Ahrensburg. Umstrittenes Kunstwerk sorgte jahrelang für Ärger in der Schlossstadt. Nun verschwinden letzte Spuren eines Kapitels Stadtgeschichte.
Nun verschwinden auch die letzten Spuren jener Skulptur, die in Ahrensburg jahrelang für Streit und emotionale Debatten gesorgt hat: Am Dienstag haben Mitarbeiter des Bauhofs damit begonnen, das Fundament auf dem Rondeel zu beseitigen, auf dem bis Februar 2020 der „Muschelläufer“ stand.
Seit ihrer Enthüllung im August 2005 gab es Ärger um die vier Meter hohe und rund 400 Kilogramm schwere Fiberglas-Figur des Kieler Künstlers Martin Wolke. Sie war ein Geschenk des Rotary-Clubs Ahrensburg an die Stadt zu seinem 25-jährigen Bestehen. Eine Kommission aus Kunstexperten und Verwaltungsmitarbeitern hatte das 25.000 Euro teure Werk für den zentralen Platz im Stadtzentrum ausgewählt.
Ahrensburg beseitigt letzte Überreste des „Muschelläufers“ auf dem Rondeel
Der in einen blauen Anzug gekleidete Mann auf der Muschel, die eigentlich eine Schnecke ist, passe nicht nach Ahrensburg, kritisierten viele. Außerdem wurde die Skulptur für die Schlossstadt teuer: Über die Jahre zahlte die Stadtkasse rund 30.000 Euro für Reparaturarbeiten, nachdem Unbekannte den „Muschelläufer“ mehrfach mit Böllern und Graffiti schwer beschädigt hatten. Später ließen Ahrensburgs Stadtverordnete das Werk nur noch notdürftig reparieren.
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Im November 2019 ergab ein Gutachten, dass aufgrund der Schäden die Standsicherheit der Skulptur beeinträchtigt sei. Der damalige Bürgermeister Michael Sarach zog die Reißleine und ließ den „Muschelläufer“ auf den Bauhof bringen. Dort blieb er bis zu seinem endgültigen Abtransport März 2023. Zuvor hatte sich Urheber Martin Wolke nach jahrelangem Rechtsstreit bereiterklärt, sein Werk zurückzunehmen.
Zwei Pflanzkübel verdeckten bislang notdürftig das Fundament
Übrig blieb das Fundament auf dem Rondeel samt Stromkabeln, welche für das Lautsprechersystem des „Muschelläufers“ verlegt worden waren. Wer etwas in die Handmuschel hineinrief, hörte ursprünglich das Echo gemeinsam mit Meeresrauschen aus dem großen Schneckenhaus erklingen. Bei einer Böller-Attacke wurde der Mechanismus zerstört.
Bislang wurde das Loch im Rondeel notdürftig mit zwei Pflanzkübeln verdeckt. Ob irgendwann ein anderes Kunstwerk an der Stelle errichtet wird, steht nicht fest. Bislang gibt es keine solchen Pläne.