Bargteheide. Vorstand des Vereins in Bargteheide geht von Vorsatz aus. Was der Verdacht mit einem geplanten Festival Anfang Juni zu tun hat.

Wenige Tage vor dem großen Sommerfestival zum 40-jährigen Bestehen soll auf das Autonome Jugendhaus (AJH) in Bargteheide ein Brandanschlag verübt worden sein. Wie der Vorstand des Trägervereins mitteilte, hat sich die Tat bereits in der Nacht zum Sonntag, 26. Mai, ereignet. Dabei sei im Außenbereich des AJH erheblicher Sachschaden entstanden. „Wir sind entsetzt über die rohe Gewalt, die gegen unseren Verein und dessen Räumlichkeiten ausgeübt wird, und verurteilen den mutmaßlichen Brandanschlag“, heißt es in einer Erklärung. Er reihe sich ein in eine Vielzahl von Vorfällen, denen die Einrichtung seit geraumer Zeit ausgesetzt sei.

Brand am Autonomen Jugendhaus Bargteheide wird erst gegen Mittag zufällig entdeckt

Entdeckt wurde das jüngste Vorkommnis kurioserweise erst Sonntagmittag gegen 13 Uhr. Unmittelbar betroffen gewesen seien eine Sitzhütte, mehrere Zaunelemente und ein Sofa. Als ein AJH-Mitglied an dem Areal am Volkspark eintraf, habe es dort „an mehreren Stellen“ noch gequalmt und geglüht. Die sofort alarmierte Freiwillige Feuerwehr der Stadt konnte die verbliebenen Brandherde aber schnell unter Kontrolle bringen und löschen.

„Den angebrannten Bäumen zufolge müssen die Flammen mehrere Meter hoch gewesen sein“, heißt es in der AJH-Erklärung. Die Freiwillige der Feuerwehr habe die Vermutung geäußert, dem Zustand eines Holzpfeilers zufolge müsse das Feuer bereits in den frühen Morgenstunden ausgebrochen sein. Warum es von niemandem sonst entdeckt wurde, bleibt unklar.

Autonomes Jugendhaus Bargteheide: Es gibt auch Zweifel an einer Brandstiftung

Unterdessen mischen sich erste Zweifel in die Mutmaßung des AJH-Vorstands, der offenkundig von einem Brandanschlag ausgeht. Denn laut ersten Zeugenaussagen waren am Abend zuvor noch mehrere Personen am und im Autonomen Jugendhaus zugange, angeblich um bereits das anstehende Sommerfest vorzubereiten. Dabei sollen für eine kleine Vorfeier auch Holzscheite in einer Feuertonne im Außenbereich angefacht worden sein.

Eine Sitzhütte des Jugendhauses war besonders betroffen.
Eine Sitzhütte des Jugendhauses war besonders betroffen. © HA | AJH

Dass dennoch der Verdacht einer bewussten Brandstiftung im Raum steht, begründete der AJH-Vorstand mit einem finalen Kontrollgang vor dem Verlassen des Geländes am Vorabend. Zudem sei im Verlaufe der Löscharbeiten aufgefallen, dass viele Gegenstände nicht mehr an ihrem gewohnten Platz gestanden hätten. Das habe sowohl für die Feuertonne selbst gegolten als auch für eine Holzbank.

Brand am Autonomen Jugendhaus Bargteheide: Vorstand ist unzufrieden mit Arbeit der Polizei

Unzufrieden zeigte sich der AJH-Vorstand mit dem Agieren der Polizei. Die sei zwar vor Ort gewesen, habe die Situation jedoch „nicht ernst“ genommen. Nach „ein paar kurzen Blicken“ hätten die Beamten ohne „sonderlich großes Interesse“ das Gelände schnell wieder verlassen.

Das dementierte die zuständige Polizeidirektion in Ratzeburg umgehend. „Den Vorwurf, unsere Kollegen seien nicht regelkonform vorgegangen, weisen wir entschieden zurück“, sagte Sprecherin Jacqueline Fischer dieser Redaktion. Vielmehr seien Anwesende befragt und der Brandort zudem fotografisch dokumentiert worden.

Autonomes Jugendhaus Bargteheide: Zum 40. Jahrestag des AJH großes Festival geplant

„Wir ermitteln in alle Richtungen und haben auch mit dem Staatsschutzkommissariat der Bezirkskriminalinspektion Lübeck Kontakt aufgenommen, um die Zuständigkeit für diesen erneuten Vorfall am AJH zu klären“, so Fischer. Außerdem erhoffe man sich weitere Zeugenaussagen, um der Brandursache alsbald auf die Spur zu kommen.

Blick in den Außenbereich des Autonomen Jugendhauses.
Blick in den Außenbereich des Autonomen Jugendhauses. © HA | Privat

Der AJH-Vorstand brachte den neuerlichen Vorfall in einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem bevorstehenden Sommerfestival. Am Wochenende 7. bis 9. Juni soll nämlich der 40. Jahrestag des Autonomen Jugendhauses gefeiert werden, das am 26. Mai 1984 erstmals seine Pforten öffnete, seinerzeit noch in der Lübecker Straße.

Autonomes Jugendhaus Bargteheide: 2005 erfolgte der Umzug in den Volkspark

2005 erfolgte dann der Umzug in den Volkspark, nachdem das alte Domizil einem Neubaugebiet weichen musste. Seitdem finden in dem in die Jahre gekommenen Containerbau regelmäßig Konzerte, Partys, Filmabende und Kickerturniere statt. Und traditionell auch mehrtägige Sommerfeste mit viel Lifemusik von Bands und DJs auf den zwei Indoor-Floors, sowie einer Bühne und einem weiteren Floor outdoor, veganem und vegetarischem Essen, verschiedenen Workshops und einem Zeltplatz zum Campen.

Seit Beginn dieses Jahres ist das AJH indes mehrfach Ziel von Attacken geworden. Der gravierendste Vorfall ereignete sich bereits Anfang Februar. In der Nacht zum 3. Februar war das Gelände durch eine Gruppe von zeitweilig bis zu 25 Personen belagert worden. Nach Böllerwürfen soll es zu Provokationen mit Beleidigungen und rechtsradikalen Parolen gekommen sein und schließlich sogar zu körperlichen Angriffen. Erst nach Eintreffen einer Polizeistreife hatte sich die Lage weit nach Mitternacht beruhigt.

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Autonomes Jugendhaus Bargteheide: Staatsschutz ermittelt

Augenzeugen erklärten, der Übergriff habe eine „neue, bislang so nicht bekannte Qualität“ gehabt, auf die im Interesse der Sicherheit der im AJH verkehrenden Kinder und Jugendlichen reagiert werden müsse. Der Polizei seien nicht nur konkrete Namen von Beteiligten des Übergriffs genannt, sondern auch Videos und Tonmitschnitte übergeben worden.

Dennoch schienen weitergehende Ermittlungen zuerst auszubleiben. Erst nachdem der Fall über die Medien vermehrt öffentliche Aufmerksamkeit erfahren hatte, zog der Staatsschutz elf Tage später die weiteren Ermittlungen an sich. Zum aktuellen Stand konnte sich die Bezirkskriminalinspektion Lübeck auf Abendblatt-Anfrage indes noch nicht äußern. Doch gut möglich, dass der jüngste Vorfall jetzt in einem engen Zusammenhang mit dem Übergriff Anfang Februar betrachtet wird.