Ahrensburg. Grünen-Stadtverordneter Stephan Lamprecht erhält seit Monaten anonyme Drohbriefe. Was die Polizei zum aktuellen Ermittlungsstand sagt.

Die Stadt Ahrensburg hat einen Sicherheitsdienst mit dem Schutz der Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung beauftragt. Damit reagiert die Verwaltung auf die Drohungen gegen den Grünen-Kommunalpolitiker Stephan Lamprecht. Der 55-Jährige erhält seit fünf Monaten anonyme Briefe mit Schmähungen und Beleidigungen. Grund ist, dass Lamprecht sich als queer identifiziert.

Der Ahrensburger hatte die Drohungen im Februar öffentlich gemacht. Der Unbekannte forderte den 55-Jährigen demnach zum Rückzug aus der Stadtverordnetenversammlung und aus dem Kirchengemeinderat auf, in dem sich Lamprecht ebenfalls engagiert. Im Februar hatte der Grünen-Politiker nach eigenen Angaben ein Schreiben in seinem Briefkasten gefunden, indem der Hetzer ihn aufforderte, sich zu erhängen. Dem Brief sei auch eine Schlinge beigelegt gewesen.

Drohungen gegen Kommunalpolitiker: Stadt Ahrensburg engagiert Sicherheitsdienst

Daraufhin tagten Ahrensburgs Stadtverordnete Ende Februar unter Polizeischutz. Bürgermeister Eckart Boege und Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg verurteilten die anonyme Hetze scharf. Der Verwaltungschef nannte die Anfeindungen „feige, widerwärtig und in jeder Hinsicht inakzeptabel“. Sie seien ein Angriff auf die Menschenwürde und die Demokratie.

Stukenberg betonte, dass es sich bei Beleidigungen, Diffamierungen und Gewaltandrohungen nicht nur um inakzeptable Grenzüberschreitungen handele, sondern um Straftaten. „Der Täter oder die Täterin ist gut beraten, sich der Polizei zu stellen“, so der Bürgervorsteher.

Bürgermeister Eckart Boege spricht von einer Vorsichtsmaßnahme

Bei der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten in der Reithalle des Marstalls waren erstmals Mitarbeiter der Sicherheitsfirma zugegen. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagt Boege. Es habe keine konkreten Anhaltspunkte für eine Gefährdung gegeben.

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In Zukunft soll kurzfristig im Vorfeld der Sitzungen über die Anwesenheit des Sicherheitsdienstes entschieden werden. „Das hängt auch von den Ergebnissen der laufenden Ermittlungen der Polizei ab“, so der Bürgermeister. Diese dauern laut einem Sprecher der Polizeidirektion Lübeck, deren Staatsschutzkommissariat das Verfahren an sich gezogen hat, weiter an.

Polizei führt laut Sprecher fortlaufend eine Gefährdungseinschätzung durch

„Zum Schutz der noch laufenden Ermittlungen können aktuell keine weiteren Angaben zur Sache gemacht werden“, sagt er. Die Polizei prüfe und bewerte die Lage und führe fortlaufend eine Gefährdungseinschätzung durch. Aus polizeitaktischen Gründen könne er dazu keine weiteren Einzelheiten nennen.