Glinde. Kurz nach ihrem Start in Glinde hat Carina Groth einen Skiunfall. Das hält sie nicht davon ab, in der Wellness-Oase Vollgas zu geben.
Das Malheur passierte beim Skifahren im Urlaub in Frankreich. Carina Groth rutschte auf vereistem Untergrund aus, zog sich einen Kreuzbandriss zu und wurde operiert. Zwei Wochen nach dem Eingriff humpelt sie schon wieder durch die Gänge der Glinder Wellness-Oase Vabali Spa, ihrem Arbeitsplatz. Das rechte Kniegelenk wird durch eine Schiene gestützt, die beiden Krücken geben ihr Halt beim Fortbewegen. Die neue Chefin und Vorgesetzte von 240 Mitarbeitern ist hart im Nehmen. Der Arzt hätte sie auch länger krankgeschrieben. Das kam für die 30-Jährige aber nicht infrage. Sie sagt: „Ich bin ein ungeduldiger Mensch, kann kaum stillsitzen. Zu Hause ist mir die Decke auf den Kopf gefallen.“
Natürlich sei sie noch vorsichtig bei dem, was sie tue. Es dauert halt ein bisschen länger, wenn die Frau zum Beispiel im Restaurant unterstützt, Teller sowie Gläser abräumt oder die Geschirrspülmaschine im Küchentrakt leert. So viel Engagement kommt bei der Belegschaft gut an. Im Foyer begrüßt eine Kollegin die gebürtige Bonnerin: „Schön, dass du wieder da bist.“ Im Dezember hat Groth den Job als stellvertretende Geschäftsführerin angetreten. In der Hierarchie steht Cornelius Riehm zwar über ihr, der pendelt jedoch im Wochenintervall zwischen Glinde, Düsseldorf und Berlin. Im Rheinland und in der Hauptstadt gibt es zwei namensgleiche Häuser. Demnächst wird er auch öfters in Olching nahe München sein. Anfang kommenden Jahres ist dort der Spatenstich für das vierte Vabali hierzulande geplant.
Wellness-Oase Vabali Spa Glinde: Die neue Chefin ist hart im Nehmen
Groth ist zuständig für das Tagesgeschäft und hat bereits Akzente gesetzt. Viel gebe es nicht zu verändern, sagt sie. Es seien nur Kleinigkeiten, etwa das regelmäßige Treffen mit den Bereichsleitern immer donnerstags ab 11 Uhr. Der stetige Austausch mit den Kollegen ist ihr wichtig, egal ob die Festangestellte oder Minijobber sind. Sie führt auch Personalgespräche bei Neueinstellungen und ist Kontaktperson für jene, die um eine Gehaltserhöhung bitten. Die Verträge signiert dann Riehm. Aber nicht mehr lange. Er sagt: „Meine Stellvertreterin wird in den nächsten Monaten Prokura bekommen.“
Die passionierte Tennisspielerin mit Verbandsliga-Erfahrung ist ein Beispiel dafür, wie die Theune-Gruppe jetzt bei der Besetzung von Führungspositionen verfährt: Junge Menschen aus den eigenen Häusern werden befördert, anstatt Headhunter einzusetzen für die Rekrutierung von Externen. Neben den drei Vabali-Resorts gehören den Brüdern Markus und Stephan Theune Claudius-Therme und Neptunbad in Köln. In der Therme begann Groth während des Studiums an der Rezeption. Sie hat einen Bachelor in Tourismus- und Hotelmanagement sowie den Masterabschluss in Sporttourismus- und Erholungsmanagement gemacht. Die Auslandssemester in Peru sowie im spanischen Barcelona schmücken den Lebenslauf.
Vabali Spa Glinde: Das Hotel wird nach Ostern um 33 Zimmer erweitert
Bei den Theunes kletterte Groth zügig die Karriereleiter empor: Rezeptionsleitung in der Domstadt, dann zusätzlich Chefin des Saunabereichs und schließlich Betriebsleiterin. „Ich habe die jeweiligen Positionen nie als Ziel gehabt, es hat sich so ergeben.“ Der Job im Glinder Vabali Spa ist für die junge Frau besonders erstrebenswert gewesen, weil jenes im Unterschied zu den Objekten in Berlin und Düsseldorf ein Hotel hat. Die 74 Zimmer verteilen sich auf drei Geschosse. Nach Ostern wird die Herberge um 33 Räume erweitert, neun davon sind Suiten. Das kostet voraussichtlich bis zu zehn Millionen Euro.
Das Investment im Stormarner Süden hat sich für die Theunes bislang gelohnt. Für das im Juni 2022 eröffnete Resort blätterten sie rund 60 Millionen Euro hin inklusive Erwerb des 36.000-Quadratmeter-Areals. Im vergangenen Jahr kamen 300.000 Gäste und damit mehr als erwartet. An Wochenenden ist die Auslastung mit bis zu 1400 Besuchern am Tag am höchsten. Die im Stil eines balinesischen Dorfes gehaltene Freizeitstätte hat 13 Saunen, diverse Dampfbäder, mit Wasserbetten ausgestattete Ruheräume, Pools und einen 1000 Quadratmeter großen Naturteich. Hotel und Spa sind miteinander verbunden. In der Massageabteilung gibt es vielfältige Anwendungen, unter anderem eine speziell für werdende Mütter.
Vabali Spa erhöht Zahl der Ausbildungsplätze
Wie viele Meter sie am Tag in der Anlage zurücklegt, kann Caruina Groth nicht sagen. Es müssen aber viele sein. Der Stuhl in ihrem Büro ist oft unbesetzt. Der Check-in an der Rezeption geht der in Hamburg lebenden Frau leicht von der Hand, sie übt diese Tätigkeit gern aus. Zwischen den Studiengängen verdiente Groth damit Geld in einem Viersternehotel in Kitzbühel. Ein Ort, der ihr nicht nur wegen der Skipisten zusagt. Sie wandert in den Alpen und ist fernab des Jobs auch anderweitig sportlich aktiv: beim Rennradfahren oder Beachvolleyball.
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Zu den Hobbys zählt zudem das Reisen. Vor ihrem Einstieg in Glinde war die Vabali-Chefin zwei Monate in Australien und Neuseeland. „Ich liebe es, neue Erfahrungen zu machen.“ Es war auch eine Art des Verschnaufens vor dem, was sie erwartet. „In ihrer Funktion muss man extrem belastbar sein, unternehmerisch denken und das Gefühl entwickeln, als wäre es der eigene Laden“, sagt Riehm. Groth sei sehr strukturiert und gut organisiert. „Sie hat die Fähigkeit, Menschen zu begeistern.“
Das Eigengewächs der Theune-Gruppe will noch mehr jungen Menschen eine Ausbildung im Betrieb ermöglichen. Aktuell lernen zwei Personen im Vabali Spa in den Segmenten Hotelfachkraft und duales Studium. Zum 1. August sind zwei Stellen für angehende Köche ausgeschrieben. Auch bei der Uni-Variante soll laut Groth erhöht werden. Im April plant die Chefin Teamtreffs mit der Belegschaft in geselliger Runde, zum Beispiel ist Bowling angedacht. Sie wird dann keine Pins umschmeißen. Für ihr Knie wäre das zu viel.