Glinde. Glinder Kulturdenkmal könnte ins Eigentum der Stadt übergehen. Kauf der Kate wird teuer. SPD will Meinung der Bevölkerung einholen.

Es wird eine kostspielige Angelegenheit, daran gibt es keinen Zweifel. Sollte Glinde die 1855 erbaute Suck’sche Kate an der Dorfstraße im Zentrum kaufen, geht das mit Investitionen im siebenstelligen Bereich einher. 600.000 Euro hat der Finanzausschuss für den Haushalt 2022 bewilligt und mit einem Sperrvermerk versehen, um handlungsfähig zu sein. Hinzu kommt eine noch nicht bekannte Summe für die Sanierung. Nach ersten Schätzungen wird sie weit über eine Million Euro liegen. Viel Geld für ein altes Gebäude, das Kulturdenkmal ist, und eine Stadt, die wichtige Projekte an Schulen vor der Brust hat und für drei Projekte im Bildungsbereich rund zwölf Millionen Euro zahlt. Deswegen will die SPD die Meinung der Bevölkerung einholen, ob ein Erwerb des reetgedeckten Hauses Sinn macht. Zur Debatte steht eine Art Bürgerentscheid.

Wie das vonstatten gehen könnte, dazu gibt es noch keinen Ablaufplan. Zu einem klassischen Bürgerentscheid kam es in Glinde im September 2017, nachdem die Stadtvertretung die Fusion der beiden Gemeinschaftsschulen beschlossen hatte. 8846 Stimmen wurden seinerzeit abgegeben, die Wahlbeteiligung lag damit bei rund 60 Prozent. Zu einer Zusammenlegung kam es nicht.

„Ein Bürgervotum sollte vor dem Kauf erfolgen, ich bin so einem Entscheid gegenüber offen“, sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Kopsch. Es sei dazu wichtig, im Vorfeld genaue Kalkulationen vorzunehmen. „Alle Infos müssen auf den Tisch“, so der Liberale. Seine Partei ist wegen der hohen Investitionen nicht überzeugt von einem Übergang der Kate in das Eigentum der Stadt.

Eigentümer lässt das Gebäude verkommen

Dass der Zustand der Immobilie katastrophal ist und sich immer weiter verschlechtert, ärgert Kopsch genauso wie die Vertreter der anderen Fraktionen. Wie berichtet, sind die Politiker nicht gut auf den Eigner zu sprechen, der eine Sanierung versprach, dem aber keine Taten folgen ließ. Glinde liebäugelte schon mit einem Enteignungsverfahren, setzte den Prozess aber nicht in Gang. Grundlage für diese Entscheidung war das Gutachten einer Expertin, die geringe Erfolgschancen sah.

Eigentümer ist ein Bauunternehmer aus Hamburg-Bergedorf. Er sicherte sich das Gebäude 2012, nachdem die Stadt keinen Gebrauch von ihrem Vorkaufsrecht machte. Mit der Ankündigung, er werde selbst einziehen, schien alles in Butter. Was dann geschah, sorgte nur noch für Entsetzen. Das Haus verkam, wurde immer unstabiler. Einladungen zu Ausschusssitzungen, um über seine Pläne zu sprechen, schlug der Geschäftsmann aus. Abreißen und einen Neubau erstellen darf er nicht. Allerdings kann ihn auch keiner zwingen, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. 2016 setzte er Stützbalken an die Außenwand, damit das Haus nicht zusammenbricht. Das hatte die Denkmalschutzbehörde angeordnet. Sie verhängte gegen den Mann auch ein sogenanntes Zwangsgeld, weil er Nachbesserungsforderungen nicht in der vorgegebenen Zeit erfüllte. Inzwischen sind Scheiben von Fenstern und der seitlichen Eingangstür zerstört, Feuchtigkeit dringt ein.

Die ganze Sache wurde der Politik zu bunt. Sie schickten Bürgermeister Rainhard Zug in die Spur, Kaufverhandlungen aufzunehmen. Erst machte der Hamburger keine Anstalten, sich von der Immobilie zu trennen, steuerte dann aber um und fordert jetzt 550.000 Euro. Das Gebäude steht auf einem 2500 Quadratmeter großen Grundstück.

Bürgerinitiative regt an, das Haus in Stiftung zu integrieren

Die SPD möchte wissen, ob die Glinder einen Kauf gutheißen und das Stimmungsbild zur Grundlage ihrer Entscheidung machen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Marlies Kröpke sagt: „Die Bürgerbeteiligung könnte genauso laufen wie beim Ortsmittekonzept mit Workshops und Vorschlägen zur Nutzung.“ Für CDU-Fraktionschef Rainer Neumann ist diese Idee nachvollziehbar. „Die Meinung bei Freunden und Nachbarn, ob die Stadt kaufen soll, geht doch sehr auseinander“, so der Christdemokrat. Bei einem Bürgervotum müssten sich aber viele Personen beteiligen, nur dann wäre es auch hilfreich.

Vorschläge der Glinder in Sachen Nutzung möchten auch die Grünen einholen. Das ist für sie ein Muss. Gerade diese Partei setzt sich seit Jahren öffentlichkeitswirksam für den Erhalt des Hauses ein, initiierte Demonstrationen und sammelte Unterschriften, die an den Eigner weitergeleitet wurden. Fraktionschefin Petra Grüner sagt aber: „Der Kauf ist allein Sache der Politik. Wir dürfen uns nicht aus der Verantwortung stehlen.“ Die Bürgerinitiative mit dem Namen „Rettung der Suck’schen Kate“ hat schon Ideen, wie was Fachwerkhaus genutzt werden könnte. Ihr schwebt unter anderem eine Begegnungsstätte samt Café vor. Außerdem regt sie an, das Gebäude in die Sönke-Nissen-​Park-Stiftung zu integrieren.