Großhansdorf. Noch immer keine Einigung zwischen Großhansdorf und Baugenossenschaft Neue Lübecker. Und das nächste Problem zeichnet sich bereits ab.
Im Streit zwischen der Gemeinde Großhansdorf und der Baugenossenschaft Neue Lübecker um den Bau von 112 Wohnungen an der Sieker Landstraße gibt es weiterhin keine Einigung. Im Bau- und Umweltausschuss haben beide Seiten hinter verschlossenen Türen erneut über mögliche Auswege beraten, um das Projekt nach monatelangem Stillstand voranzubringen. Am Ende vertagten sich die Konfliktparteien abermals.
„Wir haben eine lebhafte Diskussion gehabt, einen Beschluss gab es aber nicht“, sagt Christoph Maas (CDU), Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses. Gleichwohl hätten sich beide Seiten aufeinander zubewegt und seien einer Einigung nähergekommen. „Das Interesse ist bei allen Beteiligten riesengroß, zu einer Lösung zu kommen“, so Maas.
112 neue bezahlbare Wohnungen in Großhansdorf: Bau verzögert sich weiter
Die Neue Lübecker und die Großhansdorfer Kommunalpolitiker streiten bereits seit fast zwei Jahren über das Wohnungsbauvorhaben. Die Gemeinde hatte der Baugenossenschaft Ende 2019 die beiden Grundstücke in verkehrsgünstiger Lage unweit des Schulzentrums im Ortsteil Schmalenbeck für 1,4 Millionen Euro verkauft. Zuvor waren sie per Erbpacht an das Unternehmen vergeben.
Die Neue Lübecker wollte dort 112 Wohnungen errichten, darunter 23 Sozialwohnungen. Die Neubauten sollen die sechs zweigeschossigen Mehrfamilienhäuser aus dem Jahr 1951 ersetzen. Die Gebäude sind marode, eine Sanierung wäre laut der Genossenschaft unwirtschaftlich.
Im Oktober 2019 haben beide Seiten einen städtebaulichen Vertrag geschlossen
Die neuen Häuser sollen mit drei Vollgeschossen plus Staffelgeschoss höher werden als die alten. Dadurch soll die Zahl der Wohnungen um 60 Prozent von 70 auf 112 steigen. Die angespannte Parkplatzsituation mit bislang nur 17 oberirdischen Stellplätzen soll durch den Bau zweier Tiefgaragen entschärft werden, die zusammen Platz für 100 Autos bieten. Das Investitionsvolumen wurde auf 25 bis 30 Millionen Euro geschätzt.
Im Zuge des Grundstückskaufs schloss die Neue Lübecker im Oktober 2019 mit der Gemeinde einen städtebaulichen Vertrag, der Regelungen zur Ausgestaltung und zum Zeitplan des Vorhabens beinhaltet. So ist die Genossenschaft verpflichtet, innerhalb von 24 Monaten nach Erteilung der Baugenehmigung mit dem Bau zu beginnen und die neuen Wohnungen binnen 36 Monaten fertigzustellen. Im Gegenzug schuf die Gemeinde mit einer Änderung des Bebauungsplans mit der Nummer 40 die planerischen Voraussetzungen für das Vorhaben.
Neue Lübecker will aufgrund gestiegener Kosten Änderungen durchsetzen
Das Projekt sollte in zwei Abschnitten umgesetzt werden: Zunächst sollten die drei Gebäude mit den Hausnummern 203 bis 211 rechts der Zufahrt zum Schulzentrum ersetzt werden, anschließend die Nummern 187 bis 197 links davon. Erstere hat die Genossenschaft bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 abreißen lassen. Doch seitdem herrscht Stillstand.
Als Grund nannte die Neue Lübecker im April 2023 auf Anfrage die Baukostenentwicklung. Wegen der gestiegenen Kosten habe sich der ursprünglich anvisierte Baubeginn im Herbst 2022 nicht realisieren lassen. Um das Vorhaben dennoch wirtschaftlich umsetzen zu können, trat die Genossenschaft mit der Bitte an die Gemeinde heran, Änderungen an den Bauvorgaben vorzunehmen.
CDU und Grüne lehnen zusätzliches Geschoss und Verzicht auf Tiefgarage ab
Konkret hatte das Unternehmen vorgeschlagen, die Gebäude um eine zusätzliche Etage mit weiteren Wohnungen zu erweitern und auf eine der beiden Tiefgaragen zu verzichten. Während sich SPD und FDP gesprächsbereit zeigen, lehnen CDU und Grüne, die zusammen eine Mehrheit in Großhansdorf haben, Änderungen ab. Sie befürchten negative Auswirkungen auf das Ortsbild durch höhere Gebäude und verweisen auf die ohnehin schon angespannte Parkplatzsituation an der Sieker Landstraße.
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Die Frist, binnen der die Neue Lübecker laut Vertrag hätte mit dem Bau beginnen müssen, wäre im April ausgelaufen. Um sich weitere Zeit für das Ausloten eines Kompromisses zu schaffen, haben Großhansdorfs Politiker sie Ende März um sechs Monate bis zum 1. Oktober verlängert. Man habe ohnehin kaum eine andere Wahl gehabt, heißt es aus den Fraktionen. Denn der Vertrag mit der Neuen Lübecker sehe keine Sanktionsmöglichkeiten bei Nichteinhaltung der Fristen vor.
Für die Änderungen müsste wohl der Bebauungsplan neu aufgestellt werden
Inzwischen zeichnet sich ab, dass CDU und Grüne von ihrem kategorischen Nein zu nachträglichen Änderungen an den Bauvorgaben abrücken. Die Neue Lübecker habe während der jüngsten Sitzung vielversprechende Vorschläge unterbreitet, heißt es. Details wollen sowohl die Gemeinde als auch die Genossenschaft nicht nennen. Man könne sich zu Einzelheiten erst äußern, wenn man eine Einigung erzielt habe, so eine Sprecherin der Neuen Lübecker auf Anfrage. Sie hoffe, Ende Mai mehr Informationen geben zu können.
Selbst wenn beide Seiten sich einigen sollten, zeichnet sich ein weiteres Problem ab: Nach Einschätzung des Großhansdorfer Bauamtes müsste der B-Plan noch einmal neu aufgestellt werden, um die jetzt diskutierten Änderungen zu ermöglichen. Das Verfahren würde voraussichtlich mindestens weitere eineinhalb Jahre Verzögerung bedeuten. „Wir würden natürlich eine Lösung präferieren, bei der kein neuer Bebauungsplan notwendig wird“, sagt der Ausschussvorsitzende Maas. Wann der Bau der Wohnungen starten kann, bleibt somit ungewiss.