Oststeinbek. Neue Grundschule in Oststeinbek kostet 28 Millionen Euro. So viel hat die Gemeinde noch nie für ein Projekt ausgegeben. Ein Rundgang.

Die Kräne sind abgezogen, der Komplex mit drei Gebäudeteilen ist von einem Gerüst ummantelt und sieht schon nahezu fertig aus. „95 Prozent der Außenarbeiten am Objekt sind erledigt“, sagt Maik Raiser, Sachgebietsleiter Hochbau, Bewirtschaftung und Unterhaltung, über den Fortschritt von Oststeinbeks teuerstem Projekt aller Zeiten. Die Gemeinde leistet sich eine neue Grundschule. Das Gerüst nutzen Arbeiter, um die Spalten zwischen den braunen Klinkersteinen zu verfugen. Auch müssen sie noch Teile des Dachs mit Zinkblech abdecken. Von dem, was die Kinderherzen höher schlagen lässt, ist noch nichts zu sehen: Geräte und Plätze, an und auf denen man sich sportlich betätigen kann. Und davon gibt es jede Menge. Die Lehranstalt wird zugleich ein Spielparadies.

Das kann nach der offenen Ganztagsbetreuung ab dem späten Nachmittag sowie an Wochenenden von jedermann genutzt werden. Jungen und Mädchen haben die Möglichkeit, auf zwei jeweils 20 mal 13 Meter großen Tartankleinfeldern zu bolzen. Auf dem Campus wird auch ein Klettergerüst mit Seilen errichtet. Hinzu kommen Reckstangen, zwei Trampolins, Balancierstelzen sowie -dreierbalken, ein Balancierparcours und drei Holzponys. Nicht zu vergessen der Teqballspieltisch. Von einer Tischtennisplatte unterscheidet dieser sich durch seine Wölbung. In drei Pavillons mit Sesseln kann man entspannen genauso wie auf einer Baumbank. Im grünen Klassenzimmer mit Sitzblöcken wird Unterricht abgehalten.

Gemeinde erhält Bundeszuschuss in Höhe von 1,4 Millionen Euro

In rund einem halben Jahr soll die Spielzone zugänglich sein. Bürgermeister Jürgen Hettwer hält am Ziel fest, dass Schüler nach den Sommerferien in dem Neubau unterrichtet werden. „Momentan sind wir im Zeitplan.“ Das Projekt kostet voraussichtlich rund 28 Millionen Euro inklusive Mobiliar, davon sind drei Millionen für die Außenanlagen veranschlagt. Eingepreist sind zudem zwei neue Plätze für den Tennisclub direkt neben der Halle als Ersatz für die beiden weggefallenen im Bereich der Baustellenzufahrt. In Abgrenzung zu den bestehenden Sandcourts ist eine Steinmauer gezogen mit späterer Erhöhung durch einen Maschendrahtzaun.

Klempner Marzin Przybylski (kniend in der Mitte) und seine Kollegen machen derzeit die Vorinstallationen in Sanitärbereichen.
Klempner Marzin Przybylski (kniend in der Mitte) und seine Kollegen machen derzeit die Vorinstallationen in Sanitärbereichen. © René Soukup | René Soukup

Oststeinbek hatte 2022 eine Förderung beim Land Schleswig-Holstein beantragt. „Leider waren wir zu weit hinten auf der Liste und konnten vom Sonderprogramm nicht partizipieren“, sagt der Verwaltungschef. Immerhin ist ein Bundeszuschuss in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro bewilligt, weil die Gemeinde im energieeffizienten KfW-55-Standard baut. Bedingung für die Auszahlung ist allerdings, dass man die Schule teilweise mit Biogas versorgt. Ein entsprechendes Blockheizkraftwerk wird geschaffen.

