Reinbek. Durch das Hin und Her um das Gewerbegebiet Haidland ist viel Zeit verloren gegangen, sagen die Planer. Die wollen sie aufholen.

Knapp einen Monat ist es her, dass der geplante Bürgerentscheid zur Erweiterung des Gewerbegebiets Haidland in Reinbek in der Stadtverordnetenversammlung überraschend gekippt wurde. Nun scheint es schnellen Schrittes voranzugehen: Im aktuellen Sitzungsturnus steht der Punkt „Umsetzung der Erweiterung des Gewerbegebietes Haidland“ auf der Tagesordnung mehrerer Sitzungen, war unter anderem Thema im jüngsten Ausschuss für Finanzen und Wirtschaft.

Und: Auch Bürgerinnen und Bürger sollen bei der Erweiterung des Gewerbegebiets Senefelder Ring zwischen Sachsenwaldstraße und Bummereiweg um neun Hektar ins Haidland mitreden. Am Dienstag, 26. März, 19 Uhr, findet im Sitzungssaal des Reinbeker Rathauses (Hamburger Straße 5–7) eine „Frühzeitige Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan Nr. 118 – Erweiterung Gewerbegebiet Haidland“ statt. Alle Interessierten sind eingeladen.

Gewerbegebiet erweitern: Jetzt soll alles ganz schnell gegen

Ulf Hahn, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS) Stormarn, berichtete im Finanz- und Wirtschaftsausschuss vom aktuellen Stand. Die WAS entwickelt und vermarktet das Gewerbegebiet. Stellvertretend für den verhinderten Dennis Kissel, Geschäftsführer der Aballwirtschaft Südholstein (AWSH), berichtete Hahn, das Unternehmen habe nach wie vor Interesse, sich anzusiedeln.

Wie berichtet, ist mit der Gewerbegebietserweiterung auch die Verlegung des derzeitigen Recyclinghofes in Reinbek geplant. Dieser befindet sich aktuell in der Glinder Straße, soll wegen Verkehrs- und Lärmbelästigung weichen. Das sei auch zwingend notwendig, so SPD-Fraktionschef Nikolaus Kern: „Die Verlegung des Recyclinghofes sollte absolute Priorität haben, um Bürgerinnen und Bürger zu entlasten.“

Gewerbegebiet Haidland: WAS und Stadtverwaltung sind im engen Austausch

„Wir haben uns sehr über das positive Ergebnis zur Gewerbegebietserweiterung gefreut und möchten wissen, wie es weitergeht“, sagte Jan Moritz (CDU). Nun sei es wichtig, Tempo zu machen. „Die Stadt Reinbek steht im engen Austausch mit der WAS“, sagte Reinbeks Wirtschaftsförderin Anika Pahlke. Man habe bereits mehrfach zusammengesessen, wolle mit der Bürgerbeteilugung schnell die Bevölkerung mit ins Boot holen.

Normalerweise dauere die Entwicklung eines Gewerbegebiets zwei bis drei Jahre. Aber: „Ich glaube, es geht schneller“, so Ulf Hahn. Durch die langen Diskussionen zur Gewerbegebietserweiterung sei Zeit verloren gegangen, „das ist so“, sagte Hahn. „Wir waren in dieser Zeit aber nicht untätig.“ Mittlerweile seien Aufträge für Untersuchungen in Sachen Natur- und Artenschutz erteilt.

Im erweiterten Gewerbegebiet Haidland sollen sich hauptsächlich Reinbeker Firmen ansiedeln

Weitere Schritte sollen zeitnah folgen. Der Plan ist, dass sich im erweiterten Gewerbegebiet hauptsächlich Reinbeker Unternehmen ansiedeln, möglicherweise auch wenige auswärtige. Durch die Erweiterung auf dem Gebiet im Osten des bestehenden Gewerbegebiets zwischen Sachsenwaldstraße im Süden und Bummereiweg im Norden erhöht sich die Gesamtgewerbefläche in Reinbek um knapp zehn Prozent. Politik und Verwaltung erwarten dadurch eine spürbare Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen.

Das Thema Gewerbegebietserweiterung war und ist in Reinbek umstritten. Eine Bürgerbeteiligung unter dem Titel Stadtteilplan-Schönningstedt hatte 2022 gezeigt, dass Anwohner überwiegend gegen eine Erweiterung sind. Im Oktober 2023 sprach sich die Politik mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP und Forum 21 mehrheitlich für eine Erweiterung aus, nur die Grünen waren dagegen.

Haidland: Geplanter Bürgerentscheid wurde überraschend gekippt

Kurz darauf beschloss die Politik einen Bürgerentscheid, der eigentlich zusammen mit der Europawahl am 9. Juni 2024 stattfinden sollte. Gegen das Votum der CDU stimmte die Politik im November dafür, die Reinbekerinnen und Reinbeker entscheiden zu lassen. Die beteiligten Fraktionen setzten damals darauf, dass die Bürger sie in ihrer Meinung bestätigen.

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Vor knapp einem Monat wurde das Vorhaben überraschend gekippt. In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung sollte noch über das Datum und über die konkrete Fragestellung abgestimmt werden. Aber weder zum einen noch zum anderen konnte die erforderliche Mehrheit gefunden werden. Schon im Hauptausschuss kurz hatte sich die Politik nicht auf eine Fragestellung einigen können.

Gewerbegebietserweiterung Haidland: Politik konnte sich nicht einigen

Am Tag der Stadtverordnetenversammlung teilte die Stadtverwaltung der Politik nach einer entsprechenden Prüfung durch die Kommunalaufsicht mit, dass es keinen Bürgerentscheid geben wird, falls die Fragestellung in der Stadtverordnetenversammlung keine ausreichende Mehrheit findet. In der Datumsfrage gab es 15 Ja- und neun Nein-Stimmen sowie sechs Enthaltungen.

Zur Fragestellung gab es zwölf Ja-Stimmen, 16 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen. Grüne und FDP stimmten mit Ja, die CDU votierte dagegen, das Forum 21 nicht einheitlich. Die SPD, die im Hauptausschuss noch für die Fragestellung gestimmt hatte, enthielt sich in der Datumsfrage und stimmte gegen die Fragestellung. Die Grünen warfen der SPD seinerzeit Kalkül vor, die SPD widersprach vehement. So kam der Bürgerentscheid nicht zustande.