Reinbek. Anfangs waren viele Teilnehmer skeptisch. Am Ende hatten sie aber viele Ideen für die Stadtteilplanung zusammengetragen.
Die Stimmung war im Vorfeld eher gereizt: Gut 30 Schönningstedterinnen und Schönningstedter waren der Einladung der Stadt in die Grundschule ihres Stadtteils gefolgt, um dort über die weitere Entwicklung Schönningstedts zu diskutieren. Das beauftragte Planungsbüro Luchterhand & Partner hatte als Grundlage drei Szenarien entworfen, wie Schönningstedt in 30 Jahren aussehen könnte.
Stadtteilplanung mit Bürgerbeteiligung nur eine Farce?
„Ich finde die Resonanz erschreckend klein“, sagte eine Bewohnerin des Stadtteils. „Auch von den Politikern sind nur wenige da.“ Und eine andere zweifelte: „Ich habe das blöde Gefühl, das bringt doch nichts. Die Stadt hält uns die Beteiligung wie ein Leckerli vor die Nase, aber so versucht man, eine Gewerbegebietserweiterung durchzudrücken. Bestimmte Sachen sind politisch schon entschieden.“ Die Stadt habe schon einmal versucht, die Schönningstedter reinzulegen.
Ein Anwohner argwöhnte: „Ich verstehe nicht, warum die Stadt dem Recyclinghof einen adäquaten Platz anbieten muss. Die können sich doch ein Grundstück suchen wie jedes andere Unternehmen auch.“ Und Lars Kaiser, Vize-Ortswehrführer, beklagte: „Mit uns hat bisher niemand darüber gesprochen, ob der aktuelle Standort des Recyclinghofs als Platz für eine neue Feuerwehr überhaupt geeignet ist.“
Teilnehmer konnten an Modellen ihre Ideen eintragen
Trotz dieses Misstrauens gegenüber der Stadt diskutierten die Teilnehmenden schließlich engagiert und brachten interessante Ideen vor. Die verschiedenen drei Szenarien umfassten einen kaum veränderten Plan S, eine Variante M mit etwas mehr Wohnbebauung im Nordosten des Viertels und einen an das bestehende Gewerbegebiet angrenzenden Streifen für Büros, Handwerk und Kleingewerbe im Westen sowie die XL-Variante mit einer verdichteten Gewerbeentwicklung samt Umgehungsstraße im Westen Schönningstedts und einer größeren Wohnsiedlung westlich der Königsstraße. Auch dort sollte zwischen den Baufenstern noch ein Grünstreifen Platz finden.
Spaziergang beim Forum 1 lieferte die Ideen
Auf Basis der Ideen, die die Bürgerinnen und Bürger beim Spaziergang durch den Stadtteil und dem anschließenden Forum 1 zusammengetragen hatten, hatten die Planer diese drei Varianten erarbeitet. Außerdem präsentierte das Team aus Lion Günther, Sophia Linow und Marek Nowak die Idee, auf der heutigen Multifunktionsfläche neben dem Einkaufszentrum Sachsenwaldstraße den Recyclinghof der AWSH zu platzieren und eine Festwiese im Zentrum oder im Nordosten zu etablieren. Ein weiteres Hauptthema der Debatten waren die Verkehrsberuhigung der Königstraße sowie ein möglicher Flächentausch zwischen Recyclinghof, Feuerwehr, eventuell auch Kita und Multifunktionsfläche an der Sachsenwaldstraße.
Modelle waren nur Ideensammlungen
Lion Günther betonte, dass es bei den Szenarien, die als Modelle an drei Tischen vorlagen, nicht um ein „entweder oder“ gehe. Die Modelle seien lediglich Ideensammlungen, die den Teilnehmenden als Diskussionsbasis präsentiert werden sollten. Dafür hatte das Büro Luftbilder des Stadtteils auf Schaumstoff aufgezogen und verschiedenfarbige Fähnchen mit den Aufschriften Wohnen, Arbeiten, Natur und Mobilität versehen, die sich auf der Rückseite beschriften und in das Foto stecken ließen.
Das Forum wurde in drei Gruppen eingeteilt, die abwechselnd an den verschiedenen Szenarien diskutierten. Die Teilnehmenden hatten nun die Möglichkeit, ihre Ideen auf den Fähnchen festzuhalten und an der passenden Stelle im Luftbild einzustechen. So wurden die wunden Punkte auf dem Stadtplan sofort ersichtlich.
Anwohner sehen weitere Wohngebiete skeptisch
„Also das mit dem Recyclinghof auf der Multifunktionsfläche geht gar nicht“, stellte eine Schönningstedterin klar. „Das ist ja auch mit Gerüchen und Geräuschen verbunden.“ Ein Anwohner gab ihr Recht. Auch die Fläche für Feiern müsste eigentlich am Rand der Wohnbebauung liegen, weil Partys ebenfalls erheblichen Lärm mit sich brächten – und nicht, wie von den Planern vorgeschlagen, mittendrin. Schließlich entstand die Idee, dass die Feuerwehr vielleicht an ihrem Standort erweitert werden könnte, wenn die Kita abgerissen und weiter östlich neu gebaut werden würde.
Überhaupt: Neue Wohngebiete werden aus Sicht vieler Diskutierenden in Schönningstedt eigentlich nicht gebraucht, fast noch weniger als Gewerbegebietserweiterungen. Eine Anwohnerin erklärt bei der Variante M: „Also diesen schmalen Streifen an Gewerbegebietserweiterung finde ich doch noch vertretbar. Wenn dort nur Büros und kleinere Betriebe angesiedelt werden, warum nicht? Dort könnte auch der neue Recyclinghof angesiedelt werden.“ Viel Zuspruch erfährt sie nicht. Nur die Idee, dass das Gelände der AWSH in das Gewerbegebiet gehört, gefällt.
Forum 3 ist für November angedacht
Das XL-Szenario lassen die Teilnehmenden völlig abblitzen, es ist ihnen zu massiv. SPD-Stadtverordneter Tomas Unglaube schlägt vor, es abzuwählen und erntet dafür Beifall. Marek Nowak und Lion Günther leisten Überzeugungsarbeit: Es gehe nicht darum, sich für eine konkrete Variante zu entscheiden, erläutert Günther. Auch in diesem Szenario gebe es Ideen, die weiterverfolgt werden könnten, etwa im Gewerbegebiet eine Fotovoltaikanlage zu installieren, damit Schönningstedt energetisch autark wird.
Beim nächsten Arbeitskreis im September wollen sich die Planer von Luchterhand & Partner einzelne Bereiche daraufhin anschauen, wie die Ideen umgesetzt werden könnten, etwa die Verkehrsberuhigung der Königstraße. Forum 3 ist für November angedacht.