An jedes Klassenzimmer ist ein Differenzierungsraum angedockt

Jetzt liegt der Fokus auf dem Innenausbau. Rund ein Dutzend Gewerke sind momentan im Einsatz. Klempner Marzin Przybylski und drei Kollegen machen dieser Tage die Vorinstallationen in den Sanitärbereichen. Der 45-Jährige erzählt, dass er hier seit vier Monaten arbeitet. Überall tummeln sich Handwerker in dem zweigeschossigen Objekt. Sie ziehen Kabel, legen Rohrleitungen und Estrich. Im Dach sind in großem Umfang Fenster eingesetzt. Im mittigen Abschnitt umfasst diese Fläche 45 Quadratmeter. So gelangt viel Licht nicht nur von den Seiten in das Gebäude. An jedem der 16 Klassenzimmer ist ein Differenzierungsraum angedockt. Hier erhalten zum Beispiel Kinder mit Lernschwächen während der Unterrichtsstunde von einer zusätzlichen pädagogischen Kraft Hilfe, um den Stoff zu verinnerlichen. Alternativ kann der Platz von Hochbegabten genutzt werden. Außerdem gibt es pro Etage eine sogenannte Freilernzone.

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Für den offenen Ganztag stehen separate Räume zur Verfügung. Wer bis in den Nachmittag hinein in der Lehranstalt verweilt, kann in einer 880-Quadratmeter-Mensa mit 150 Plätzen speisen, die nicht in den Komplex integriert ist. Hier wird auch für die in Sichtweite liegende gemeindeeigene Kindertagesstätte gekocht. Die Mensa hat ein begehbares Dach, auf das sechs Hochbeete gesetzt werden. Die drei Gebäudeteile kommen in der Summe auf 4500 Quadratmeter Fläche.

Klassenstufen eins und zwei arbeiten weiterhin mit Kreidetafeln

Die neue Grundschule ist laut Rathausmitarbeiter Reiser doppelt so groß wie die jetzige an der nur wenige Meter entfernten Gerberstraße. Die wurde in den 60er-Jahren gebaut, ist sanierungsbedürftig und inzwischen zu klein. Dort lernen aktuell 313 Jungen und Mädchen. In dem neuen Objekt mit seinem Spielparadies ist Platz für 450 Kinder. Die ersten und zweiten Klassen werden weiterhin mit Kreidetafeln arbeiten. Das sei der Wunsch der Schulleitung gewesen, sagt der Sachgebietsleiter. Die Räume seien aber so ausgelegt, dass jederzeit mit Whiteboards nachgerüstet werden könne. Digitale Tafeln werden vorerst in den dritten und vierten Klassen verwendet.

Ein Blick von der oberen Etage in die Aula.
Ein Blick von der oberen Etage in die Aula. © René Soukup | René Soukup

Schüler gelangen nur über einen Eingang ins Gebäude mit seinem eingezäunten Hof. Direkt neben der Tür liegt das Sekretariat. Das Personal hat stetig ein Auge darauf, wer eintritt. Man geht auf Nummer sicher. Das jetzige Schulareal ist von mehreren Stellen aus jederzeit zugänglich.

Die Bildungsstätte neben dem Kunstrasenplatz, auf dem die Fußballteams des Oststeinbeker SV ihre Heimspiele austragen, ist das bislang teuerste Bauprojekt der 9000-Einwohner-Gemeinde. Im Juni 2018 hatten die Firmen petersen pörksen partner und arbos Freiraumplanung mit einer Gemeinschaftsproduktion den Architektenwettbewerb gewonnen und 30.000 Euro eingestrichen. Los ging es auf dem ausgewählten Areal mit Rodungsarbeiten im Januar 2022. Im November jenes Jahres war die Grundsteinlegung. Mit dem Einzug ändert sich die offizielle Bezeichnung der Lehranstalt. Noch ist sie nach dem ehemaligen Bürgervorsteher Helmut Landt benannt, der am 24. Dezember 1996 im Alter von 74 Jahren starb. Künftig heißt die Einrichtung Grundschule Oststeinbek. Das hat die Gemeindevertretung beschlossen.