Ahrensburg. Immobilienkonzept ist beschlossene Sache – mit weitreichenden Konsequenzen. Auch ein Friedhof steht auf dem Prüfstand.
Jahrelang wurde es erarbeitet, nun hat Erzbischof Stefan Heße das Immobilienkonzept der katholischen Pfarrei St. Ansverus genehmigt. Damit steht nun endgültig der Zeitplan darüber fest, welche katholischen Kirchen in der kommenden Zeit schließen werden und welche erhalten bleiben.
„Kurz vor Weihnachten hatte der Kirchenvorstand der Katholischen Pfarrei St. Ansverus ein Immobilienkonzept beschlossen und beim Erzbistum Hamburg zur Genehmigung eingereicht“, teilt Diakon Tobias Riedel mit. Heße habe dem Konzept nun unter Auflagen zugestimmt. „Damit beginnt ab sofort die Umsetzungsphase der Vermögens- und Immobilienreform in der Pfarrei St. Ansverus, die vom Kirchenvorstand gesteuert und verantwortet wird.“
Viele katholische Kirchen in Stormarn schließen: Das ist der Zeitplan
In seinem Genehmigungsschreiben dankte der Erzbischof allen Beteiligten für ihr Engagement im zurückliegenden Prozess und insbesondere für den Mut, tiefe Einschnitte in den Immobilienbestand vorzunehmen. Gleichzeitig forderte er die Verantwortlichen auf, weiterhin über Maßnahmen zur Entlastung des Haushalts der Pfarrei zu beraten.
Denn: Überhaupt notwendig geworden ist die Immobilienreform angesichts sinkender Mitgliederzahlen bei einem gleichzeitig überdimensionierten und mit hohen Kosten verbundenen Immobilienbestand. Dieser soll durch das neue Konzept an den aktuellen und künftigen Bedarf angepasst werden.
Katholische Kirchen schließen: Immobilien in Primär- und Sekundärimmobilien eingeteilt
„Der Prozess zur Erarbeitung des Immobilienkonzepts hat alle Beteiligten viel Kraft gekostet“, kommentiert Pfarrer Christoph Scieszka die Genehmigung des Konzepts durch den Erzbischof. „Es ist gut, dass wir nun Planungssicherheit haben und mit der Umsetzung beginnen können. Dabei werden wir uns bemühen, alle Veränderungen – gerade die schmerzhaften – pastoral gut zu begleiten.“
Die Kirchen der Pfarrei wurden in Primär- und Sekundärimmobilien eingeteilt: Primärimmobilien sollen erhalten, Sekundärimmobilien in Erbpacht gegeben oder verkauft werden. Gute Nachrichten für Ahrensburg: Kirche und Gemeindehaus von St. Marien bleiben erhalten. Die Gottesbuden wurden im Konzept als sekundär eingestuft, ebenso das Pfarrhaus. In einem nächsten Schritt soll das Gemeindehaus saniert werden. Das Gemeindehaus und die Kita von St. Vicelin in Bad Oldesloe bleiben erhalten, das Pfarrhaus soll abgestoßen werden. Die Entscheidung über die Kirche wurde bis Ende Juni 2027 aufgeschoben.
Letzter Gottesdienst in Großhansdorf ist am 7. Juli
Das Gemeindehaus in St. Michael in Bargteheide bleibt erhalten, Kirche und Pfarrhaus werden als sekundär eingestuft und sollen verpachtet oder verkauft werden. Ab Juli findet der Sonntagsgottesdienst am Vorabend, also sonnabends, um 18 Uhr statt. Eine Arbeitsgruppe wird zeitnah ein Konzept für eine Umgestaltung des Gemeindesaals entwickeln, damit dieser auch als Gottesdienstraum nutzbar wird. Die Umsetzung soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Ab 2025 finden die Gottesdienste dann in dem neu gestalteten Gemeindesaal statt.
Die Heilig-Geist-Kirche in Großhansdorf soll verpachtet oder veräußert werden, ab 2026 ebenso die Wohngebäude. Die Kirche wird zeitnah geschlossen, der letzte Gottesdienst findet am 7. Juli statt. Anschließend sind alle Gottesdienstbesucher eingeladen, andernorts am Gemeindeleben teilzunehmen, insbesondere in St. Marien Ahrensburg.
Auch die St. Marien Kirche in Reinfeld wird aufgegeben
Auch St. Marien in Reinfeld wird aufgegeben. Der letzte Gottesdienst findet am 16. Juni statt. Danach sollen Gottesdienstbesucher auf St. Vicelin in Bad Oldesloe ausweichen. Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus in St. Marien in Trittau sollen 2026 abgestoßen werden. Eine Arbeitsgruppe wird ein Konzept darüber entwickeln, wo in Trittau künftig Gottesdienste und Veranstaltungen der Gemeinde stattfinden können. Eine Kooperation mit einer anderen christlichen Gemeinde erscheine laut Pfarrei dafür naheliegend.
In einer Sache weicht das beschlossene Konzept von den ursprünglichen Plänen ab. Die St. Vicelin-Kirche in Bad Oldesloe soll nicht wie ursprünglich angedacht Anfang 2027 aufgegeben werden, sondern bleibt bis mindestens Mitte 2027 erhalten. Danach soll erneut über den Status entschieden werden. Seinerzeit hatten die Pläne über die Schließung der Oldesloer Kirche bei Gemeindemitgliedern für Entsetzen gesorgt.
Widerstand gegen Schließungspläne in Oldesloe hat Wirkung gezeigt
Katholiken schrieben Briefe an den Bischof, sammelten Unterschriften. Im September hat sich der Förderverein Gemeinde St. Vicelin Bad Oldesloe gegründet, dessen Mitglieder für ihre Kirche kämpfen wollen. Der Verein zur Rettung der Kirche sammelte Vorschläge, wie sie erhalten werden kann, stand in regelmäßigem Austausch mit der Immobilienkommission. Dieser Widerstand hat nun Früchte getragen.
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„Nach längeren, auch öffentlichen Auseinandersetzungen um den Immobilienbestand in St. Vicelin (Bad Oldesloe) haben Sie ein Moratorium bis zum 30.06.2027 zur Zukunft des Standorts gesetzt, um die Entwicklung pastoraler Bedarfe am Ort zu beobachten“, schreibt Erzbischof Heße in seinem Genehmigungsschreiben.
„Dabei muss sichergestellt werden, dass tatsächlich bis Juni 2027 klug abgewogen wird, ob das Kirchengebäude für die gottesdienstfeiernde Gemeinde vor Ort nicht zu groß und insofern im Gesamtgebilde für den pastoralen Bedarf wirtschaftlich überdimensioniert ist“, so Heße weiter. Das Gemeindehaus dürfe nur so lange Primärimmobilie sein, wie die Kita im Gemeindehaus betrieben werden könne. Für den Friedhof am Wendum verlangt der Erzbischof ein Konzept zur weiteren Verwendung.