Glinde. Bis zu 4500 Quadratmeter zusätzlicher Raumbedarf am Oher Weg in Glinde – das wird teuer. Aber der Bürgermeister hat eine Idee.

Jetzt auch noch das: Die Arbeiten am Schulzentrum Glinde werden wesentlich teurer als gedacht. Allein für die Schadstoff- und Brandschutzsanierung rechnet Bürgermeister Rainhard Zug mit einem Volumen von 30 bis 40 Millionen Euro. Die Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen. Orientierung bietet ihm zum Beispiel das vollendete Projekt in Reinbek am Standort Mühlenredder. Im Komplex am Oher Weg, wo Gymnasium und eine Gemeinschaftsschule ohne Oberstufe beheimatet sind, wird es nicht bei einer Entkernung bleiben. Nun kam heraus, dass die Lehranstalt viel zu klein ist und 4100 bis 4500 Quadratmeter fehlen. Die Erweiterung will Glinde nicht allein stemmen und Nachbarn tiefer ins Portemonnaie greifen.

42 Prozent der Jungen und Mädchen, die an den beiden weiterführenden Schulen lernen, sind auswärtig. Größtenteils kommen sie aus Oststeinbek, wo es nur eine Einrichtung für Erst- bis Viertklässler gibt, und Reinbek. „Pro Schüler zahlen Kommunen uns jedes Jahr 475 Euro für Investitionen“, sagt Zug. Für ihn zu wenig mit Blick auf den Ausbau. Deshalb hat die Verwaltung bereits Gespräche mit Oststeinbek und Reinbek geführt. Die sind laut dem Bürgermeister erst mal informeller Natur gewesen. Im Raum steht nicht nur eine Erhöhung der Beiträge. „Ein zweiter Ansatz ist die Gründung eines Schulverbands. In diesem Fall werden alle Gebäude gemeinsam finanziert“, sagt Zug.

Raumbedarf wurde auf Basis der Schulentwicklungsplanung ermittelt

Solche Konstellation gibt es in Stormarn bereits. Dem Schulverband Großhansdorf gehören neben der Waldgemeinde auch Hoisdorf und Siek an. Bei jenem in Stapelfeld sind Braak und Brunsbek Mitglieder. „Ein Schulverband würde die finanzielle Belastung unserer Stadt deutlich reduzieren. Das wäre eine gute gemeinschaftliche Lösung“, sagt Matthias Sacher (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Glinder Kuturausschusses. In der jüngsten Sitzung des Gremiums berichtete die Verwaltung über den Planungsstand der sogenannten Leistungsphase null für das Schulzentrum. Dabei wird ein Nutzungskonzept als Grundlage für die später zu erbringenden Architekturleistungen definiert.

Eingebunden ist das Büro Luchterhandt. In Kooperation mit Schulleitungen, Elternbeirat, Schülervertretungen und dem Rathaus ermittelte es als Vorstufe der Sanierung zunächst auf Basis der Schulentwicklungsplanung den Bedarf. „Dabei hat sich das bestehende Raumbudget für zwei vierzügige Schulen als nicht ausreichend herauskristallisiert, um die pädagogischen Konzepte erfolgreich und nachhaltig umsetzen zu können“, heißt es in einer Informationsvorlage. In dem Dokument ist von einem zusätzlichen Gebäude die Rede, aber auch ein Anbau möglich. Die Größe des Geländes lässt beide Varianten zu, sagt Sacher. Der Christdemokrat berichtet zudem, dass das Gymnasium in den fünften und sechsten Klassen fünfzügig plane.

Schadstoff- und Brandschutzsanierung soll 2027 beginnen

Derzeit werden 1248 Jungen und Mädchen am Oher Weg unterrichtet, 542 davon besuchen die Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule. Der mangelt es vor allem an Differenzierungsräumen. Mehr Platz muss zudem für die Schulsozialarbeit geschaffen werden. Integriert in die mehr als 4000 Quadratmeter ist zudem eine neue Mensa, für die 600 Quadratmeter veranschlagt sind. Das endgültige Raumprogramm soll nach einem letzten Workshop im zweiten Quartal dieses Jahres feststehen. Dann kann das Bauamt in die Planungen einsteigen und auch Kosten benennen. Der Bürgermeister peilt die Architektenvergabe 2025 und den Beginn der Sanierung für 2027 an.

2023 wurde im Schulzentrum der Umbau des naturwissenschaftlichen Bereichs für die Fächer Biologie, Chemie und Physik abgeschlossen. Vier Millionen Euro kostete die Modernisierung, bei der aus zehn Räumen 17 gemacht wurden. Alle Leitungen, die Heizungen samt Lüftungsanlagen sind ausgewechselt. Der offene Lernbereich hat Lounge-Charakter. Der frühere Hörsaal mit massiver Treppe ist einer Bibliothek gewichen. Zimmer sind mit Medienlifts und digitalen Tafeln ausgestattet. Die Stadt hatte davor die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld, wo Jugendliche und junge Erwachsene das Abitur machen können, über mehrere Jahre in vier Bauabschnitten für rund zwölf Millionen Euro auf Vordermann gebracht.

Stadt musste Budget für Projekt an Grundschule erhöhen

Glinde investiert seit geraumer Zeit sehr viel Geld in Bildung. Momentan ist Endspurt an der Grundschule Tannenweg. Der neue zweigeschossige Komplex in sandfarbenem Klinker für knapp elf Millionen Euro umfasst 1930 Quadratmeter. Er beinhaltet zehn Klassen- und fünf Differenzierungszimmer sowie eine Mensa. Nach dem aktuellen Zeitplan werden Jungen und Mädchen hier direkt nach den Sommerferien unterrichtet und mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Auch dieses Projekt ist teurer als geplant.

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Beim Beschluss 2019 hatte die Politik 7,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Firma August Reiners unterbreitete das beste Angebot mit 9,3 Millionen Euro und erhielt den Zuschlag. Wie berichtet, gab es heftigen Streit zwischen Stadt und dem Generalunternehmer. Dieser forderte mehrmals Nachzahlungen und drohte, die Bautätigkeiten einzustellen. Zähneknirschend bewilligten die Parteienvertreter Budgeterhöhungen. Glinde beschäftigte sich auch mit einer Kündigung des Vertrags. Davon riet ein Anwaltsbüro ab.

Das Gebäude hat die Effizienzhaus-Stufe 40. Der Bund unterstützt mit 950.000 Euro. „Früher gab es wesentlich mehr Fördermittel für Schulbauten als heutzutage“, sagt Bürgermeister Zug. Auch deshalb will er Glindes Nachbarn bei einer Vergrößerung des Schulzentrums zur Kasse bitten.