Großhansdorf. Weiterhin keine Einigung zwischen Gemeinde Großhansdorf und Baugenossenschaft Neue Lübecker. Baubeginn ungewiss, doch die Zeit drängt.

Im Streit um den geplanten Bau von 112 bezahlbaren Wohnungen in Großhansdorf hat auch eine neue Verhandlungsrunde zwischen der Gemeinde und der Baugenossenschaft Neue Lübecker keinen Durchbruch gebracht. Im nicht öffentlichen Teil des Bau- und Umweltausschusses hatten die Politiker zuvor zum wiederholten Mal mit Vertretern des Unternehmens über einen Ausweg aus der Blockade beraten.

Auf den beiden Baugrundstücken an der Sieker Landstraße im Ortsteil Schmalenbeck herrscht seit mittlerweile mehr als zwei Jahren Stillstand. Die Gemeinde Großhansdorf hatte der Neuen Lübecker die Flächen in verkehrsgünstiger Lage unweit des Schulzentrums 2019 für 1,4 Millionen Euro verkauft. Zuvor waren sie per Erbpacht an die Genossenschaft vergeben.

Bau bezahlbarer Wohnungen: Hängepartie in Großhansdorf geht weiter

Geplant ist der Bau von 112 Wohneinheiten, darunter 23 Sozialwohnungen. Die Neubauten sollen die sechs zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser aus dem Jahr 1951 ersetzen. Die Gebäude sind marode, eine Sanierung wäre laut der Genossenschaft unwirtschaftlich.

Die neuen Häuser sollten den damaligen Plänen zufolge mit drei Vollgeschossen plus Staffelgeschoss höher werden als die alten. Dadurch soll die Zahl der Wohnungen um 60 Prozent von 70 auf 112 steigen. Die angespannte Parkplatzsituation mit bislang nur 17 oberirdischen Stellplätzen sollte durch den Bau zweier Tiefgaragen entschärft werden, die zusammen Platz für 100 Autos bieten. Das Investitionsvolumen wurde auf 25 bis 30 Millionen Euro geschätzt.

Genossenschaft meldet aufgrund gestiegender Baukosten Änderungswünsche an

Die eine Hälfte der sechs Bestandsgebäude wurde bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 abgerissen. Seitdem liegt das Grundstück brach. Die Neue Lübecker verweist auf die drastisch gestiegenen Preise im Bausektor, die eine Umsetzung des Vorhabens zu den vereinbarten Konditionen nicht zuließen.

Um das Vorhaben dennoch wirtschaftlich realisieren zu können, trat die Genossenschaft mit der Bitte an die Gemeinde heran, Änderungen an den Bauvorgaben vorzunehmen. Die Genossenschaft schlug vor, die Gebäude um eine zusätzliche Etage mit weiteren Wohnungen zu erweitern und auf eine der beiden Tiefgaragen zu verzichten.

CDU und Grüne befürchteten negative Auswirkungen auf das Ortsbild

Während sich SPD und FDP gesprächsbereit zeigen, lehnen CDU und Grüne, die zusammen eine Mehrheit in Großhansdorf haben, Änderungen ab. Sie befürchten negative Auswirkungen auf das Ortsbild durch höhere Gebäude und verweisen auf die ohnehin schon angespannte Parkplatzsituation an der Sieker Landstraße.

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Im Zuge des Grundstückskaufs hatte die Neue Lübecker im Oktober 2019 eigentlich einen städtebaulichen Vertrag mit der Gemeinde geschlossen, der Regelungen zur Ausgestaltung und zum Zeitplan des Vorhabens beinhaltet und auf den sich CDU und Grüne berufen.

Der Vertrag mit der Neuen Lübecker sieht keine Sanktionsmöglichkeiten vor

Die Frist für den spätesten Baubeginn ist bereits im April verstrichen, wurde von Großhansdorfs Politikern aber Ende März um sechs Monate bis zum 1. Oktober verlängert, um weitere Zeit für das Ausloten eines Kompromisses zu schaffen. Man habe ohnehin kaum eine andere Wahl gehabt, denn der Vertrag sehe keine Sanktionsmöglichkeiten vor, heißt es aus den Fraktionen.

In den vergangenen Monaten folgte dann eine Verhandlungsrunde auf die nächste. Es zeichnet sich zwar ab, dass CDU und Grüne von ihrem kategorischen Nein zu nachträglichen Änderungen an den Bauvorgaben abrücken. Einen Durchbruch gibt es bislang aber nicht.

Vorsitzender des Bauausschusses: Atmosphäre konstruktiver als zuvor

Beide Seiten hätten wiederholt Kompromissvorschläge unterbreitet, heißt es. Zu den Einzelheiten schweigen aber sowohl die Gemeinde als auch die Neue Lübecker. Man wolle die Diskussion nicht öffentlich führen, sondern äußere sich, sobald es eine Einigung gebe, heißt es.

Immerhin scheinen die Gespräche voranzukommen. „Die Atmosphäre war sehr viel konstruktiver als bei den Sitzungen zuvor“, sagt der Vorsitzende des Bau- und Umweltausschusses, Christoph Maas, mit Blick auf die jüngste Verhandlungsrunde. Man habe der Neuen Lübecker mehrere Vorschläge gemacht, die die Genossenschaft nun intern prüfen wolle. Wann eine Einigung steht, ist weiterhin ungewiss. Vier Monate bleiben beiden Seiten, ehe die vertragliche Frist erneut ausläuft.