Bad Oldesloe/Ratzeburg. Polizei veröffentlicht Zahlen für das Jahr 2023 für das Herzogtum Lauenburg und Stormarn. In dem Bericht kündigt sie Konsequenzen an.
Wenn es auf den Straßen im Herzogtum Lauenburg und in Stormarn kracht, sind immer häufiger Senioren Schuld. Das geht aus dem Verkehrssicherheitsbericht 2023 hervor, den die Polizeidirektion Ratzeburg jetzt veröffentlicht hat. Für 517 Verkehrsunfälle waren Senioren in beiden Kreisen verantwortlich. 2020 lag die Zahl noch bei 403.
Für 2023 fällt die Zunahme besonders drastisch aus: 84 Mal häufiger als im Vorjahr waren Menschen im Alter von über 65 Jahren Verursacher eines Unfalls. Junge Fahrer waren deutlich seltener Schuld: Sie verursachten im vergangenen Jahr 327 Verkehrsunfälle. Allerdings verzeichnet die Polizei auch hier einen Anstieg.
Polizei veröffentlicht Unfallstatistik: Senioren sind immer häufiger schuld
Insgesamt krachte es 2023 auf den Straßen in Stormarn und im Lauenburgischen 12.205 Mal, das sind 8,4 Prozent (plus 944) mehr Unfälle als im Jahr zuvor. Mit knapp zwei Dritteln ereignete sich der Großteil davon innerhalb geschlossener Ortschaften. Die gute Nachricht: In 76 Prozent der Fälle gab es keine Verletzten und nur geringfügige Materialschäden.
Bei 13 Prozent der Unfälle kam mindestens eine Person zu Schaden. Insgesamt wurden 1879 Menschen verletzt, 99 mehr als im Vorjahr. Die meisten (1611) erlitten leichte Verletzungen und mussten lediglich vor Ort oder ambulant behandelt werden. 268 Personen mussten mit schweren Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt werden. Die Zahl der Todesopfer ist mit zehn gegenüber 2022 unverändert geblieben.
Auch landesweit nimmt die Zahl der von Senioren verschuldeten Unfälle zu
Mit dem Anstieg bei der Zahl der von Senioren verursachten Unfälle folgen die Kreise Herzogtum Lauenburg und Stormarn einer landesweiten Entwicklung. Zählten die Polizeibeamten in Schleswig-Holstein 2020 noch 2890 Unfälle, für die Menschen älter als 65 Jahre verantwortlich waren, so waren es 2023 bereits 3456.
Die Statistik zeigt auch: Wenn Senioren in einen Verkehrsunfall verwickelt waren, hatten sie ihn in etwa zwei Dritteln der Fälle auch selbst verursacht. Im Herzogtum Lauenburg und in Stormarn kam je ein Mensch bei einem von einem Senior verursachten Unfall ums Leben.
Polizeidirektion kündigt Ausweitung der Präventionsangebote für ältere Autofahrer an
Die Ergebnisse dürften diejenigen bestärken, die regelmäßige Fahrtauglichkeitstestes für Senioren fordern. Ein entsprechender Vorstoß der EU-Kommission für Pflichttests ab 70 Jahren war im Dezember am Widerstand der Verkehrsminister der Mitgliedsstaaten gescheitert. Auch der deutsche Ressortchef Volker Wissing (FDP) wandte sich gegen die Idee.
Die Polizeidirektion Ratzeburg will mit zusätzlichen Präventionsangeboten auf die Entwicklung reagieren. „Aufgrund der gestiegenen Verkehrsunfallzahlen mit Senioren als Beteiligte plant die Präventionsstelle ihr Angebot der Verkehrsunfallprävention für lebensältere Verkehrsteilnehmer auszuweiten“, kündigt sie in ihrem Bericht an.
Auch Fahranfänger verursachen mehr Unfälle, sind aber deutlich seltener Schuld als Senioren
Autofahrer zwischen 18 und 24 Jahren, die oftmals als besonders risikofreudig gelten, haben im Lauenburgischen und in Stormarn ebenfalls mehr Unfälle verursacht als im Vorjahr. Der Zuwachs (plus 27) fällt allerdings deutlich geringer aus als bei den Senioren und auch die absolute Anzahl der von Fahranfängern verschuldeten Unfälle liegt mit 327 weniger als halb so hoch wie in der Altersgruppe 65 plus.
Auffällig sind die Unterschiede bei den Unfallursachen zwischen den beiden Gruppen. Senioren missachteten besonders häufig die Vorfahrt anderer Verkehrsteilnehmer. In mehr als zwei Dritteln der Fälle war das der Grund, warum sie einen Unfall verschuldeten. Danach folgen Geschwindigkeitsverstöße, eine Missachtung des Rechtsfahrgebots und Fehler beim Abbiegen.
Bei jungen Autofahrern ist eine zu hohe Geschwindigkeit die häufigste Unfallursache
Bei den jungen Autofahrern ist hingegen mit Abstand am häufigsten eine zu hohe Geschwindigkeit unfallursächlich. Aber auch Missachtung der Vorfahrtsregeln und ein zu geringer Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern sind häufige Unfallursachen in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen.
