 Jahre lang Gemeindevorsteher war. Als seine Enkelin starb, veräußerten die Erben das Haus. Glinde machte nicht von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch. Das bereuen die Politiker heute. Sie waren davon ausgegangen, dass der Geschäftsmann, der seit 2012 Eigner ist, sein Versprechen hält. Er hatte angekündigt, die Kate in den ursprünglichen Zustand zu versetzen und dort einzuziehen.
Parteien liebäugelten mit einem Enteignungsverfahren
Stattdessen gab es reichlich Ärger, das Gebäude ist heruntergekommen und verfällt zusehends. 2016 setzte der Bauunternehmer Stützbalken an die Außenwand, damit es nicht zusammenbricht – auf Druck der Denkmalschutzbehörde. Gegen den Mann wurde auch ein sogenanntes Zwangsgeld verhängt, weil er Nachbesserungsforderungen des Kreises ignorierte. 2017 holte sich der Eigentümer tatsächlich eine Baugenehmigung für die Sanierung. Es sah so aus, als sollte das Projekt starten.
Wieder wurden die Glinder enttäuscht. Die Politik liebäugelte mit einem Enteignungsverfahren, ließ wegen geringer Erfolgsaussichten davon ab. Grundlage dieser Entscheidung war das Gutachten einer Expertin. Schließlich zogen die Parteien einen Kauf in Erwägung. Der Eigner sperrte sich erst, war dann aber gesprächsbereit. Im Haushalt sind 600.000 Euro mit einem Sperrvermerk verankert.