Glinde. Glinde soll 550.000 Euro für die marode Suck’sche Kate zahlen. Eigentümer will Vertragsklausel, die ihm mehr Geld bringen könnte.

Sie haben immer mal wieder telefonischen Kontakt, sagt Glindes Bürgermeister Rainhard Zug über seinen Draht zum Eigentümer der Suck’schen Kate, einem Geschäftsmann aus Hamburg-Bergedorf. Womöglich tauscht man Höflichkeitsfloskeln aus. Denn um das Wesentliche ging es laut dem Verwaltungschef zuletzt im Sommer vergangenen Jahres: die Verkaufsbereitschaft des Immobilienbesitzers zu prüfen und über einen Preis zu reden. Mitte Juli wird es ernst. Dann beginnt das Feilschen um das 1855 erbaute reetgedeckte Fachwerkhaus im Zentrum an der Dorfstraße. Das Gebäude ist Kulturdenkmal und ein Wahrzeichen der Stadt.

„Wir haben uns auf diesen Termin vereinbart“, sagt Zug. Ob es dann zu einem Abschluss kommt, ist aber noch lange nicht sicher, auch wenn im Haushalt 600.000 Euro verankert und mit einem Sperrvermerk versehen sind. Wie berichtet, hatte der Eigner 550.000 Euro gefordert. Allerdings führte er die Stadt in der Vergangenheit schon mehrmals an der Nase herum. Zweifel, ob er zu seinem Wort steht, sind also begründet. „Man kann diesem Geschäftspartner nicht unbedingt großes Vertrauen entgegenbringen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch.

Politik liebäugelte mit Enteignungsverfahren

Die Kate gehört dem Bauunternehmer seit 2012. In ihr lebte einst der Schuhmacher Johannes-Hinrich Suck, der 28 Jahre Gemeindevorsteher gewesen ist. Als seine Enkelin starb, veräußerten die Erben das Haus. Glinde hatte Vorkaufsrecht, für einen Erwerb gab es jedoch keine politische Mehrheit. Das bedauern die Entscheidungsträger jetzt. Denn der Eigner lässt die Immobilie verkommen. Das Versprechen, dort einzuziehen und das Haus aufwendig zu sanieren, hielt er nicht. Stattdessen gab es Ärger. Die Politiker zogen sogar ein Enteignungsverfahren in Betracht, ließen wegen geringer Erfolgsaussichten davon ab. Grundlage dieser Entscheidung war das Gutachten einer Expertin.

Als Ausweg, den weiteren Zerfall zu verhindern, sehen sie den Kauf. Zug wurde beauftragt, sich mit dem Eigner in Verbindung zu setzen. Beim Treffen im August 2021 war ein Anwalt beratend tätig. Was manch einen Politiker stört, ist eine Klausel, die der Unternehmer im Kontrakt verlangt mit Geltungsdauer von zehn Jahren. Sollte Glinde einen Teil des Areals für über 550.00 Euro abgeben, will er partizipieren, besteht auf 60 Prozent des Mehrerlöses. Dieses Geld könnte die Stadt gut gebrauchen, um die Kate auf Vordermann zu bringen. Eine Sanierung kostet laut grober Schätzung der Verwaltung 1,8 bis zwei Millionen Euro.

Vor dem Juristen erklärte der Geschäftsmann zudem, dass alle denkmalschutzrechtlichen Auflagen erfüllt wurden. Und er sagte dem Bürgermeister zu, eingeschlagene Fenster und Türen mit Montageplatten zu sichern. Die Realität sieht anders aus. Nach wie vor pfeift der Wind durch die offenen Stellen ins Haus, und es regnet rein. Das Landesamt für Denkmalpflege hat diese Makel inzwischen registriert und plante eine sogenannte Ersatzvornahme. Die Behörde schrieb Zug im November vergangenen Jahres an, schlug vor, Türen und Fenster mit Holzplatten abzudichten sowie eine blaue Plane über das Dach zu ziehen. Zahlen müsste dafür der Eigner.

Bürgerinitiative hat Ideen für Nutzung des Gebäudes

Sofern Glinde die Kate 2022 kaufen sollte, hält das Landesamt diesen Schritt aber für nicht notwendig. Deshalb wurde der Bürgermeister um Stellungnahme gebeten. Auch eine zweite Aufforderung im Januar beantwortete Zug nicht, was in der Politik für Irritationen sorgte. Der Bürgermeister entschuldigte sich für das Versäumnis. Vor Kurzem wurde das Landesamt dann über den Stand der Dinge informiert. „Es ist noch keine Entscheidung getroffen, ob die Ersatzvornahme durchgeführt wird“, berichtet Zug.

Jan Schwartz ist Sprecher der Bürgerinitiative zur Rettung der Suck’schen Kate und Stadtvertreter der Grünen. Er fordert von allen Parteien ein klares Bekenntnis zum Kauf, sagt: „Es muss schnell eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die sich Gedanken über die künftige Nutzung macht.“ Die Initiative kann sich dort zum Beispiel eine Begegnungsstätte vorstellen mit Café. Schwartz und seine Mitstreiter haben auch die Sönke-Nissen-Park-Stiftung ins Spiel gebracht. Die Liberalen sind skeptisch, wollen das Projekt nicht um jeden Preis umsetzen. „Ohne ein vernünftiges Finanzierungs- und Nutzungskonzept sind wir gegen den Erwerb“, sagt Fraktionschef Kopsch.