Ahrensburg. Queerer Stadtverordneter aus Ahrensburg erhält anonyme Briefe und E-Mails. Beamte sichern Sitzung. Bürgermeister entsetzt.
Die Stadtverordnetenversammlung in Ahrensburg ist am Montagabend unter Polizeischutz zusammengekommen. Grund sind Drohungen gegen den Grünen-Kommunalpolitiker Stephan Lamprecht. Er hatte in den vergangenen Wochen wiederholt anonyme Briefe und E-Mails mit Beleidigungen erhalten. Grund der Schmähungen ist offenbar, dass sich Lamprecht als queer identifiziert. „Das wissen alle aus meinem Freundeskreis und meiner Familie seit 40 Jahren“, sagte er am Montagabend.
Die Polizei hatte zwei Beamte vor dem Eingang zur Reithalle des Ahrensburger Marstalls postiert, während drinnen die Stadtverordneten tagten.
Stadtverordneter bedroht: Ahrensburger Politiker tagen unter Polizeischutz
Zu Beginn der Sitzung verurteilten Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege und Bürgervorsteher Benjamin Stukenberg (Grüne) die anonyme Hetze scharf. Boege nannte sie „feige, widerwärtig und in jeder Hinsicht inakzeptabel“. Die Bedrohungen seien ein Angriff auf die Menschenwürde und die Demokratie. Bürgervorsteher Stukenberg: „Es sind nicht nur Grenzüberschreitungen, sondern Straftaten. Der Täter wäre gut beraten, sich bei der Polizei zu stellen.“
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Stephan Lamprecht selbst sagte, der Täter habe ihm geraten, sich an einem Baum aufzuhängen. Da gehörten Leute wie er hin. Lamprecht wandte sich dann direkt an den Unbekannten: „Diesen Gefallen kann ich Ihnen nicht tun. Ich kämpfe seit 40 Jahren für Toleranz, und dieser Kampf scheint mir jetzt wichtiger denn je.“
Erste anonyme Schreiben im Oktober im Briefkasten gefunden
Das erste anonyme Schreiben hatte der Kommunalpolitiker nach eigenen Angaben im Oktober in seinem Briefkasten gefunden. In der Zeit darauf folgten weitere, außerdem kommentierten Unbekannte Fotos auf seinen Social-Media-Profilen in beleidigender Weise. Lamprecht, der auch im Kirchengemeinderat aktiv ist, wurde aufgefordert, sich aus dem Ehrenamt zurückzuziehen.
Auch Kirchengemeinde und Parteifreundin erhielten anonyme Schreiben
Als der Ahrensburger dem nicht nachkam, erhielten auch die Kirchengemeinde und eine Parteifreundin Lamprechts anonyme Briefe. Unter anderem sei ihm gedroht worden, er werde beobachtet, wenn er bei bestimmten Veranstaltungen erscheine, so Lamprecht, der inzwischen Strafanzeige gestellt hat.
Der Kommunalpolitiker war erst vor Kurzem von der SPD, für die er 2023 in das Stadtparlament gewählt worden war, zu den Grünen gewechselt. Damit sollen die Drohungen aber nicht in Zusammenhang stehen.