Bei der separaten Betrachtung des Unfallgeschehens in den beiden Kreisen stellt der Bericht deutliche Unterschiede fest. Für das Herzogtum Lauenburg spricht die Polizei von einem „deutlichen Anstieg“ der Verkehrsunfälle, insbesondere jener unter Alkoholeinfluss.
Polizei zählt deutlichen Anstieg der Unfälle im Herzogtum Lauenburg
5530 Mal krachte es im Lauenburgischen im vergangenen Jahr, 604 Mal (plus 12,3 Prozent) häufiger als 2022. 879 Menschen wurden verletzt, 98 mehr als im Vorjahr. 135 Personen (plus fünf) erlitten schwere Verletzungen. Erfreulich ist hingegen der Rückgang der Verkehrstoten: Starben 2021 und 2022 je sieben Menschen auf den Straßen im Herzogtum, waren es im vergangenen Jahr nur drei. Darunter war anders als in den beiden Vorjahren auch ein Radfahrer.
Insgesamt wurden 246 Fahrradfahrer im Kreis Herzogtum Lauenburg im vergangenen Jahr bei Unfällen verletzt, 14 mehr als 2022. An 257 Unfällen waren sie beteiligt, wobei sie etwa die Hälfte (154) selbst verursachten. 57 Fußgänger wurden verletzt. Bei 75 Unfällen (plus elf) mit sechs Verletzten spielte Alkohol eine Rolle.
In Stormarn ist die Zahl der Verkehrsunfälle weniger stark gestiegen
In Stormarn ist die Zahl der Verkehrsunfälle ebenfalls gestiegen, die Zunahme fällt mit 5,4 Prozent aber deutlich geringer aus als im östlichen Nachbarkreis. 6675 Unfälle zählte die Polizei 2023, 340 mehr als im Jahr zuvor. Anders als im Herzogtum Lauenburg nahm die Zahl der Verletzten kaum zu. Sie liegt bei 1010, das sind ähnlich viele wie 2022 (1007 Verletzte).
Mehr aus Stormarn
- Impfnachweise gefälscht? Prozess beginnt mit Überraschung
- Neue Müllverbrennungsanlage startet noch dieses Jahr
- Autobahnkreuz Bargteheide wird zur Baustelle
133 Personen wurden in Stormarn bei Verkehrsunfällen schwer verletzt, vier mehr (plus 3,1 Prozent) als im Vorjahr. Besorgniserregend ist dagegen der Blick auf die Verkehrstoten: Starben 2022 drei Personen auf Stormarns Straßen, waren es im vergangenen Jahr sieben Menschen, die tödlich verunglückten. Unter den Getöteten waren zwei Fahrradfahrer. 2022 war ein Radfahrer bei einem Unfall in Stormarn gestorben.
Weniger verletzte Fahrradfahrer und weniger Unfälle mit Beteiligung von Kindern
Insgesamt ist die Zahl der verletzten Fahrradfahrer im Kreis zwischen Hamburg und Lübeck um vier auf 311 gesunken. An 339 Unfällen waren sie beteiligt und in etwa zwei Dritteln (202) der Fälle auch Schuld. 63 Fußgänger (minus acht) kamen in Stormarn zu Schaden. Bei 79 Unfällen standen Beteiligte unter Alkoholeinfluss, das ist die gleiche Zahl wie im Vorjahr. 40 Personen wurden dabei verletzt.
Eine gute Nachricht: Die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Kindern ist in beiden Kreisen zurückgegangen. Im Herzogtum Lauenburg sank sie um neun auf 60, wobei 64 Kinder verletzt wurden, elf weniger als 2022. In Stormarn waren Kinder an 91 Unfällen beteiligt, 15 weniger als im Vorjahr. 80 Kinder wurden verletzt, das sind 30 weniger als 2022. Die Polizei führt den positiven Trend darauf zurück, dass die Präventionsarbeit der Beamten in den Kindergärten und Schulen 2023 nach den Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder im gewohnten Umfang stattfinden konnte.
Mehr Autofahrer sind zu schnell unterwegs, dafür sitzen weniger betrunken hinterm Steuer
Neben dem Unfallgeschehen gibt die Verkehrssicherheitsstatistik auch Auskunft über andere Delikte im Straßenverkehr. 57.887 Autofahrer wurden in beiden Kreisen wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt, 7853 mehr als im Vorjahr. Besonders im Herzogtum Lauenburg stieg die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße deutlich an (plus 7346).
1775 Autofahrer erwischten die Beamten mit einem Handy oder anderen elektronischen Gerät am Steuer, ebenfalls deutlich mehr (plus 394) als 2022. Dafür waren weniger Personen (195) betrunken unterwegs. Im Vorjahr hatte die Polizei noch 302 Autofahrer mit Alkohol hinterm Steuer erwischt. Deutlich häufiger als unter Alkohol- standen Autofahrer unter Drogeneinfluss. Bei 280 Verkehrsteilnehmern (Vorjahr: 324) stellte die Polizei Betäubungsmitteleinfluss fest.