Glinde. Asbest, Mineralwolle, PBC: Vor allem im Schulzentrum Oher Weg muss etwas getan werden. Die Fusion macht die Arbeiten unvermeidbar.

Die Schadstoffsanierung der Glinder Schulen würde rund 7,4 Millionen Euro kosten. Der Löwenanteil von 6,2 Millionen entfällt dabei auf das Schulzentrum am Oher Weg. „Wir haben das Glück, dass wir nicht sofort handeln müssen“, sagt Glindes Bauamtsleiter Frank Thiemann. „Wir sind dabei, das Ganze zu planen.“ Er berät derzeit mit dem Kreis über den Umfang der Sanierung. Konkrete Pläne sollen im April oder Mai vorgestellt werden,

Es ist wahrscheinlich, dass die Stadt tief in die Tasche greifen muss. Denn mit der geplanten Fusion der beiden Glinder Gemeinschaftsschulen wären Umbauten verbunden, die eine Schadstoffsanierung unvermeidbar machen. Architekt Andreas Heecks, der das Schadstoffgutachten am Donnerstagabend im Bauausschuss vorstellte, empfahl die Sanierung auch aufgrund des Alters und der vorhandenen Abnutzung der belasteten Bauteile. Zudem könnten auch Streiche von Schülern dazu führen, dass belastende Fasern freigesetzt würden.

Bereits im Sommer 2016 hatte ein Gutachten ergeben, dass Glindes weiterführende Schulen unter anderem mit Asbest, Mineralwolle und PCB belastet sind. Akuter Handlungsbedarf bestünde nicht, so die Gutachterin damals, weil die Schadstoffe fest verbaut seien und keine Fasern in der Raumluft gemessen wurden. Die jetzt vorgestellte Untersuchung sollte den Umfang der Belastung ermitteln.

Vor allem der Brandschutz macht die Sanierung teuer

Besonders teuer machen es vor allem die Brandschutzbestimmungen. Das vor 40 Jahren erbaute Schulzentrum am Oher Weg hat zwar einen Bestandsschutz. Wird die Schule aber saniert, gelten die neuen Bestimmungen. Das zöge weitere Investitionen nach sich, denn die Bauweise der Schule erfüllt nicht die heutigen Auflagen. Tauscht die Stadt beispielsweise asbesthaltige Deckenplatten in den Schulfluren aus, muss der Brandschutz der gesamten Deckenkonstruktion neu geprüft werden. Da sich diese über ganze Stockwerke zieht, ohne von tragenden Wänden unterbrochen zu werden, müssten zusätzliche Brandschutzwände eingezogen werden.

Das Schulzentrum wurde 1976 nach dem sogenannten „Kasseler Modell“ aus Stahlbetonfertigteilen gebaut. Dieses schnelle Errichten von Gebäuden wurde vom Land in den 60er- und 70er-Jahren gefördert. Heute sind diese Schulen Problemfälle in Sachen Bausubstanz, Energieverbrauch und Raumklima. Zur Kostenfalle für die Kommunen wurde beispielsweise auch das so erbaute Emil-von-Behring-Gymnasium in Großhansdorf oder die Hahnheide-Schule in Trittau.

Die Glinder Schulsanierung wäre nicht nur sehr teuer, sie würde auch lange dauern und im laufenden Schulbetrieb erfolgen müssen: Rund vier Jahre veranschlagen die Architekten für das Schulzentrum, etwa 20 Wochen für das Hauptgebäude der Gemeinschaftsschule und 10 bis 12 Wochen für die Sporthalle in Wiesenfeld. Angedacht ist ein rollierendes System, in dem jeweils eine Anzahl von Klassenräumen auf einmal renoviert wird. Flure und Treppenhäuser würden in den Ferien saniert.

Politiker stellen Notwendigkeit der Sanierung infrage

Die Aussicht, noch eine Sporthalle für den Breitensportbetrieb zu verlieren, trieb Sorgenfalten auf die Stirn von TSV-Glinde-Geschäftsführer Joachim Lehmann im Publikum. Auch die gerade begonnene Sanierung des Sportzentrums am Oher Weg für sieben Millionen Euro verteuert sich durch die Schadstoffe um weitere 704.000 Euro. Die Politik reagierte auf die Hiobsbotschaft verhalten. „Ist es wirklich sinnvoll, eine solche Grundsanierung durchzuführen, wenn momentan keine Gefährdung vorliegt?“, fragte Dr. Rainer Neumann (CDU). Und Wolfgang Pohlmann (SPD) hielt fest: „Bisher haben wir 40 Jahre keine Beschwerden.“

Seine Idee, das 17.000 Quadratmeter große Schulzentrum alternativ abzureißen und neu zu bauen, stoppte Planer Heecks schon im Ansatz: „Ein Neubau würde rund 34 Millionen Euro kosten.“ Wulf Tank (Grüne) stellte klar: „Ich teile nicht die Hoffnung, dass wir um das, was heute vorgestellt wurde, herum kommen werden.“ Und SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach (SPD) betonte: „Ich halte es für fahrlässig zu sagen, wir machen nichts.“

Das wäre auch im Sinne der Eltern: „Mein Sohn ist jetzt 12 und er soll ohne Schadstoffbelastung zur Schule gehen“, sagt Elternvertreterin Katrin Jarck.